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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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erreichten die schöngebauete Wohnung,
    Legten sie ihre Mäntel auf prächtige Sessel und Throne,
    Schlachteten große Schafe zum Mahl und gemästete Ziegen,
    Schlachteten fette Schwein’ und eine Kuh von der Weide.
    Und bereiteten eilig die Mahlzeit. Aber vom Landhof
    Eilt’ Odysseus zur Stadt und der edle Hüter der Schweine.
    Also begann das Gespräch der männerbeherrschende Sauhirt:
    Fremdling, weil du denn doch in die Stadt zu gehen verlangest,
    Heute noch, wie mein Herr es dir befohlen (ich wünschte
    Freilich, du wärest hier als Hüter des Hofes geblieben;
    Aber ich scheue mich und fürchte, Telemachos möchte
    Nachmals schelten; und kränkend sind doch die Verweise der Herren!):
    Auf denn, so wollen wir gehn! Die größte Hälfte des Tages
    Ist dahin, und die Kälte wird gegen Abend noch strenger.
    Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Gut, ich verstehe dich schon, das sind auch meine Gedanken.
    Laß uns denn gehn, und du sei mein Begleiter und Führer.
    Hast du auch einen Stab zurecht geschnitten, so gib ihn
    Mir zur Stütze; ihr sagt ja, der Weg sei rauh und gefährlich.
    Also sprach er und hängt’ um die Schulter den häßlichen Ranzen,
    Allenthalben geflickt, mit einem geflochtenen Tragband;
    Einen bequemen Stab zur Stütze gab ihm Eumaios,
    Und sie gingen. Den Hof bewachten indessen die Hunde
    Und die übrigen Hirten; und dieser führte den König,
    Der, wie ein alter Mann und mühebeladener Bettler,
    Wankend am Stabe schlich, mit häßlichen Lumpen bekleidet.
    Als die Wandernden jetzo auf ihrem höckrichten Wege
    Nahe kamen der Stadt, am schöngebaueten Brunnen,
    Welchem die Bürger der Stadt das klare Wasser entschöpften
    (Ithakos hatt ihn gebaut und Neritos und Polyktor:
    Ringsum war ein Hain von wasserliebenden Pappeln
    In die Runde gepflanzt, und hoch von Felsen herunter
    Schäumte das kalte Wasser; ein Altar stand auf der Höhe,
    Wo die Wanderer alle den Nymphen pflegten zu opfern):
    Da erreichte sie Dolios’ Sohn, der Hirte Melantheus,
    Welcher die trefflichsten Ziegen der ganzen Herde den Freiern
    Brachte zum Schmaus; es begleiteten ihn zween andere Hirten.
    Als sie dieser erblickte, da stieß er mit schreiender Stimme
    Freche Schmähungen aus und reizte die Seele des Königs:
    Wahrlich, das heißt wohl recht, ein Taugenicht führet den andern!
    Wie gesellet doch Gott beständig Gleiche zu Gleichen!
    Sprich, wo führst du den Hungrigen hin, nichtswürdiger Sauhirt,
    Diesen beschwerlichen Bettler, der schmierigen Brocken Verschlinger,
    Welcher von Türe zu Tür an den Pfosten die Schulter sich reibet
    Und sich Krümchen erbettelt, nicht Schwerter noch eherne Kessel.
    Gäbest du mir den Kerl zum Hüter meines Geheges,
    Daß er die Ställe fegt’ und Laub vortrüge den Zicklein,
    Molken sollt er mir saufen, um Fleisch auf die Lenden zu kriegen!
    Aber da er nun nichts als Bubenstücke gelernt hat,
    Wird er nicht gern arbeiten und lieber das Land durchstreichen,
    Seinen gefräßigen Leib mit Bettelbrote zu stopfen.
    Aber ich sage dir an, und das wird wahrlich erfüllet:
    Kommt er je in das Haus des göttergleichen Odysseus,
    Hageln werden die Schemel im Saal aus den Händen der Männer
    Rings um sein Haupt und die Ecken an seinen Rippen zerstoßen!
    Also sprach er und kam und stieß mit der Ferse vor Bosheit
    Ihm in die Seit; allein er wankte nicht aus dem Wege,
    Sondern stand unerschüttert. Nun überlegte Odysseus,
    Ob er auf ihn mit dem Stab anrennt’ und das Leben ihm raubte
    Oder ihn hoch erhüb und sein Haupt auf den Boden zerknirschte;
    Doch er bezwang sein Herz und duldete. Aber der Sauhirt
    Schalt ihn ins Antlitz und betete laut mit erhobenen Händen:
    Nymphen des heiligen Quells, Zeus’ Töchter! Hat jemals Odysseus
    Lenden, mit Fette bedeckt, von jungen Ziegen und Lämmern
    Euch zur Ehre verbrannt, so erfüllt mein heißes Verlangen:
    Daß heimkehre der Held und ihn ein Himmlischer führe!
    O dann würd er dir bald die hohen Gedanken vertreiben,
    Welche du Trotziger jetzo hegst, da du immer die Stadt durch
    Irrst, indes die Herde von bösen Hirten verderbt wird!
    Und der Ziegenhirte Melanthios gab ihm zur Antwort:
    Götter, was plaudert er da, der Hund voll hämischer Tücke!
    Ha! ich werd ihn noch einst im schwarzen gerüsteten Schiffe
    Fern von Ithaka bringen, damit ich ihn teuer verkaufe!
    Tötete doch so gewiß der silberne Bogen Apollons
    Oder der Freier Gewalt Telemachos heut im Palaste,
    Als Odysseus ferne von seiner Heimat dahinsank!
    Also sprach er und

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