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Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Titel: Odo und Lupus 04 - Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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bezahlt!“ kreischte Hug. „Mit einem Mord! Und jetzt bekommt er, was er verdient!“
    „Rette dich, Irmo!“
    Frau Luitgard hatte den Schrei ausgestoßen. Aufspringend streckte sie den Arm vor, und als gehorche sie dieser beschwörenden Geste, fuhr die von Hug geschleuderte Klinge ins Holz des Türpfostens. Irmo konnte noch rasch zur Seite treten. Odo sprang auf und erwischte den Hug, der einen zweiten Dolch aus dem Gürtel riß. Mit einem Faustschlag streckte er ihn zu Boden und rief:
    „Was steht Ihr da noch? Wollt Ihr umgebracht werden? Macht, daß Ihr fortkommt! Geht! Verschwindet!“
    Irmo hatte sein Schwert schon halb aus der Scheide gezogen. Doch er besann sich und stieß es zurück.
    „Da seht Ihr, was Euch hier oben passieren kann! Kommt lieber mit mir! Ich warte auf Euch!“ Ein letzter Blick traf Frau Luitgard. „Danke, Schwester! Du hast mir das Leben gerettet!“
    Er drehte sich um, und mit einem Satz war er draußen. Hinter ihm wallte der Mantel hoch auf.
    Der junge Thankmar warf seinerseits der Luitgard einen letzten und – wie mir schien – leidenschaftlichen Blick zu und folgte ihm.
    Die schöne Dame jedoch sah ich wanken und hilfesuchend die Lehne des Stuhls fassen, auf den sie sich mehr fallen als sinken ließ.
    An wen erinnerte sie mich nur?
    Ich fand keine Zeit, darüber nachzudenken. Noch waren die ungebetenen Gäste nicht fort, und das Gelage war nicht zu Ende.
    Solange sich Irmo und Thankmar im Saal befanden, hatte Odo den sich windenden Hug im eisernen Griff seiner Fäuste gehalten. Jetzt ließ er ihn los und nahm wieder neben mir Platz. Um Allard kümmerte er sich nicht. Er konnte nicht ahnen, daß auch der einen Dolch schleudern würde – einen, der traf und der vergiftet war.
    Den vollen Becher in der Hand, stolperte Allard nach der Tür und schrie hinter Irmo her:
    „Warte doch, stolzer Held! Ich muß dir noch etwas sagen, glücklicher Bräutigam! Die Braut kannst du haben, ich schenke sie dir! Nimm sie dir nur, die fromme Hure! Ich habe mit ihr schon manches stille Gebet gesprochen!“
    Er ließ ein trunkenes, schallendes Lachen hören.
    Auch jetzt verstummten Lärm und Stimmengewirr. Die Horde feixte. Die Schrate glotzten. Alle warteten auf den Donnerschlag.
    Nur Allard in der Tür lachte immer noch. Aber auf einmal stieß er einen glucksenden Laut aus, als habe er sich an seinem Gelächter verschluckt, und wich zurück in den Saal.
    Zuerst erschien Thankmar an der Treppe des Salhauses.
    „Sprichst du von meiner Schwester Eddila?“ rief er. „Komm heraus, du Verleumder! Bezahle dafür!“
    Er faßte nach seinem Schwert, brachte es aber, ungeschickt wie er war, nicht heraus. Höhnisches Lachen erscholl, und Hug schrie:
    „Hört euch das Hähnchen an! Es kräht schon!“
    Da aber flog Thankmar plötzlich zur Seite. Der Stoß eines kräftigen Arms hatte ihn aus dem Bereich befördert, auf den das Licht durch die Saaltür fiel und wo er ein allzu bequemes Ziel geboten hätte.
    „Laß! Das ist meine Sache!“ rief Irmo.
    Schon stand er selbst in dem hellen Kreis, und jetzt war er nicht mehr der Abgesandte des Grafen. Jetzt war er ein beleidigter Recke, der seine Worte nicht mehr sorgfältig wählte, sondern nur noch verletzen und herausfordern wollte.
    „Komm her, du räudiger Kater!“ rief er. „Du ekliger Wurm! Du spinnenbeiniges Ungeziefer! Was für Gebete kannst du schon gesprochen haben, kraftloser Sack? Heraus zu mir, Ehrloser! Stelle dich!“
    Im Saal erhob sich ein heilloses Durcheinander. Hug und die anderen jungen Adalinge sprangen über die Tische und drängten sich in der Mitte um Allard.
    Kannen und Krüge zerbrachen, getretene Hunde winselten. Fünf, sechs Schwerter wurden dem Allard hingestreckt. Er aber hielt mit beiden Händen den Becher gepackt, steckte die purpurfarbene, himmelwärts strebende Nase hinein und beugte sich weit nach hinten, um ihn bis auf den letzten Tropfen zu leeren.
    Inzwischen stand Irmo schon breitbeinig in der Tür, das blanke Schwert in der Hand.
    „Wo bleibst du, Memme? Komm zu mir, damit ich in dich hineinsteche und das Bier wieder aus dir herausläuft! Denn Blut kannst du nicht mehr in dir haben, sonst würdest du dich wie ein Mann benehmen!“ Er wandte sich auflachend an die Versammelten. „Der Vogel scheint flügellahm zu sein! Adler waren sie nie. Aber ein Rabennest ist das auch nicht mehr. Das sind nur noch furchtsame Sperlinge!“
    Jetzt verlor auch Herr Garibald die Beherrschung. Er zerrte Allard aus dem Haufen

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