Odins Insel
Nacht, die der Fremde vom Kontinent in Smedieby verbrachte. Als Odin lange vor dem Morgengrauen aufstand, war nicht nur das Wasser in dem Tonkrug auf dem Tisch gefroren, sondern das Eis auf der Innenseite der Fensterläden war so dick geworden, dass man nicht mehr hinaussehen konnte.
Beim Frühstück trugen alle dicke wollene Jacken, Schals und Handschuhe, obwohl sie direkt neben der Feuerstelle saßen. Mutter Marie bestand darauf, dass Herr Odin sich einen Schal lieh, der einmal ihrem verstorbenen Mann gehört hatte; sonst könnte er sich auf seiner Reise nicht warm halten, nicht zu vergessen.
Da sie nicht wusste, wie der Schmied dem Fremden erklärten wollte, dass er an diesem Tag nicht reisen konnte, und um ihren guten Willen und Diensteifer zu zeigen, hatte Mutter Marie Odin ein riesiges Proviantpaket gepackt, das entgegenzunehmen sie ihn ebenfalls drängte. Ingolf war schnell mit seinem Frühstück fertig und ging nach draußen, um zu spielen, aber Ida-Anna blieb am Tisch sitzen und wartete ungeduldig darauf, dass ihre Mutter die Stube verließ. Einen einzigen kurzen Augenblick, mehr brauchte sie nicht. Sie brauchte nicht einmal eine halbe Minute, um dem Weihnachtsmann von ihrem Wunsch zu erzählen. Doch gerade als ihre Mutter endlich in die Küche gegangen war, um warmes Wasser zu holen und Ida-Anna sich vorbeugte und leicht räusperte, wie sie es vom Schmied gelernt hatte, kam der lange Laust aus Posthusby, ohne zu klopfen, durch die Tür gestürmt.
»Das Meer ist zugefroren! Das Meer ist zugefroren! Heute kann der Fremde zum Kontinent gehen. Das Meer ist zugefroren! «, rief der lange Laust atemlos vor Erregung und von dem langen Lauf von Posthusby nach Smedieby.
Der lange Laust war nicht mehr so jung, wie er es einmal gewesen war, aber er hatte noch immer den Verstand eines Kindes. Erst als er an die zwanzigmal das Meer ist zugefroren gerufen hatte und vor lauter Begeisterung herumgehüpft war, entdeckte der lange Laust, dass der Schmied nicht da war. Und erst als Mutter Marie ihm eine dampfende Tasse Suppe reichte, während sie ihn unauffällig in den Arm kniff, ging ihm auf, dass er dem Fremden vielleicht nichts von dem zugefrorenen Meer hätte erzählen sollen, bevor der Schmied ihm nicht die Erlaubnis dazu erteilt hatte.
Doch jetzt war es zu spät. Nachdem Odin die Worte des langen Laust gehört hatte, war er sofort aufgestanden, hatte sein Proviantpaket genommen und Ida-Anna und ihrer Mutter für ihre Gastfreundschaft gedankt. Es wurde langsam hell, und es war an der Zeit, dass er sich auf den Weg machte. Das Hufeisen sicher in der Brusttasche verstaut, zog Odin seinen dicken Mantel an und ging hinaus. Er hatte bereits dafür gesorgt, dass Ida-Anna in seiner Abwesenheit nach Baltazar und Rigmarole sah,
und jetzt musste er sich nur noch von den Pferden verabschieden.
Als er aus dem Stall kam, traf Odin den Schmied. Er ergriff die Hand des großen Mannes und drückte sie warm.
»Tausend, tausend Dank«, sagte er und verneigte sich. »Was sind die Einwohner von Smedieby und die Einwohner von Posthusby, nicht zu vergessen, doch für phantastische Leute. Ich werde Ihnen nie genug danken können!«
»Keine Ursache, überhaupt keine Ursache«, antwortete der Schmied fidel. Er hatte die Neuigkeit von dem zugefrorenen Meer noch nicht gehört und winkte dem Fremden vom Kontinent munter zum Abschied, als der sich auf den Weg nach Posthusby und der Küste machte.
Odin ging schnell Richtung Westen und näherte sich Posthusby in weniger als zwanzig Minuten. In allen Türen standen Leute und winkten dem Fremden vom Kontinent zu, der zurückwinkte und auf seinem ganzen Weg durch das Dorf, das aus nicht mehr als einer Ansammlung von Häusern, einem Geschäft und einem kleinen, aber sehr gepflegten Postamt mitten im Dorf bestand, danke für die Hilfe rief . Im Laufe von noch einigen weiteren Minuten erreichte Odin die Küste und das Ende der Insel, wo das Meer sich vor ihm erstreckte. Oder besser gesagt, wo das Meer sich hinter einer Reihe gewaltiger Klippen erstreckte, die vollkommen den Horizont verbargen.
Odin setzte den einen Fuß auf das zugefrorene Wasser, dann den anderen. Das Eis knackte und krachte, aber es hielt. Vorsichtig machte er noch ein paar Schritte! Der Gedanke, durch das Eis in das dunkle Wasser zu fallen, gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber das Eis schien sicher zu sein, und bald schritt Odin in schnellem Tempo aus, ohne sich um etwas anderes Gedanken zu machen, als um seine baldmögliche
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