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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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soll aber nicht mehr kampftüchtig sein, sondern nur noch zum Lastpferd taugen. Man sagte uns auch, Euer Bruder sei auf Impetus fortgeritten.“
    Er atmete tief ein, so als müsste er die Mitteilung einsaugen. Doch dann entspannten sich seine Züge und er grinste so breit, dass er die letzten schwarzen Zahnstummel entblößte.
    „Ah, jetzt verstehe ich, was Ihr meint! Ihr glaubt, ich hätte Euch gestern nicht ganz die Wahrheit gesagt. So ist es, aber ich tat es mit Rücksicht auf Herrn Odo. Ich fürchtete, das Gewissen könnte ihn plagen. Er sollte nicht glauben, einem fränkischen Krieger, der sich zum Heer begab, das Pferd weggenommen zu haben. Deshalb sagte ich in seiner Gegenwart, mein Bruder hätte mir Impetus schon vor seinem Aufbruch übergeben. Erfahrt also, wie es wirklich war, aber sagt es Herrn Odo nicht weiter. Ich stieß am Grabe des Ponz zu Mommo …“
    „So wusstet Ihr doch schon am Abend, dass er dorthin wollte!“
    „Nun ja, ich wusste es … und ich traf ihn dort. Man kommt auf verschiedenen Wegen dorthin, von hier und vom Castell aus. Es sind jedes Mal etwa drei Meilen. Wir haben sogar zusammen gebetet. Vorher hatte mir Mommo gesagt: ‚Gib mir die 360 Denare für alles und verkaufe das Pferd, ich bringe es nicht fertig!‘ Deshalb wollte ich dann auch nicht mehr als 360 nehmen, Ihr versteht, ich wollte mich nicht auf Kosten meines geliebten Bruders bereichern. Ich übergab ihm also den Geldbeutel, wir umarmten uns zum Abschied. Dann ritt ich auf Impetus zum Markt und er blieb zurück. Er wollte noch eine Weile allein sein und mit dem Heiligen Zwiesprache halten. Anschließend wollte er sich nach der Straße begeben, wo ihn unsere Leute erwarteten.“
    „Und wie wollte er dorthin kommen?“
    „Zu Pferde, wie sonst? Auf Wiz! Ein Schecke, nicht mehr ganz jung, aber schnell und stark. Wer hat Euch gesagt, er sei nicht kriegstauglich? Ein solches Pferd würde nicht mal der König verschmähen. Ich habe es Mommo geliehen, aus brüderlicherer Liebe. Und für einen kleinen Anteil am Kriegsgewinn.“
    „Und nach diesen brüderlichen Geschäften am Eremitengrab habt Ihr Herrn Mommo nicht wiedergesehen.“
    „So ist es“, erwiderte Hauk. „Als ich auf Impetus fortritt, kniete er am Eingang der Höhle. Ein ergreifendes Bild edler Frömmigkeit! Ich hoffe, dass er gesund ist und die Männer unserer Zent noch getroffen hat. Auch ich werde täglich auf die Knie fallen, damit Gott ihn uns erhält und heil zurückkehren lässt.“
    Er schnaufte erschöpft. Das Lügen hatte ihn angestrengt. Ich war mit meiner Geduld am Ende.
    „Und wo wollt Ihr das tun?“, fragte ich. „Wo wollt Ihr vor Gott auf die Knie fallen? In Eurer Kirche vielleicht? Seht Euch vor, Ihr werdet Euch dort mit Hühnerdreck beschmutzen.“
    Ich stand auf und wollte gehen.
    „Wartet!“, rief er, sprang ebenfalls auf und stellte sich mir in den Weg.
    „Ihr wart im Castell in der Kirche? Zugegeben, das ist ein Missstand, sehr ärgerlich. Verantwortlich ist der Priester Serapius, den Ihr ja kennen gelernt habt. Er ist ein Höriger meines Bruders. Ich habe ihn schon so oft ermahnt, aber er kümmert sich nur um die hiesige Kirche. Tut so, als ginge ihn die im Castell nichts an. Da seht ihr, wie nötig es ist, sie immer wieder an ihre Pflicht zu erinnern. Auspeitschen lasse ich den Kerl! Soll er den Hühnerdreck auflecken!“
    „Seine Zunge soll Gottes Wort verkünden!“, sagte ich, angeekelt von dieser feigen Erklärung. „Ihr selbst werdet dafür sorgen, dass Euer Gotteshaus in einen würdigen Zustand versetzt wird!“
    „Ich schwöre Euch, es wird geschehen!“, stammelte er beflissen. „Noch heute! Gleich jetzt! Ich bitte Euch nur, davon keine Meldung zu machen!“
    „Dazu sind wir aber verpflichtet. Der König will wissen, wie sich seine Vasallen aufführen, in welchem Zustand sich seine Benefize befinden. Besonders aber die Kirchen. Ich werde mich nun auch hier etwas umsehen, um einen Eindruck zu gewinnen. Hier sieht es wohl etwas freundlicher aus.“
    Abermals wollte ich fortgehen.
    „So wartet doch!“ Er hinkte aufgeregt um mich herum und trat mir fast auf die Füße. „Gewiss, bei mir steht nicht alles zum Besten. Aber warum? Ich will es Euch sagen. Ich hab keine Zeit, mich darum zu kümmern. Weil ich fast nur noch hier bin. Was Ihr hier seht … es ist mein Werk. Mein Bruder, Gott schütze ihn, ist ein Trinker, er liebt die Frauen, die Jagd, die Tafel. Um die Wirtschaft kümmert er sich wenig, nicht zu reden von seinen

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