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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Allah hat unsere Gebete erhört. Wenn die Rücken der Moslems in der verführten westlichen Welt gebeugt werden, müssen die Moslems der Welt sich erheben und sich im Namen Allahs, im Namen des Einzigen, aufrichten. «
    Die Moslemischen Modernisten nickten und murmelten:
»Allahu Akbar. Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet.«
    Auch die Lämmer des Herrn, die heftig qualmten, um erlöst zu werden, die Jungfrauen Marias, die antimilitaristische Lieder sangen, um erlöst zu werden, und die Wiedergeborenen Juden, die zur Erlösung geboren waren, waren entzückt über die Worte des Großen Mannes: die Erlösung war nahe!
    Aber noch näher als die Erlösung war das 10.30-Uhr-Tragflächenboot von Nordnorden nach Fredenshvile, und das 10.30-Uhr-Tragflächenboot war voller blau gekleideter Nordnordländer, die in keinster Weise glaubten, dass die Frommen am Firökanal der Erlösung nahe waren, sondern eher, dass sie zu einer Hölle verdammt waren, von der die Wahren Christen ihnen bald einen Vorgeschmack geben wollten.
    Sicher an Land gekommen, stellten die Wahren Christen sich sofort in sieben gleichen Reihen auf, sieben hinter sieben – genau wie die Zahl der Tage, die der Herr gebraucht hatte, um die Welt zu erschaffen – und rollten ihre Fahnen aus, auf denen für die ganze Welt und die blasphemischen Südnordländer in blutroten Buchstaben zu lesen stand: Stoppt die falschen Propheten und stoppt den falschen Messias. Dann marschierten sie in schnellem Tempo zum Firökanal, während ihr Anführer im Takt mit den marschierenden Füßen rief:
    »Wir, die Wahren Christen, sagen …«, der Satz wurde von einem ohrenbetäubenden Stimmengedonner aus den blau gekleideten Reihen beendet: »Stoppt die falschen Propheten!«
    »Wir, die Wahren Christen, sagen…« – »Stoppt den falschen Messias!«
    Das taktfeste Stampfen drang durch die hermetisch geschlossenen Fenster des dritten Stocks der Bank, und Sigbrit Hollands Kollegen liefen zusammen, um zu sehen, was los war. Sigbrit Holland schaltete das Radio ein, um die Mittagsnachrichten zu hören, die gerade in diesem Augenblick schockierende Neuigkeiten bezüglich der Insel brachten. Aber der Krach von der Straße übertönte bald die Stimme des Nachrichtensprechers, und Sigbrit Holland gesellte sich zu ihren Kollegen ans Fenster.
    »Wir, die Wahren Christen, sagen…«

    »Stoppt die falschen Propheten!«
    »Wir, die Wahren Christen, sagen…«
    »Stoppt den falschen Messias!«
    Es waren mehrere hundert blau gekleideter Nordnordländer, wenn nicht mehr. Ohne einen Gedanken an das Versprechen, das Sigbrit Holland sich, ihrem Mann und ihrem Chef gegeben hatte, griff sie nach ihrer Jacke, rief einem Kollegen zu, dass sie früher Mittag machen müsse, und verließ das Büro. Sie drückte den Fahrstuhlknopf, aber der Fahrstuhl brauchte zu lange, und sie nahm stattdessen mit großen Schritten die Treppe, lief durch die Vorhalle, durch die Glastüren und direkt in die marschierenden Wahren Christen hinein.
    »Wir, die Wahren Christen, sagen…«
    »Stoppt die falschen Propheten!«
    »Wir, die Wahren Christen, sagen…«
    »Stoppt den falschen Messias!«
    Sigbrit Holland kämpfte sich durch die sieben Reihen Blau und landete mitten auf der Straße. Die Autos hupten, aber es war ihr gleichgültig, sie sprang einfach zwischen ihnen hindurch, mehrmals nahe daran, von ungeduldigen Vorderkotflügeln erwischt zu werden. Aber es dauerte nicht lange, bis sie den Vortrupp des blauen Marsches passiert hatte und sich auf den Bürgersteig retten konnte. Sie prustete und stöhnte, und ihr Herz hämmerte vor Angst und von dem schnellen Lauf, aber sie drosselte ihr Tempo nicht, rannte über die Firöbrücke, dann nach rechts den südlichen Kanal entlang. Sie stolperte über die unebenen Pflastersteine, fiel aber nicht. Wenn sie nur rechtzeitig käme, flüsterte sie atemlos vor sich hin, wenn nur der Fischer Ambrosius da wäre.
    Allmählich wurden die Rufe der Wahren Christen hinter ihr schwächer, doch stattdessen hörte Sigbrit Holland jetzt die Weltuntergangspropheten, und es dauerte nicht lange, bis sie sie sah.
    »Haut ab, sie kommen!«, rief sie. »Die Nordnordländer sind auf dem Weg. Sie werden euch angreifen!«
    Die Frommen drehten nicht einmal den Kopf, und Sigbrit Holland hatte keine Zeit, sich weiter um sie zu kümmern. Es würde unmöglich sein, durch die Menge zu kommen, also sprang sie an Bord eines großen Motorboots, lief über das Deck und
weiter auf ein

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