Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
Odo stellte die Schutztruppe zusammen, besorgte die Reittiere und einen Planwagen. Er kümmerte sich auch um Zelte, Decken und Mundvorräte für den Fall, dass wir unterwegs einmal keine Herberge finden sollten. Mir als dem Schriftkundigen oblag es, uns mit allem zu versorgen, was wir in unserer Eigenschaft als Gerichtsherren, Ankläger, Anwälte, Ordnungshüter und Ermittler von Straftaten benötigen würden. Da die Kanzlei hoffnungslos überlastet war, musste ich dieses oder jenes wichtige Schriftstück, eine königliche Verordnung oder einen Auszug aus der Lex Salica , der allgemein anwendbare Bestimmungen enthielt, am Tisch einer Schänke kopieren.
    Vom sächsischen Volksrecht gibt es ja leider noch keine vollständige Sammlung. Deshalb suchte ich meine Kenntnisse zu ergänzen, indem ich sächsische Edelinge, die zur Reichsversammlung erschienen waren, ansprach und ausfragte. Dabei machte ich mir Notizen auf Wachstäfelchen. An die hundert lagen schließlich in einem Korb, den ich mitnehmen wollte, um sie irgendwann zu ordnen und unter Hinzufügung dessen, was ich auf der Reise erfahren würde, zu einer Lex Saxonum zusammenzustellen.
    Dann gab es noch einen feierlichen Augenblick. In der Pfalzkapelle erneuerten wir dem König den Treueid und erhielten unsere Ernennungsurkunden als missi dominici. Mir zitterten die Hände, als ich das kostbare Pergament mit dem Titelmonogramm und dem eigenhändigen Vollziehungsstrich des Herrn Karl in Empfang nahm. Ich legte es in eine eiserne Schatulle, zu der Odo und ich je einen Schlüssel besitzen. In der Schatulle bewahren wir auch unsere flüssigen, leider nicht sehr üppigen Geldmittel auf. Der Herr Kämmerer ist ein Knauser. Wir müssen uns bemühen, am Abend eines Reisetags immer ein Königsgut, ein Kloster oder das Anwesen eines Grafen, Zentgrafen oder königlichen Vasallen zu erreichen, wo wir unentgeltlich versorgt werden. Bis jetzt ist es uns fast immer gelungen, aber noch sind wir nicht weit gekommen und befinden uns im alten Reichsgebiet, wo ein Königsgut neben dem anderen liegt. Hinter Fulda wird sich das ändern.
    Unsere Gesandtschaft besteht aus sieben Männern: Odo und mir, einem Diener, der auch gleichzeitig Schreiber ist, und einer vierköpfigen Schutztruppe. Deren Anführer ist ein gewisser Fulk, ein Graukopf mit finsteren, kantigen Zügen und einer Narbe quer über der Stirn. Auf den ersten Blick flößt er wenig Vertrauen ein. Odo kennt ihn aber von früher, von Gefechten mit sächsischen Widerständlern, und hält ihn für einen von der Sorte, die es mit Satan persönlich aufnehmen würden. Fulk redet wenig und wenn er den Mund auftut, flucht und schimpft er. Zu lieben scheint er nur seine Waffen und ein altertümliches Trinkhorn, das ihm am Gürtel hängt und aus dem er sich Unmengen Bier einflößt. Seine drei Leute sind brave Burschen, die auch nicht zimperlich sind. Wann immer wir rasten, üben sie sich im Schwertkampf oder im Bogenschießen, wobei sie auch Hunde und Katzen nicht schonen. Ihre Bärte sind schmutzig, ihre Kleider schäbig, doch ihre Waffen blinken und blitzen.
    „Eine bessere Räuberbande“, fand Odo. „Raubeine, aber zuverlässig.“
    Den Diener und Schreiber habe ich selbst ausgesucht. Er hört auf den Namen Rouhfaz und sieht auch aus wie einer, der bei der Messe das Weihrauchfass schwenkt. Seinen richtigen Namen hat er mir einmal genannt, doch ich habe ihn vergessen. Rouhfaz ist dünn wie ein Zaunpfahl und trotz seiner noch jungen Jahre (sein genaues Alter kennt er nicht) fast kahl. Er kann leidlich lesen und hat eine sehr schöne Handschrift, jeder Buchstabe ist ein kleines Kunstwerk. Das ist der Grund, weshalb ich mich für ihn entschieden habe. Ich war ihm schon auf meiner Wanderung von Fulda nach Ingelheim begegnet, wo er sich mir unterwegs anschloss. Er hatte als Novize in mehreren Klöstern gelebt, es aber nirgendwo ausgehalten. Vielleicht hatte man ihn auch hinausgeworfen. Er ist nämlich rechthaberisch und zänkisch und man muss sich daran gewöhnen, dass er fast immer eine beleidigte Miene zur Schau trägt. In der Pfalz Ingelheim konnte er nur als Gärtner unterkommen und sie waren dort froh, dass sie ihn wieder loswurden. Immerhin ist er sehr fromm und scheint nicht zu stehlen. Ich komme ganz gut mit ihm aus.
    Am Tag unserer Abreise regnete es. Odos Laune entsprach dem Wetter. Das hatte gleich mehrere Gründe. In den vergangenen Tagen hatte er sich vergebens bemüht, seine angebetete Rotrud zu treffen und irgendein

Weitere Kostenlose Bücher