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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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zu sein, doch hatte er als Zeugen nur Gott und alle Heiligen, die ich (sie mögen es mir verzeihen) natürlich nicht anerkennen konnte. Ich ließ mich überhaupt auf nichts ein und war, offen gesagt, ein wenig stolz darauf, mich auf diesem für mich neuen Gebiet so unerschrocken behauptet zu haben.
    Inzwischen hatte sich Odo zum Pferdemarkt begeben. Ich folgte ihm dorthin und fand auch ihn als Mittelpunkt eines Auflaufs. Unterstützt von Fulk, war er gerade dabei, einem prächtigen Grauschimmel, der sich sträubte und ausschlug, das Maul zu öffnen. Als es endlich gelang, starrten vier, fünf Männer hinein und Odo rief triumphierend, er habe es gleich gewusst. Der Hengst sei keine fünf Jahre alt und der Händler habe den Verkäufer geprellt, indem er das Tier für zwei Jahre älter erklärte. Der Händler schwor aber, sich nicht in betrügerischer Absicht geirrt zu haben. Es sei ihm nicht gelungen, der Bestie die Zähne auseinander zu bringen, und so habe er das Alter nach dem äußeren Eindruck schätzen müssen. Gern sei er bereit, den Hengst nebst Sattelzeug für die 360 Denare, die der Verkäufer empfangen habe, zurückzugeben.
    „Und ich bitte den edlen Herrn um Verzeihung“, fügte er mit einer Verbeugung hinzu.
    Der edle Herr, der Verkäufer des Pferdes, war noch anwesend, er stand zwischen Odo und dem Händler. Es war ein dicker, etwa vierzigjähriger Mann mit eng beieinander stehenden, schlau blickenden Augen, rötlichem Schnurrbart und einem runden Schädel, den nur noch ein Haarkranz umgab. Seine Kleidung war in der Tat die eines Herrn: ledernes Wams, silberbeschlagener Gürtel, weiter, mit einer Fibel am Hals zusammengehaltener Mantel. Er hatte den Beutel mit Geld gerade an seinem Gürtel befestigt und es war ihm sichtlich nicht recht, dass der Handel so viel Aufmerksamkeit erregte.
    „Schon gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, sagte er mit einer beschwichtigenden Geste. „Ich wusste ja selbst nicht mehr, wie alt das Pferd ist. Deshalb war ich mit dem Preis zufrieden. Es war nicht nötig, dass Ihr Euch einmischtet“, wandte er sich vorwurfsvoll an Odo.
    „Es tut mir leid, aber ich konnte nicht ahnen, dass Ihr so wenig auf Euern Vorteil bedacht seid“, sagte Odo. „Hätte ich gewusst, dass Ihr dieses herrliche Pferd verschenken wollt, wäre ich stumm geblieben. Und ich hätte Euch verschwiegen, dass ich selbst Euch 420 Denare zahlen würde.“
    „Fünfunddreißig Solidi?“, sagte der Dicke nicht unbeeindruckt.
    „So seid Ihr ein Käufer!“, rief der Pferdehändler. „Und ich dachte, Ihr seid eine Amtsperson!“
    „Eine Amtsperson bin ich auch“, entgegnete Odo. „Aber im Augenblick bin ich Käufer.“
    „Dann muss ich Euch sagen, dass Ihr zu spät kommt“, sagte der Händler frech. „Der edle Herr hier war mit dem Preis zufrieden, Ihr habt es von ihm selbst gehört. Das Pferd ist mein Eigentum. Wenn Ihr es also erwerben wollt, müsst Ihr die 420 Denare an mich zahlen!“
    Odo blickte ihn wütend an. Er trat einen Schritt auf ihn zu. Seine Nasenspitze schien zustechen zu wollen.
    „Damit du fünf Solidi Gewinn machst, du Gauner! Zwischen zwei Fürzen! Wenn das so ist, dann bin ich jetzt wieder Amtsperson. Nimm den Kerl fest!“, rief er Fulk zu.
    Der zog augenblicklich sein Schwert und trat auf den Pferdehändler zu.
    „Komm mit, du Auswurf! Du stinkender, madenzerfressener Schafskäse!“
    Unter den Männern, die die Gruppe umstanden und von denen die meisten wohl hörige arme Schlucker waren, wurde beifälliges Gemurmel laut. Der Pferdehändler schrie, er habe nichts getan und gehe nur friedfertig seinen Geschäften nach. Der Dicke, der heftig schwitzte und ein paar Mal unruhig nach links und rechts blickte, wandte sich zu seinen Gunsten an Odo.
    „Lasst ihn gehen! Wir werden auch so einig. Wozu der Lärm. Wer seid Ihr überhaupt?“
    „Ich bin Odo von Reims. Im Dienste unseres erhabenen Herrschers. Als Königsbote unterwegs.“
    „Als Königsbote?“, rief der Dicke erschrocken. „Ah, das ist natürlich etwas anderes! Hat man Euch aus einem bestimmten Grunde hierher gesandt?“
    „Ich bin auf der Durchreise und möchte ein Pferd kaufen. Doch, wie ich sehe, gibt es Schwierigkeiten.“
    Die Erwähnung des Amtstitels wirkte Wunder und jeder war jetzt beflissen, Odos Wunsch zu erfüllen. Der Pferdehändler küsste ihm die Hand und übergab ihm unter Verbeugungen die Zügel des Grauschimmels. Dafür wollte er nun auf keinen Fall mehr haben als den Betrag, den er vorher

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