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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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eilte voran; sie folgten ihm langsam.
    Und mit hurtigen Schritten erreicht’ er des Königes Wohnung,
    Ging gerade hinein und setzte sich unter die Freier,
    Gegen Eurymachos über; denn diesen liebt’ er am meisten.
    Vor ihn legten ein Teil des Fleisches die hurtigen Diener,
    Und die ehrbare Schaffnerin kam und tischte das Brot auf;
    Und er aß. Nun kam mit Odysseus der treffliche Sauhirt
    Nahe; sie standen still. Der hohlen Harfe Getön scholl
    Ihnen melodisch entgegen; denn Phemios hub den Gesang an.
    Und Odysseus faßte die Hand des Hirten und sagte:
    Wahrlich, Eumaios, dies ist die prächtige Wohnung Odysseus’!
    Diese würde man leicht auch unter vielen erkennen!
    Zimmer stehen auf Zimmern; den Hof umschließet die schöne
    Zinnenbefestigte Mauer mit einem doppelten starken
    Flügeltor; sie vermöchte wohl schwerlich ein Mann zu erobern!
    Auch bemerk ich dieses, daß viele Männer ein Gastmahl
    Drinnen begehn; denn es duftet von Speisen umher, und die Harfe
    Tönet, welche die Götter dem Mahl zur Freundin verliehen.
    Ihm antwortetest du, Eumaios, Hüter der Schweine:
    Richtig bemerkst du, da dir’s auch sonst an Verstande nicht fehlet;
    Aber wir wollen anitzt nachdenken, wie wir es machen.
    Geh du entweder zuerst in die schöngebauete Wohnung
    Unter den Haufen der Freier, so wart ich hier noch ein wenig;
    Oder willst du, so bleib, und ich will erstlich hineingehn.
    Aber zögere nicht; hier draußen möchte dich jemand
    Schlagen oder auch werfen. Dies überlege nun selber.
    Ihm antwortete drauf der herrliche Dulder Odysseus:
    Gut, ich verstehe dich schon, dies sind auch meine Gedanken.
    Gehe denn erst hinein; ich warte hier noch ein wenig,
    Denn ich verstehe mich auf Schläg’ und Würfe so ziemlich,
    Und nicht schwach ist mein Herz. Ich habe schon vieles erduldet,
    Schrecken des Meers und des Kriegs, so mag auch dies noch geschehen!
    Aber man kann unmöglich die Wut des hungrigen Magens
    Bändigen, welcher den Menschen so vielen Kummer verursacht!
    Ihn zu besänftigen, gehn selbst schöngezimmerte Schiffe
    Über das wilde Meer, mit Schrecken des Krieges gerüstet!
    Also besprachen diese sich jetzo untereinander.
    Aber ein Hund erhob auf dem Lager sein Haupt und die Ohren,
    Argos, welchen vordem der leidengeübte Odysseus
    Selber erzog; allein er schiffte zur heiligen Troja,
    Ehe er seiner genoß. Ihn führten die Jünglinge vormals
    Immer auf wilde Ziegen und flüchtige Hasen und Rehe;
    Aber jetzt, da sein Herr entfernt war, lag er verachtet
    Auf dem großen Haufen vom Miste der Mäuler und Rinder,
    Welcher am Tore des Hofes gehäuft ward, daß ihn Odysseus’
    Knechte von dannen führen, des Königes Äcker zu düngen;
    Hier lag Argos, der Hund, von Ungeziefer zerfressen.
    Dieser, da er nun endlich den nahen Odysseus erkannte,
    Wedelte zwar mit dem Schwanz und senkte die Ohren herunter,
    Aber er war zu schwach, sich seinem Herren zu nähern.
    Und Odysseus sah es und trocknete heimlich die Träne,
    Unbemerkt von Eumaios, und fragete seinen Begleiter:
    Wunderbar ist es, Eumaios, daß dieser Hund auf dem Miste
    Liegt! Sein Körper ist schön von Bildung; aber ich weiß nicht,
    Ob er mit dieser Gestalt auch schnell im Laufe gewesen
    Oder so, wie die Hund’ um der Reichen Tische gewöhnlich
    Sind; denn solche Herren erziehn sie bloß zum Vergnügen.
    Ihm antwortetest du, Eumaios, Hüter der Schweine:
    Freilich, denn dies ist der Hund des ferne gestorbenen Mannes.
    Wär er derselbige noch an Gestalt und mutigen Taten,
    Als wie Odysseus ihn, gen Troja schiffend, zurückließ,
    Sicherlich würdest du jetzo die Kraft und die Schnelle bewundern.
    Trieb er ein Wildbret auf im dichtverwachsenen Waldtal,
    Nimmer entfloh es ihm; denn er war auch ein weidlicher Spürhund.
    Aber nun liegt er im Elend hier; denn fern von der Heimat
    Starb sein Herr, und die Weiber, die faulen, versäumen ihn gänzlich.
    Das ist die Art der Bedienten: sobald ihr Herr sie nicht antreibt,
    Werden sie träge zum Guten und gehn nicht gern an die Arbeit.
    Zeus’ allwaltender Rat nimmt schon die Hälfte der Tugend
    Einem Manne, sobald er die heilige Freiheit verlieret.
    Also sprach er und ging in die schöngebauete Wohnung,
    Eilte dann grad in den Saal zu den übermütigen Freiern.
    Aber Argos umhüllte der schwarze Schatten des Todes,
    Da er im zwanzigsten Jahr Odysseus wieder gesehen.
    Jenen sahe zuerst Telemachos, göttlich von Bildung,
    Durch den Palast herwandeln, den trefflichen Hirten; er winkt’ ihm
    Eilig und rief ihn heran. Der

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