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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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noch
    Heißer entbrennte das Herz des Laertiaden Odysseus.
    Unter den Freiern war ein ungezogener Jüngling,
    Dieser hieß Ktesippos und war aus Same gebürtig.
    Stolz auf das große Gut des Vaters, warb er anitzo
    Um die Gattin Odysseus’, des langabwesenden Königs.
    Dieser erhub die Stimme und sprach zu den trotzigen Freiern:
    Höret, was ich euch sag, ihr edelmütigen Freier!
    Zwar empfing der Fremdling schon längst sein gebührendes Anteil,
    Eben wie wir; denn es wäre nicht recht und gegen den Wohlstand,
    Fremde zu übergehn, die Telemachos’ Wohnung besuchen:
    Aber ich will ihm doch auch ein wenig verehren, damit er
    Etwa die Magd, die ihn badet, beschenke, oder auch jemand
    Sonst von den Leuten im Hause des göttergleichen Odysseus.
    Also sprach er und warf mit nervichter Rechter den Kuhfuß,
    Welcher im Korbe lag, nach Odysseus. Aber Odysseus
    Wandte behende sein Haupt und barg mit schrecklichem Lächeln
    Seinen Zorn; und das Bein fuhr gegen die zierliche Mauer.
    Aber Telemachos schalt den Freier mit drohenden Worten:
    Wahrlich, Ktesippos, es ist ein großes Glück für dein Leben,
    Daß du den Fremdling nicht trafst; denn dieser beugte dem Wurf aus.
    Traun, ich hätte dich gleich mit der spitzen Lanze durchbohret,
    Und statt der Hochzeit würde dein Vater ein Leichenbegängnis
    Hier begehn! Verübe mir keiner die mindeste Unart
    Hier im Palast! Mir fehlt nun weder Verstand noch Erfahrung,
    Gutes und Böses zu sehn; denn ehmals war ich ein Knabe!
    Dennoch schaun wir es an und leiden alles geduldig,
    Wie ihr das Mastvieh schlachtet und schwelgend den Wein und die Speise
    Ausleert; denn was vermag ein einziger gegen so viele?
    Aber hierbei laßt nun auch eure Beleidigung stillstehn!
    Habt ihr indes beschlossen, mich mit dem Schwerte zu töten:
    Lieber wollt ich doch das, und wahrlich, es wäre mir besser,
    Sterben, als immerfort den Greul der Verwüstungen ansehn,
    Wie man die Fremdlinge hier mißhandelt oder die Mägde
    Zur abscheulichen Lust in den prächtigen Kammern umherzieht!
    Also sprach er, und alle verstummten umher und schwiegen.
    Endlich erwiderte drauf Damastors Sohn Agelaos:
    Freunde, Telemachos hat mit großem Rechte geredet;
    Drum entrüste sich keiner, noch geb ihm trotzige Antwort!
    Auch mißhandelt nicht ferner den armen Fremdling, noch jemand
    Von den Leuten im Hause des göttergleichen Odysseus.
    Aber Telemachos möcht ich anitzt und Telemachos’ Mutter
    Dies wohlmeinend raten, wenn’s ihrem Herzen gefiele.
    Als ihr beide noch immer mit sehnlich harrendem Herzen
    Hofftet die Wiederkehr des erfindungsreichen Odysseus,
    War es nicht tadelhaft, zu warten und die Achaier
    Hinzuhalten im Hause (denn besser wär es gewesen,
    Hätten die Götter Odysseus verstattet wiederzukehren).
    Doch nun ist es ja klar, daß Odysseus nimmer zurückkehrt.
    Drum geh hin zu der Mutter und sag ihr, sie möge den besten
    Jüngling, welcher das meiste geschenkt, zum Bräutigam wählen,
    Daß du alle Güter des Vaters beherrschen und friedlich
    Essen und trinken könnest, da sie mit dem Manne hinwegzieht!
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    Nein, bei Zeus, Agelaos, und bei den Leiden des Vaters,
    Der von Ithaka ferne den Tod fand oder umherirrt,
    Ich verhindre sie nicht, ich selber heiße die Mutter
    Wählen, welchen sie will und wer sie reichlich beschenket.
    Aber ich scheue mich, sie mit harten Worten gewaltsam
    Aus dem Hause zu treiben; das wolle Gott nicht gefallen!
    Also sprach er. Und siehe, ein großes Gelächter erregte
    Pallas Athene im Saal und verwirrte der Freier Gedanken.
    Und schon lachten sie alle mit gräßlichverzuckten Gesichtern.
    Blutbesudeltes Fleisch verschlangen sie jetzo; die Augen
    Waren mit Tränen erfüllt, und Jammer umschwebte die Seele.
    Und der göttliche Mann Theoklymenos sprach zur Versammlung:
    Ach, unglückliche Männer, welch Elend ist euch begegnet!
    Finstere Nacht umhüllt euch Haupt und Antlitz und Glieder,
    Und Wehklagen ertönt und Tränen netzen die Wangen!
    Und von Blute triefen die Wänd’ und das schöne Getäfel!
    Flatternde Geister füllen die Flur und füllen den Vorhof,
    Zu des Erebos Schatten hinuntereilend! Die Sonne
    Ist am Himmel erloschen, und rings herrscht schreckliches Dunkel!
    Also sprach er, und alle begannen herzlich zu lachen.
    Aber Polybos’ Sohn Eurymachos sprach zu den Freiern:
    Hört, wie der Fremdling rast, der neulich von ferne hieherkam!
    Hurtig, ihr Jünglinge, eilt und leitet ihn aus dem Palaste
    Nach dem

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