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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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erfreue. Die Besucher berichteten, daß es bereits das Ziel von Wallfahrten sei. Täglich träfen Gruppen von Gläubigen ein. Die meisten kämen, um Fausta zu sehen. Es gehe nämlich das Gerücht, sie habe zwei Teufel, Abgesandte des obersten Herrn der Unterwelt, die unter den Christen Schaden stiften sollten, mit eigenen Händen erwürgt. Daher glaube man nun, daß die Kraft, mit dem Teufel fertigzuwerden, in jeden übergehe, der sie berühre. Sie pflege auch eifrig die hingestreckten Hände zu drücken und gelobe, weiterhin unter den Teufeln aufzuräumen. Mehrere Male hätten Bauern der Umgebung über dem Kloster einen flackernden Feuerschein bemerkt, der sich plötzlich mit einem Knall in Rauch auflöste. Da habe es jedesmal voller Ehrfurcht geheißen: „Die Fausta hat wieder einen Teufel erwürgt!“
    So werden wir, lieber Volbertus, Zeugen der Entstehung einer Legende. Ohne Zweifel war einer der beiden, welche die Fausta ‚erwürgte‘, Corbus Ohnelippe, tatsächlich so eine Art Satansknecht. Die Wundergläubigen, die der Klausnerin die Hände hinstrecken, würden wohl aber nicht wenig staunen, wenn sie erführen, daß der andere ein Bischof, sogar ihr naher Verwandter war. Immerhin sichert dies dem guten Pappolus ein Nachleben, wenn auch ein unverdientes. Ich räume ein, daß wir Königsboten daran nicht schuldlos sind. Als mir die Fausta ihren triumphierenden Blick zuwarf, wußte sie schon, daß sie gewonnen hatte, daß wir nicht mehr öffentlich gegen sie vorgehen würden. Mit der Gründung des Klosters und den großzügigen Schenkungen leistete sie schon ein Vielfaches der Buße, die ihr im äußersten Falle – den Versuch, mich umzubringen, mitgerechnet – auferlegt werden konnte. Und wer wollte eine Edle, die ein so beispielhaft gottgefälliges Werk tat, als Verbrecherin anklagen? Durften wir eine so starke Säule, die das Dach unserer christlichen Kirche stützen wollte, ansägen?
    So blieb uns nichts anderes übrig, als zu schweigen und das endgültige Urteil wieder einmal dem himmlischen Richter zu überlassen. Ich argwöhne aber, Fausta hat inzwischen schon so viele Fürsprecher an seinem Thron, daß auch er schweigen wird.
    Und wo bleibt die Gerechtigkeit für den Juden Tobias? Wollten wir nicht das empörende Fehlurteil aufheben? Hier gestehe ich unser ganzes Elend. Denn da wir aus den genannten Gründen die wirkliche Täterin nicht anklagen konnten, mußte das Urteil des Comes Magnulf in Kraft und der unglückselige Handelsmann vor aller Welt der Schuldige bleiben. Wasser auf die Mühlen der Schmäher!
    Immerhin sind wir bemüht, das Bußgeld, die neunhundert Solidi, aus den Untiefen, wo es versunken ist, für ihn an die Oberfläche zurückzuholen. Sallustus mußte mir schriftlich bestätigen, die Quittung vom Tisch des ermordeten Bischofs gestohlen zu haben – mit der Absicht, den Juden, den er für schuldig hielt, jeder Verteidigungsmöglichkeit zu berauben. Ich verfaßte einen geheimen Bericht für den Herrn Pfalzgrafen und den Herrn Erzkaplan, in dem ich den wahren Hergang der Untat darlegte. Am Schluß ersuchte ich um eine Weisung an den Herrn Kämmerer, das zu Unrecht erhobene und vom Herrn Marschalk für das Siegesgelage ausgegebene Bußgeld zurückzuerstatten. Odo machte dazu sein Zeichen, und wir warteten auf einen Bescheid. Als dieser nicht kam, baten wir selbst um eine Audienz beim Herrn Kämmerer. Da erfuhren wir, daß er zwar unseren Bericht kannte, jedoch die darin erwähnte Empfangsbestätigung des Herrn Marschalks, die dieser ihm übergeben wollte, nicht erhalten hatte. Dabei sei der Herr Marschalk mehrere Wochen lang in der Pfalz gewesen, und er, der Herr Kämmerer, habe ihn oft gesehen und gesprochen. Von dem beschlagnahmten Bußgeld sei dabei nie die Rede gewesen. Vermutlich habe der Herr Marschalk die ganze Angelegenheit längst vergessen gehabt. Ohne seine ausdrückliche Bestätigung, das Geld empfangen zu haben, sei jedoch ein Befehl an den Comes bezüglich der Rückzahlung völlig unmöglich. Der Herr Marschalk ist aber nach Sachsen gereist! Dort will er die neuen Festungsbauten besichtigen. Falls ihn der Winter dabei überrascht, wird er wohl erst im Frühjahr zur alljährlichen Reichsversammlung zurückkommen.
    Dies, lieber Vetter, ist der Stand unserer Bemühungen, einem vor einem halben Jahr zu Unrecht Verurteilten wenigstens eine teilweise Genugtuung zu verschaffen. Sollte die Erinnerung des Herrn Marschalk nicht wiederkehren, könnten wir sogar in den Ruch

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