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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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vielleicht?“
    „Die hörte ich, ja.“
    „Wann ritten sie fort? Früh oder spät in der Nacht?“
    „Spät, hoher Herr. Es war fast Morgen. Die ersten Sänger waren schon munter.“
    „Wie Recht du hast!“, rief Odo erfreut. „Und einen von ihnen werde ich jagen! Weit kann er noch nicht sein!“
    Er wollte sich in den Sattel schwingen. Aber ich hielt ihn entschlossen zurück.
    „Hör zu, Odo! Ich bestehe darauf, dass du Fulk und ein paar andere von unseren Leuten mitnimmst. Du kannst ihn allein nicht zurückbringen. Falls er Widerstand leistet, gefährdest du ihn und dich selbst. Bedenke auch, dass sie zu zweit sind. Für einen Hieb oder Pfeilschuss aus dem Hinterhalt ist auch ein Junge gut. Im Übrigen … woher willst du wissen, in welche Richtung er sich gewandt hat? Falls er wirklich die Tat verübt hat, könnte er seine Pläne geändert haben.“
    „Daran habe ich nicht gedacht“, murmelte Odo. „Was also tun?“
    „Ich weiß nicht …“
    „Auf jeden Fall dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. Sonst bleibt uns nur die Kraft deines Gebetes, Bruder Lupus, um unseren Mörder zu bekommen.“
    In aller Eile stellte Odo aus unseren Leuten zwei Trupps zusammen. Er selbst brach mit zwei Begleitern in Richtung Fulda auf. Diesen Weg musste Siegram ziehen, falls er bei seinem Reiseziel blieb. Fulk ritt mit einem der Männer den Weg zurück, den wir gekommen waren.
    Ich konnte nichts tun und musste warten. Mit langsamen Schritten, die Hände auf dem Rücken verschränkt, folgte ich dem alten Pferdeknecht, der die Stute hinunter zum Fluss führte. Offen gestanden war mir ein wenig bange davor, dass sie den Sänger zurückbringen würden. Einer Mordanklage konnte er dann nicht mehr entgehen. Für die Verwandten der Toten und für das ganze Dorf war er schuldig. Doch war er es wirklich? Ich hatte Zweifel. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass ein so edler, gebildeter Herr, der kurz zuvor noch vor dem König aufgetreten war, eine so scheußliche Tat verübt hatte. Dagegen sprach auch die offenkundige Sorglosigkeit des Sängers. Er war erst kurz vor Tagesbeginn davongeritten, wie er es sich vorgenommen hatte. Hätte er es so lange, immer der Entdeckung gewärtig, im Saalhaus ausgehalten, wenn er vor Mitternacht den Mord begangen hätte? Ich musste diese Frage verneinen. Mir fielen auch wieder die Auskünfte der Magd Celsa ein. So ängstlich und vorsichtig sie mir geantwortet hatte, war doch unüberhörbar gewesen, dass auch sie an eine Schuld des Sängers nicht glaubte.
    Aber was ließ sich mit alldem in einer Gerichtsversammlung anfangen? Es war so viel wert wie ein feuchter Wind. Ich spähte nach anderen Zeichen für die Unschuld des Sängers, die vielleicht handfester waren. Das Kreuz mit dem feurigen Stein kam mir wieder in den Sinn. Als Frau Begga am Abend noch einmal die Kammer betrat, hatte ich es zum letzten Mal aufblitzen sehen. Natürlich konnte, was schnell feststellbar wäre, eine der Frauen das kostbare Stück verwahrt haben. Es konnte jedoch auch gestohlen sein. Irgendeiner der rohen Gesellen, die sich am Abend vor dem Hause gedrängt hatten, konnte nachts, an dem schlafenden Gast vorbei, in die unverschlossene Kammer geschlichen sein und die Kranke geschändet, getötet und beraubt haben. Ich erinnerte mich jetzt auch wieder an den höhnischen Scherz der Torwächter. Frau Chrodelind war wohl keine Heilige …
    Während ich diesen Gedanken nachhing, ging ich langsam zum Ufer des Flüsschens hinunter. Hier ließ ich mich auf einer Bank unter dem Blätterdach einer Esche nieder. Ein strahlender Frühlingstag zog herauf. Das Auge erfreute sich an den zarten Blüten der Apfelbäume. Schmetterlinge torkelten durch die Luft und junge Ziegen hüpften umher.
    In der Nähe hatten ein paar Männer vom Gesinde des Herrenhofs damit begonnen, die schadhafte Brücke über das Flüsschen auszubessern. Zwei neue Bohlen, die schon bereit lagen, mussten eingezogen werden. Im Augenblick standen die Leute allerdings müßig beisammen. Sie führten heftige Reden und Gegenreden und es war nicht schwer zu erraten, worüber sie sich ereiferten.
    Plötzlich stoben sie auseinander. Herr Hauk war erschienen – wie aus dem Boden gewachsen. Er schimpfte und fluchte erbärmlich.
    „An die Arbeit, faules Gesindel! Habt euch lange genug ausgeruht! Verweichlicht und träge seid ihr! Mein Bruder hat euch gepäppelt, fett wie die Maden seid ihr geworden! Aber jetzt wird sich hier einiges ändern, jetzt werdet ihr wieder, was

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