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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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nichts und können nichts tun, abgesehen davon, dass wir natürlich weiter Spekulationen anstellen können.« Der Fischer Ambrosius klopfte leicht auf seine Pfeife und schüttelte dann den Kopf. »Etwas ist seltsam an der Geschichte.«
    Sigbrit Holland wartete, aber der Fischer sagte nichts mehr. Sie ließ ihre Augen an den Booten entlangwandern, die am Kai verankert waren.
    »Haben Sie es aufgegeben, die Einfahrt zu finden, die Ihr Großvater benutzt hat, als er die Insel verlassen hat?«
    »Sie haben selbst gesehen, was passiert ist, als wir danach gesucht haben.«
    »Aber dass wir sie an dem Tag, an dem wir gestrandet sind, nicht gefunden haben, bedeutet doch nicht, dass es sie nicht gibt.«
    »Richtig. Aber wie wollen Sie sie finden, ohne dass Kleinholz aus Ihnen gemacht wird?«
    »Das weiß ich nicht. Aber es muss einen Weg geben. Vielleicht mit einem kleineren Boot?«
    »Nein, holde Frau. Darüber haben wir bereits nachgedacht. Sie haben die Klippen gesehen, Sie haben die Wellen gesehen. Man kann nicht um sie herumkommen, es sei denn, man weiß
ganz genau, wo man langsegeln muss.«
    »Der Schmied hat mir wahrlich und in eigener Person erzählt, dass seit den Zeiten der Urururgroßmutter der alten Rikke-Marie niemand vom Kontinent mehr zu der Insel gekommen ist«, sagte Odin und strich seinen Bart glatt.
    Der Fischer Ambrosius erstarrte, dann nahm er langsam die Pfeife aus dem Mund.
    »Sagen Sie das noch einmal.«
    »Seit den Zeiten der Urururgroßmutter der alten Rikke-Marie ist niemand vom Kontinent gekommen…«
    »Da haben wir es!«, unterbrach ihn der Fischer.
    Sigbrit Holland hob verständnislos die Augenbrauen.
    »Sehen Sie, wenn seit der Zeit der Urururgroßmutter der alten Rikke-Marie niemand auf die Insel gekommen ist, heißt das, dass vor dieser Zeit jemand auf die Insel gekommen ist.«
    »Sie haben Recht!«
    »Und ungeachtet dessen, was früher passiert ist, müssten wir uns schon sehr irren, wenn nicht genau in der Zeit, über die die Karten von der Meerenge fehlen, Schiffe die Insel angelaufen haben. Schiffe, die von Kapitänen geführt wurden, die vielleicht detaillierte Aufzeichnungen gemacht haben…«
    »Und nach diesen Aufzeichnungen wollen Sie jetzt suchen?«
    Der Fischer Ambrosius balancierte vorsichtig seine Pfeife auf dem Rand des Aschenbechers, dann sah er Sigbrit Holland forschend an. Er legte seine Hand auf ihre und hielt sie fest, auch als sie versuchte, sie ihm zu entziehen.
    »Und Sie, holde Frau. Wonach suchen Sie?« Er hob die Stimme. »Sind Sie dabei oder nicht?«
    »Wie meinen Sie das, dabei oder nicht?«, sagte sie und biss sich nervös auf die Unterlippe. »Ich weiß sehr wohl, dass ich in letzter Zeit nicht viel Zeit gehabt habe, aber…«
    »Das ist nicht die Frage. Holde Frau, sind Sie dabei oder nicht? Auf welcher Seite stehen Sie?«
    »Natürlich bin ich dabei«, sagte sie, aber ihre Stimme klang nicht überzeugend. »Ich habe nur nicht so viel Zeit und mein Mann…«
    »Es ist dieses nur , das bedeutet, dass Sie nicht dabei sind.«
    »So ist das nicht, nein«, protestierte Sigbrit Holland. Dann wurde sie wütend. Sie zog ihre Hand unvermittelt zurück. »Warum glauben Sie, bestimmen zu können, wer mit dabei ist und wer nicht? Vergessen Sie nicht, dass ich Odin gefunden habe. Ohne mich wäre er entweder vor Kälte erfroren oder noch immer im Krankenhaus eingesperrt«, rief sie mit vor Wut rotem Kopf. »Und was haben Sie überhaupt getan, um Odin zu helfen? Sie sitzen nur hier und reden, während ich die ganze Arbeit mache. Sie haben überhaupt kein Recht zu bestimmen, wer mit dabei ist und wer nicht!«
    Ein schiefes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Fischers aus.
    »Okay, okay, okay«, sagte er friedfertig und lachte verschmitzt. »Holde Frau, Sie haben Recht. Wir kümmern uns darum.«
    Sigbrit Holland war noch immer wütend. Aber sie wusste nicht, wie sie auf den Stimmungswechsel des Fischers reagieren sollte. Und ihre Mittagspause war schon lange vorbei.
     
    Bereits am nächsten Morgen, nachdem er sich versichert hatte, dass die Polizisten, die auf den Kai beordert worden waren, um unter den Demonstranten für Ruhe und Ordnung zu sorgen, auch für die Sicherheit von Odin und der Rikke-Marie Sorge tragen würden, ging der Fischer Ambrosius zum Seefahrtsmuseum, das am nördlichen Ende des Firökanals lag. Da der Fischer kein großes Vertrauen in die Behörden hatte, entschloss er sich, das Museum auf eigene Faust zu erkunden, anstatt jemanden um Rat zu fragen.

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