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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Steuerhaus, während Brynhild Sigurdskaer zu sprechen begann:
    »Wenn Könige… schweigen die Untertanen still« , sagte die durchsichtige Frau kaum hörbar.
    »Was?«
    »Eine Insel ist eine Insel, bis sie nicht länger eine Insel ist.«
    »Das hast du uns schon früher vorgelesen.«
    »Ein Pferd ist ein Pferd mit acht Beinen, bis es sich eins bricht und ein Pferd mit drei Beinen ist, das so gut wie gar kein Pferd ist, bis Veterinär Martinussen die Regeln erfüllt hat und das Pferd wieder ein Pferd mit acht Beinen ist«, redete Odin leise vor sich hin.
    Brynhild Sigurdskaer hob ein Buch aus ihrem Schoß. Es war einmal in Leder eingebunden gewesen, steckte nun jedoch mehr in Fetzen von irgendetwas Undefinierbarem.
    »Sie stehen im selben Buch.« Ihre weiß-blauen Augen glänzten. »Sie stehen nah beieinander. Ich habe es bloß beim ersten Mal übersehen, weil ich nur nach Sprüchen gesucht habe, in denen eine Insel vorkommt.« Sie lachte leise. »Dann musste ich daran denken, was die Seeleute gesagt haben.«

    »Nun ja, das könnte doch alles Mögliche bedeuten«, bemerkte Sigbrit Holland, die noch immer in der Türöffnung stand.
    »Und es kann eine Bedeutung für das haben, wonach wir suchen«, fiel der Fischer Ambrosius ein.
    Brynhild Sigurdskaer stand auf und sah über das Meer zu der tief stehenden Abendsonne hinüber.
    »Die Könige haben etwas getan, das die Insel dazu verurteilt hat, in Vergessenheit zu geraten«, sagte sie leise.
    »Und was? Warum? Und wie?« Sigbrit Holland verschwand im Steuerhaus.
    »Wenn wir die verschwundenen Karten in unsere Betrachtungen mit einbeziehen, kann es sich bei den Königen, von denen wir sprechen, nur um König Enevold IV. von Südnorden und König Hermod Skjalm von Nordnorden handeln«, sagte der Fischer Ambrosius, als Sigbrit Holland mit einem Glas in der Hand wieder auftauchte. »Es herrschte ja fast dauernd Krieg zwischen den beiden.«
    »Das ist richtig. Und der nordnordische Anspruch auf die Insel wird doch damit begründet, dass König Hermod Skjalm im Jahre 1615 eine Divison Soldaten ausgeschickt hat, um die Insel gegen Südnorden zu verteidigen.« Endlich war Sigbrit Hollands Interesse erwacht.
    »Es muss ein Krieg um die Insel stattgefunden haben«, mutmaßte der Fischer.
    Sigbrit Holland schüttelte den Kopf.
    »Das macht keinen Sinn. Wie sollte ein Krieg zwischen Südnorden und Nordnorden in Vergessenheit geraten sein? Über alle anderen nordischen Kriege wird genauestens berichtet.«
    »Man kann nur das wissen, von dem man weiß, dass es das zu wissen gibt«, sagte Odin und dachte an all das, was er derzeit nicht wusste, was ihm an Wissen fehlte.
    Sigbrit Holland nickte.
    »Ja, es können schon noch andere Kriege stattgefunden haben«, sagte sie nachdenklich.
    »Möglicherweise ein Krieg, in dem so furchtbare Waffen benutzt wurden, dass sich die Parteien später einigten, dass niemand davon erfahren sollte«, schlug der Fischer Ambrosius vor.
    »Eine frühe Atombombe?«, lachte Sigbrit Holland. »Bei der Technik, die es damals gab, kann man nicht viel mehr als eine Kanone oder eine Fallgrube erwarten.«
    »Man könnte sich andere Dinge vorstellen«, brummte der Fischer Ambrosius und blies den blauen Rauch seiner Pfeife in die leichte Brise.
    »Jedenfalls sind die damaligen Waffen oder was es nun gewesen ist, für uns heute nicht mehr von Bedeutung. Denn seit dieser Zeit ist es sowohl deinem Großvater als auch Odin gelungen, die Insel ohne Probleme zu verlassen.«
    »Ganz richtig, holde Frau«, sagte der Fischer Ambrosius mit einem schiefen Lächeln. »Trotzdem ist es für uns von Bedeutung, wenn in einem solchen Krieg etwas so furchteinflößendes, so Unaussprechliches oder auch nur so Peinliches passiert ist, dass die beiden Könige sich geeinigt haben, dass niemand davon erfahren durfte. Denn die einzige Möglichkeit, sich zu vergewissern, dass die Nachwelt nichts von dem Krieg erfuhr, dürfte die gewesen sein, sich zu versichern, dass niemand von der Existenz der Insel erfuhr. Und die einzige Möglichkeit, das zu erreichen, dürfte die gewesen sein, diejenigen, die von der Insel wussten, zu beseitigen oder so unter Druck zu setzen, dass niemand es wagte, sie zu erwähnen.« Der Fischer griff nach Sigbrit Hollands Handgelenk. »Holde Frau, hier hast du wohl die Erklärung, warum dein Kapitän Hans Adelstensfostre aus Südnorden verschwinden musste.« Er drückte ihren Arm und sagte leise: »Es könnte sich zeigen, dass sich unter den Sachen des Kapitäns

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