Odins Insel
sein würde, in Südnorden zu bleiben.
Die schwere trojanische Tasche eng an die Brust gedrückt, nahm der unbesiegbare Lennart Torstensson die Rolltreppe in die Bahnhofshalle hinauf, verschloss den Koffer in einem Schließfach und kontrollierte – die schwere trojanische Tasche noch immer an die Brust gedrückt – die Abfahrtszeiten des Lokalzuges in Richtung Norden. Er wusste genau, wo er hinwollte; auch in der Hauptstadt der Europäischen Bastion konnte man die südnordischen Radiofrequenzen empfangen. Der unbesiegbare Lennart Torstensson hatte reichlich Zeit und ging in aller Ruhe in die Bahnhofscafeteria. Hier trank er eine Tasse Kaffee und aß ein größeres Frühstück, bestehend aus zwei weich gekochten Eiern, drei Scheiben Toast, einer Portion Haferflocken mit Milch und einem Stück Kuchen – denn Großes ließ sich nicht mit leerem Magen vollbringen . Genau eine Viertelstunde nachdem er sich hingesetzt hatte, stand er auf. Reinlichkeit ist eine Heldentugend, die einer Heldentat vorausgehen muss – es war an der Zeit, dass der unbesiegbare Lennart Torstensson sich ein wenig frisch machte.
Gewaschen und nass gekämmt und mit der schweren trojanischen Tasche dicht an die Brust gedrückt, ging der unbesiegbare Lennart Torstensson zu Bahnsteig neun hinunter und stieg in den Lokalzug Richtung Norden.
Der Schneefall hielt an, aber sie konnten nicht länger warten. Hesekiel, der Rechtschaffene, nickte dem Ältesten der fünf restlichen Onkel zu. Schnee oder nicht, das Ende war nahe. Die Siebenkilobündel wurden aufgenommen und Hesekiel, der Rechtschaffene, der Vater und die Mutter, die fünf restlichen Onkel und ihre Frauen und Kinder sowie die Witwe des sechsten Onkels und die wenigen nicht mit ihnen verwandten Wiedergeborenen Juden verließen den Schutzraum und gingen Richtung Dronningens Have.
Im Flughafen folgten die beiden russischen Piloten kopfschüttelnd dem Befehl, den sie über ihr Mobiltelefon erhalten hatten, verließen die warme Cafeteria und kletterten in den eiskalten
Hubschrauber. Die Piloten betrachteten den fallenden Schnee, dann sahen sie einander an. Sie würden nie die Erlaubnis erhalten, bei diesem Wetter aufzusteigen, und selbst wenn sie die Erlaubnis erhielten, war ihre Lust gering, bei diesem Wetter aufzusteigen. Trotzdem warfen sie die Motoren an, fuhren den Hubschrauber auf die Landebahn und meldeten sich beim Tower bereit zum Abflug. Und genau als die Rotorenblätter sich zu drehen begannen, hörte – wie durch ein Wunder, bewirkt von Jahve und dem Großen Mann, von dem die Piloten so viel gehört hatten und den sie bald selbst treffen sollten – der Schnee auf zu fallen, der Tower gab die Starterlaubnis, und die baufällige MI17 hüpfte ein paar Mal auf der zugeschneiten Bahn, bevor die Räder abhoben und sie in die Luft stiegen.
In diesem Moment hielt ein Taxi mit kreischenden Bremsen vor dem Flughafen. Esra (alias Es) stopfte dem Fahrer ein paar Scheine in die Hand und sprang hinaus. Er lief zu der Hubschrauberplattform und erreichte gerade noch rechtzeitig das Geländer, um zu sehen, wie die alte Maschine mit den zwei Piloten an Bord im grauen Himmel verschwand. Esra (alias Es) überdachte einen Moment die Situation, dann machte er auf dem Absatz kehrt, lief zu dem Wagen zurück und warf sich auf den Hintersitz. Es gab nur einen einzigen offenen Platz, der groß genug war, dass ein Hubschrauber landen und abheben konnte.
Der letzte Passagier ging an Bord des verspäteten Tragflächenbootes nach Urö, die Landungsbrücke wurde eingezogen, die Vertäuungen gelöst, und mit heulendem Motor steuerte der Kapitän das Boot langsam von der Küste weg in die Mitte der Hafeneinfahrt.
Die vierzig moslemischen Milizmitglieder und die gut hundert früheren Moslemischen Modernisten nickten und lächelten einander an; das Ende der Welt war nahe.
Es war erst zwanzig vor zwölf. Auf einem Baugrund hinter dem Parkplatz der Bank, in der Sigbrit Holland früher gearbeitet hatte, war ein tiefes Summen zu hören. Die Wahren Christen sahen den gut durchtrainierten Mann an, der ein Mobiltelefon aus
der Tasche zog. Das Telefon schellte noch einmal, und der gut durchtrainierte Mann drückte auf den Sprechknopf und hob den Hörer ans Ohr.
»Ihr findet ihn an Bord eines Fischerbootes mit Namen Rikke-Marie«, ertönte eine verstellte Stimme mit ausgeprägt italienischem Akzent. »Das Boot liegt in der stillgelegten Schiffshalle im nördlichsten Teil Firös am dritten Holm. Seid
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