Odice
zwischenzeitlich geglaubt hatte, dass ihr ob der morgendlichen Behandlung jeglicher Appetit abhanden gekommen sei, schmeckten ihr die Crêpes ausgezeichnet.
»Die Herren erwarten Sie in der Bibliothek«, ließ Sada sie wissen, nachdem Odice ihr Frühstück beendet hatte.
Die Japanerin ging ihr voraus und führte sie durch den Salon, wo sie die dunklen Flügeltüren zu einem weiteren Raum öffnete, den Odice bislang noch nicht kennengelernt hatte.
Odice betrat die schönste private Bibliothek, die sie jemals gesehen hatte. In dunklen, deckenhohen Regalen standen eng gedrängt tausende von Büchern; alte leder- und leinengebundene Ausgaben der Klassiker der Weltliteratur neben modernen und großformatigen Kunst- und Bildbänden, alle nach Reihen und Autoren sortiert und säuberlich aufgereiht. Ihr Blick fiel auf die nostalgische Bibliotheksleiter, die angesichts der Raum- und Regalhöhe auch bitter nötig war, um an die bibliophilen Schätze zu gelangen, die ihren Platz weit oben in den kunstvoll gearbeiteten Wandnischen hatten.
Eric und Julien saßen in zwei wuchtigen Chesterfield-Clubsesseln und plauderten miteinander bei einer Tasse Kaffee, als die Frauen den Raum betraten. Zuerst hatte es den Anschein, als wollten sie Odice schlicht ignorieren, denn sie sprachen unbeirrt weiter. Einen dritten Sessel gab es nicht und so blieb Odice zwei Schritte von der Tür entfernt stehen und wartete ab. Das war unverschämt. Sie war es gewohnt, dass man ein Gespräch unterbrach, einen Gast begrüßte und einer Dame einen Platz anbot.
Also wandte sich Odice den Büchern in den Regalen zu und wanderte an ihnen entlang, um wenigstens einige der Titel zu lesen. Dabei konnte sie sich nicht zurückhalten, ehrfürchtig mit dem Zeigefinger über das goldgeprägte Rückenschild einer besonders bibliophilen Ausgabe von Tausendundeine Nacht zu streichen. Sie hatte gerade den abgegriffenen Band einer alten Oscar-Wilde-Gesamtausgabe in die Hand genommen, der quer auf den Büchern eines anderen Regalbodens gelegen hatte.
»Ich kann mich nicht erinnern, dir erlaubt zu haben, hier etwas anzufassen.«
Odice zuckte zusammen. Sie hatte Julien weder kommen sehen, noch hatte sie seine Schritte auf dem alten und eigentlich knarzenden Parkettboden gehört. Sie fühlte sich ertappt und seine Worte kränkten sie zutiefst.
»Ich liebe Bücher«, sagte sie schlicht und sah ihn herausfordernd an.
Ohne auf diese Erklärung einzugehen, ging er an Odice vorbei und stellte das Wilde-Buch ins Regal zurück. Odice hatte beobachtet, wie er den schmalen leinengebundenen Band vorsichtig mit beiden Händen griff und ihn ohne zu zögern an einem ganz bestimmten, angestammten Platz weit oben in einem der Regale einsortierte. So ging nur jemand mit Büchern um, der sie sehr wertschätzte. Julien wusste genau, wo in der unübersichtlichen Fülle von Büchern und Regalen der Platz dieses Buches war. Er war mit dieser Bibliothek und ihren Schätzen aufs Engste vertraut.
»Komm mit mir hinüber zum Kamin«, sagte er freundlich aber bestimmt.
Nun schaute auch Eric zum ersten Mal auf.
»Schön, dass du hier bist, Odice. Ich möchte meinem Bruder gern dein kleines Geheimnis zeigen«, sagte er in zuckrig-süßem Ton. Und als Odice nichts tat und stattdessen rot anlief, befahl er streng: »Nimm deine Position ein, Sklavin!«
Also beugte Odice den Oberkörper vor und umfasste ihre Knöchel, wie sie es gelernt hatte. Ihre Haare breiteten sich fächerartig auf dem Boden aus.
Jetzt stand auch Eric auf und er war es auch, der ihren Rock zurückschlug, ihr den String herunterzog und stolz ihren noch immer schmerzenden Po tätschelte.
»Einen solchen Zapfen wirst du künftig jeden Vormittag tragen, bis du weit genug bist, um mich gebührend zu empfangen«, ließ er sie wissen und Odice wurde ein bisschen übel bei diesen Worten.
»Was um Himmels Willen hast du dir so früh am Morgen schon zu Schulden kommen lassen, das einen derart zugerichteten Hintern erklärt?« fragte Julien amüsiert und strich zärtlich mit dem Daumen über ihre rechte Pobacke.
Als Odice stumm blieb, gab er ihr einen sanften Klaps, wohlwissend, dass schon das genügte, ihrem wunden Fleisch Schmerzen zuzufügen.
»Ich habe mich Sadas Anweisungen widersetzt«, fauchte sie.
»Das dachte ich mir fast«, entgegnete er noch immer belustigt, wobei er ihren unartigen Tonfall geflissentlich überhörte.
Beide Brüder ließen sich erneut in ihren Sesseln nieder.
»Nimm doch Platz, Odice, und leiste uns
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