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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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durch
The Game
zu laufen, sondern durch
Das Glücksprinzip.
    »Ich meine … wenn das erst die erste Mail war«, schwadronierte ich, »was zum Teufel steht dann erst in der nächsten?«
    Ariana schob die Hände in ihre Parka-Taschen. Den Regenmantel mit der eingenähten Wanze hatte sie absolut nicht anziehen wollen. »Ist dir nicht kalt?«
    »Was? Nein.«
    »Warum sollen CIA -Agenten sich darum scheren, einem Typen wie Doug Beeman zu helfen?«, fragte sie.
    »Ich kann mir beim besten Willen keinen Grund vorstellen.«
    »Was bedeutet, dass sie es wahrscheinlich nicht waren. Und das ist ja schon mal ganz gut.« Sie runzelte die Stirn. »Oder schlecht.« Sie knabberte an ihrem lädierten Daumennagel. »Also, wenn man sich überlegt, wie diese Leute dich vorher schon verfolgt haben, was meinst du, was hinter dieser Wohltätigkeitsnummer steckt?«
    »Ich hätte da eine Theorie.«
    »Das hab ich fast schon befürchtet.«
    Sie zog mich am Ärmel, so dass ich ins Schwanken geriet und wir zusammen mitten durch eine Pfütze platschten. Vor uns ragte das überladene Haus auf, das wir uns immer wieder gerne ansahen – Stuckfassade, pompöser Säulengang, Giebel an allen Ecken und angedeutete Burgzinnen im Tudor-Revival-Stil. Die Mauern, die nicht zur Straßenseite zeigten, waren jedoch mit billigem Kunststoff verkleidet. Die Nachbarn erzählten sich, dass dieser grauenvolle Stilmischmasch dem Besitzer eines Filmverleihs gehörte, und das Design sprach durchaus für eine Fantasie à la Hollywood. Es stand dort wie ein Pfau, der sein Rad schlägt – halb Werbung, halb Aggression. So viel Geld, und es reichte immer noch nicht. Ich erinnerte mich, wie ich bei Summit einmal in die Kulissen spaziert war, nur um zu entdecken, dass sich hinter den kitschigen Aufbauten nur Gerüste und Bretter befanden. Es war fast so, als würde man den Weihnachtsmann bartlos und in Unterwäsche in der Umkleidekabine erwischen.
    »Die brauchen dringend noch ein paar Säulen«, stellte Ariana trocken fest, und ich musste lachen. Auf der anderen Straßenseite saßen die Meyers im warmen Glanz eines altmodischen Kandelabers und unterhielten sich bei ein paar Gläsern Wein. Bernie hob die Hand zum Gruß, und wir winkten zurück. Es war schon Monate her, dass Ariana und ich einen Abendspaziergang gemacht hatten, und erst jetzt merkte ich, wie sehr mir das gefehlt hatte. Draußen sein, die klare, frische Luft einatmen – ausnahmsweise mal nicht im Streit, enttäuscht oder verfolgt von einer versteckten Kamera. Später wollten wir uns eine heiße Suppe von unserem Lieblingsvietnamesen mitnehmen, uns aufs Sofa setzen, essen und reden. Ein Abend, so vertraut und sicher wie ein altes Sweatshirt.
    Ich griff nach Arianas Hand.
    Es kam uns beiden ein wenig unnatürlich vor, aber wir ließen uns nicht wieder los. »Deine Theorie …«, hakte sie nach.
    »Ich glaube, dieser Angriff auf uns, auf unser Haus, sollte mir zeigen, wozu sie fähig sind. Wie hätte ich sonst glauben sollen, dass sie das alles wissen konnten? Ich meine … irgend so ein explodierender Boiler in Pittsburgh und ein verstecktes Video aus einer Überwachungskamera?«
    »Und sie haben dafür gesorgt, dass du tust, was sie von dir verlangen.«
    »Genau. Das war alles so inszeniert, dass ich ihren Laufburschen spielen musste. Wenn mich einfach jemand angesprochen und gesagt hätte: ›Bring dieses Päckchen doch mal kurz zu einer Wohnung im Glasscherbenviertel‹, hätte ich das dann wohl gemacht?«
    »Aber warum brauchen sie dich?«, beharrte Ari. »Warum haben sie ihm die DVD nicht einfach anonym in einem Luftpolsterumschlag geschickt?«
    »Sie haben mich keinesfalls gebraucht.«
    »Die Frage ist also …?« Fragend ließ sie eine Hand in der Luft kreisen.
    »Warum haben sie mich dafür ausgesucht?«
    Sie hob eine Augenbraue. »Du bist was Besonderes.« Sie sagte es ganz lakonisch, und ich wusste, dass es in Wirklichkeit eine Frage war. Eine Herausforderung.
    »Nein, ich bin nichts
Besonderes
«, erwiderte ich. »Aber vielleicht bekomme ich am Ende …« Ich hielt inne, weil ich es eigentlich nicht zugeben wollte, aber sie nickte aufmunternd. »Vielleicht bekomme ich am Ende auch eine DVD , die
mich
freispricht.«
    »Und was sollte da drauf sein?«
    »Keine Ahnung. Aber vielleicht bekomme ich etwas, was für mich dasselbe tut wie der heutige Film für Doug Beeman. Was mich aus meinem …«
    Ich hielt inne.
    »Du meinst so was wie Aufnahmen von Keith Conner, wie er sich selbst das Kinn

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