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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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trotziger Red und verwegenem Mute, was sagst du?
    Schenkten so vieles, wie ich, ihm auch die übrigen Freier,
    In drei Monden würd er dies Haus nicht wieder besuchen!
    Also sprach er und hob den Schemel unter dem Tische
    Drohend empor, auf welchem die Füße des Schmausenden ruhten.
    Aber die andern gaben ihm all und füllten den Ranzen
    Ihm mit Fleisch und Brot. Und jetzo wollte Odysseus
    Wieder zur Schwelle gehn, der Achaier Geschenke zu kosten,
    Aber er stellte sich erst vor Antinoos’ Tafel und sagte:
    Lieber, beschenke mich auch! Du scheinst mir nicht der geringste,
    Sondern ein edler Achaier, du hast ein königlich Ansehn;
    Darum mußt du mir auch mehr Speise geben als andre,
    Und ich werde dein Lob in allen Landen verkünden.
    Denn auch ich war ehmals ein glücklicher Mann und Bewohner
    Eines reichen Palastes und gab dem irrenden Fremdling
    Oftmals, wer er auch war und welche Not ihn auch drängte;
    Und unzählige Knechte besaß ich und andere Güter,
    Die man zum Überfluß und zur Pracht der Reichen erfordert.
    Aber das nahm mir Zeus nach seinem heiligen Ratschluß;
    Denn er verleitete mich, mit küstenumirrenden Räubern
    Weit nach Aigyptos zu schiffen, um mein Verderben zu finden.
    Und ich legte die Schiff’ im Strom Aigyptos vor Anker;
    Dringend ermahnt ich jetzo die lieben Reisegefährten,
    An dem Gestade zu bleiben und unsere Schiffe zu hüten,
    Und versendete Wachen umher auf die Höhen des Landes.
    Aber sie wurden vom Trotz und Übermute verleitet,
    Daß sie ohne Verzug der Aigypter schöne Gefilde
    Plünderten, ihre Weiber gefangen führten, die Männer
    Und unmündigen Kinder ermordeten. Und ihr Geschrei kam
    Schnell in die Stadt. Sobald der Morgen sich rötete, zogen
    Streiter zu Roß und zu Fuße daher, und vom blitzenden Erze
    Strahlte das ganze Gefilde. Der Donnerer Zeus Kronion
    Sendete meinen Gefährten die schändliche Flucht, und es wagte
    Keiner, dem Feinde zu stehn; denn ringsum drohte Verderben.
    Viele töteten sie mit ehernen Lanzen, und viele
    Schleppten sie lebend hinweg zu harter sklavischer Arbeit.
    Aber nach Kypros schenkten sie mich dem begegnenden Fremdling
    Dmetor, Jasos Sohne, dem mächtigen Herrscher in Kypros.
    Und von dannen komm ich nun hier, mit Kummer beladen.
    Und Antinoos rief und gab ihm dieses zur Antwort:
    Welch ein Himmlischer straft uns mit dieser Plage des Gastmahls?
    Stelle dich dort in die Mitte und hebe dich weg von der Tafel,
    Daß du mir nicht ein herbes Aigyptos und Kypros erblickest!
    Ha, du bist mir der frechste, der unverschämteste Bettler!
    Gehst nach der Reihe bei allen umher, und ohne Bedenken
    Geben sie dir! Wozu auch so sparsam oder so ängstlich,
    Fremdes Gut zu verschenken, wo man so reichlich versorgt ist!
    Weichend erwiderte drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Götter, wie wenig gleichen dein Herz und deine Gestalt sich!
    Von dem Deinigen schenkst du dem Darbenden schwerlich ein Salzkorn,
    Da du an fremdem Tische dich nicht erbarmest, ein wenig
    Mir von der Speise zu geben, womit du so reichlich versorgt bist!
    Also sprach er; da ward Antinoos’ Herz noch erboster;
    Drohend blickt’ er ihn an und sprach die geflügelten Worte:
    Nun, so sollst du gewiß aus diesem Saale nicht wieder
    Unbeschädigt entrinnen, da du noch Schmähungen redest!
    Sprach’s und warf mit dem Schemel die rechte Schulter Odysseus’,
    Dicht am Gelenke des Halses. Er aber stand wie ein Felsen
    Fest und wankte nicht von Antinoos’ mächtigem Wurfe,
    Sondern schüttelte schweigend das Haupt und sann auf Verderben;
    Ging dann zur Schwelle zurück und setzte sich, legte den Ranzen
    Voll von Speise nieder und sprach zu der Freier Versammlung:
    Höret mich an, ihr Freier der weitgepriesenen Fürstin,
    Daß ich rede, wie mir das Herz im Busen gebietet.
    Nicht der mindeste Schmerz noch Kummer beuget die Seele
    Eines Mannes, der, streitend für seine Güter, vom Feinde
    Wunden empfängt für die Herden der Rinder und wollichten Schafe;
    Doch Antinoos warf mich wegen des traurigen Hungers,
    Welcher den elenden Menschen so vielen Kummer verursacht!
    Aber beschützt auch die Armen der Götter und Göttinnen Rache,
    Dann ereile der Tod Antinoos vor der Vermählung!
    Und Eupeithes’ Sohn Antinoos gab ihm zur Antwort:
    Fremdling, sitze geruhig und iß oder gehe von hinnen,
    Daß dich die Jünglinge nicht bei den Händen und Füßen, du Schwätzer,
    Durch den Palast fortschleppen und deine Glieder zerreißen!
    Also sprach er, allein die übrigen zürnten ihm heftig.
    Also redete

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