Odins Insel
rief der Bäckermeister.
»Kann seine guten Pferde nicht benutzen!«, schrie der lange Laust aus Posthusby und hüpfte auf und ab.
»Muss zurück zum Kontinent! «, rief ein anderer.
»Muss den Veterinär holen! «, brüllte Onkel Eskild, um zu unterstreichen, dass er genau wusste, was der Schmied meinte, obwohl er eigentlich keine Ahnung hatte.
»Veterinär! Veterinär!«, klang es jetzt taktfest aus allen Ecken der Schmiede, als meinten die Dorfbewohner, dass die pure Kraft ihrer Stimmen das Wunder bewirken konnte, über dessen Natur sie sich noch immer unsicher waren.
Nach kurzer Zeit hob der Schmied die Hand, und der Lärm verebbte.
»Ich möchte nicht unliebenswürdig sein, aber angesichts der Eile der Sache ist es umso besser, je schneller eine Lösung gefunden wird. Und diese Lösung muss auf jeden Fall keinen Augenblick später als morgen früh gefunden sein, sodass Herr Odin keinen Augenblick später als morgen Abend sicher auf dem Kontinent ankommen und keinen Augenblick später als übermorgen Abend zusammen mit dem Veterinär wieder in Smedieby sein kann.«
Die Stille hallte wider. Alle Dorfbewohner schienen zur gleichen Zeit den Atem anzuhalten. Nur das schwache Knistern des
Feuers im Herd der Schmiede war zu hören. Nein, dieses Mal war der Schmied zu weit gegangen, das wussten alle. Es war nicht möglich, eine Lösung zu finden, und deshalb war es noch weniger möglich, bis morgen früh eine Lösung zu finden. Aber die Dorfbewohner wussten auch, dass der Schmied das genauso gut wusste. Was wollte er also? Die Dorfbewohner sahen sich fragend an, und allmählich verstanden sie, einer nach dem anderen. Hatte es schon einmal irgendwo einen so fabelhaften Schmied gegeben? Langsam breitete sich auf ihren Gesichtern ein Lächeln aus; sie konnten dem Fremden vom Kontinent nicht helfen, aber solange der Fremde glaubte, dass sie es konnten, und solange er glaubte, dass sie alle ihr Bestes taten, um ihm zu helfen, würde er froh und geduldig warten und sie für ein hilfreiches und dienstbereites Volk halten. Und eines schönen Tages, wenn der Fremde einsah, dass er nie zum Kontinent zurückkehren konnte, würde er sich so an das Leben auf der Insel und die Einwohner von Smedieby und die Einwohner von Posthusby, nicht zu vergessen, gewöhnt haben, dass er nicht mehr den Wunsch verspüren würde, woanders hinzureisen.
»Hoch lebe der Schmied!«, rief jemand, und alle anderen stimmten sofort mit ein. »Er lebe hoch! Er lebe hoch!«
Der Schmied ließ sich ein paar Minuten feiern, bevor er dazwischenfuhr.
»Die Arbeit ruft«, sagte er.
»Die Arbeit ruft! Die Arbeit ruft!«, klang es von allen Seiten aus der Schmiede, und die Dorfbewohner eilten hinaus, um ihren guten Willen und ihren Diensteifer gegenüber dem Fremden vom Kontinent zu demonstrieren.
»Wie soll ich Ihnen jemals danken?«, fragte Odin, der immer noch auf dem Tisch stand.
»Keine Ursache. Überhaupt keine Ursache«, antwortete der Schmied erfreut. »Ich möchte nicht unliebenswürdig sein, aber die Einwohner Smediebys und die Einwohner Posthusbys, nicht zu vergessen, sind immer gerne bereit, einem Mann zu helfen, seine Arbeit zu tun.«
Odin lächelte und sagte, dass er das Gefühl hatte, dass er und
der Schmied alte Freunde seien, auch wenn sie sich noch nicht lange kannten. Dazu lachte der Schmied herzlich und zufrieden, überzeugt, dass seine Strategie bereits Früchte trug und dass es nicht lange dauern würde, bis der Fremde vom Kontinent selbst den Wunsch verspürte, sich in Smedieby niederzulassen. Die beiden Männer drückten einander herzlich die Hand. Dann hob der Schmied Odin vom Tisch herunter, nahm sich ein Stück Holz und begann es mit einem scharfen Messer zu bearbeiten, während Odin zu Mutter Maries Stall hinüberging, um nach seinen Pferden zu sehen.
Baltazar kaute auf etwas Heu, und Rigmarole lag still auf der rechten Seite, das unglückselige Bein ruhte auf dem Stroh.
»Wir sollten besser sehen, dass wir etwas mit diesem Bein machen, damit du ihm keinen weiteren Schaden zufügst, bis ich den Veterinär gefunden habe«, murmelte Odin und sah sich nach etwas um, das er benutzen konnte.
Ida-Anna, die Odin in den Stall gefolgt war, hob einen alten Besenstiel auf und reichte ihn ihm ohne ein Wort. Sie war schlechter Laune. Alle Kinder hatten gehört, wie ihre Eltern die großartige Idee des Schmieds gelobt hatten, und sie glaubten nicht länger daran, was Ida-Anna ihnen am Vortag in der Scheune von Onkel Josef
Weitere Kostenlose Bücher