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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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lenkte Grisel an die Seite.
    „Weißt du es schon?“, schrie Odo. „Der Kerl ist geflohen. Aber ich hol ihn zurück!“
    Und damit waren sie vorüber. Jetzt tauchte auch Hauk mit einem kleinen Gefolge auf. Er hatte es nicht ganz so eilig. Ich schloss mich ihm an und wir erreichten kurz darauf den Waldrand.
    Eine freundliche Morgensonne beschien das Tal, in dem ein Mord geschehen war.
    Ich hätte mir gewünscht, allein und als Erster am Ort des Geschehens eingetroffen zu sein. Vielleicht würde ich dieses oder jenes bemerkt haben, was uns klüger gemacht hätte. Doch wir gerieten in ein Gedränge. Das ganze Dorf war schon auf den Beinen und weit über hundert Menschen waren im Herrenhaus versammelt. Ein Teil von ihnen, krumme alte Weiber, kecke Burschen und sogar Kinder darunter, war bis in den Saal vorgedrungen. Hinter den Pfeilern, um das Treppchen zur Kammer, hatte sich eine Traube gebildet. Alles machte die Hälse lang. Wer etwas gesehen hatte, teilte es den hinter ihm Stehenden mit, die es raunend und wispernd weitergaben.
    „Womit hat er es getan?“, hörte ich die fistelnde Stimme eines Greises. „Mit einem Strick“, brummte jemand zur Antwort. „Nein, mit einem Messer“, krächzte es. „Er hat ihr die Kehle durchgeschnitten.“
    Mit den Armen rudernd bahnten wir uns einen Weg.
    Hauk schlug rücksichtslos mit der Faust zu.
    „Weg da, Gesindel! Dreckspack! Was gibt es zu gaffen? Fort, an die Arbeit!“
    Er wies seine Gefolgsleute an, das Saalhaus zu räumen. Sobald wir uns der Kammer näherten, hörten wir das Jammergeschrei der Frau Begga, in das sich Odos zornige Reden mischten.
    „Mein unglückliches Kind!“, schluchzte sie. „Er hat ihre Schwäche ausgenutzt, der Unhold! Dabei hatte ich so viel Vertrauen zu ihm. Hätte ich nur die Tür verschlossen! Ich bin schuldig, ich habe sie umgebracht! O Herr, vergib mir! Er sang wie ein Engel. Konnte ich ahnen, dass er ein Teufel ist?“
    „Nein“, sagte Odo, „das konntet Ihr nicht. Doch seid gewiss, wir erwischen ihn. Er bekommt seine Strafe!“
    Die Tote lag auf dem Ruhebett. Ihre Augen waren weit offen und schon etwas trübe, doch fand sich noch eine Spur von Furcht und Entsetzen darin. Sie war vollständig bekleidet, wie es zur Nachtzeit ja nicht üblich ist. Anscheinend trug sie noch dasselbe Gewand wie am Abend, doch war dieses jetzt an der Brust zerrissen und man sah am Hals die grässlichen Male der Gewalt, die der jungen Frau angetan worden war. Decken und Felle auf dem Ruhebett waren zerwühlt und das Gewand und das Hemd waren bis zur Mitte des Leibes hinauf geschoben. Die Beine waren in eine Stellung gebracht, welche keinen Zweifel daran ließ, dass es allein die böse Lust war, die den Täter in dieses Krankengemach gelockt hatte.
    Der Anblick war so erschütternd, dass ich mich einen Augenblick abwenden und an den Türpfosten lehnen musste. Dies geschah mir nicht zum ersten Mal. Immer wieder packt mich ein Schauder angesichts eines Zerstörungswerks, das ein Gottesgeschöpf an seinesgleichen vollbracht hat. Und es beschleicht mich dann jedes Mal der Gedanke, dass der Herr uns so nicht hat machen wollen und dass auch er sich betroffen und schaudernd abgewandt hat.
    Auf den Knien vor dem Ruhebett lag Frau Begga mit schmerzverzerrtem Gesicht, die blonde Mähne wild zerzaust, im Hemd, mit bloßen Armen und Beinen. Sie schrie immer dieselben Klagen heraus und Odo, der auf der anderen Seite des Bettes an der Wand lehnte, antwortete ihr in derselben Weise.
    Hinter der Hausherrin standen mehrere alte Frauen und Männer, stumm, starr, knorrig und trocken wie grob geschnitzte Germanenidole. Es waren wohl Verwandte der Toten. Fulk und die anderen hielten sich, Odos Befehle erwartend, in der Nähe der Tür auf.
    Als Frau Begga Hauk bemerkte, der mit mir eintrat, sprang sie auf und warf sich ungestüm und unter heftigem Schluchzen in seine Arme. Doch gleich darauf stieß sie ihn wieder von sich und schrie: „Mommo! Warum ist Mommo nicht hier? Er würde das Scheusal an die Wand spießen!“
    Und abermals stürzte sie vor dem Ruhebett nieder. Sie wälzte sich vor uns auf dem Fußboden, rang die Hände, beschwor Gottes Gerechtigkeit. Die herzzerreißende Klage der Herrin, die nicht einmal ihrer leiblichen Tochter galt, rührte auch das Gesinde zu Tränen. Draußen erhob sich Wehgeschrei und dazwischen wurden immer wieder Drohungen laut, die dem flüchtigen Mörder galten.
    Seltsamerweise war es gerade die Heftigkeit, mit der Frau Begga ihren Jammer und

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