Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
Vom Netzwerk:
Sohn, den unsterblichen Göttern vergleichbar.
    Iphitos’ Bogen führte der edelgesinnte Odysseus
    Niemals, wann er zum Krieg in schwarzen Schiffen hinwegfuhr,
    Sondern ließ im Palaste des unvergeßlichen Freundes
    Angedenken zurück; in Ithaka führt’ er ihn immer.
    Als das göttliche Weib die gewölbete Kammer erreichte
    Und die eichene Schwelle hinanstieg, welche der Meister
    Künstlich hatte geglättet und nach dem Maße der Richtschnur
    Drauf den Pfosten gerichtet, mit ihren glänzenden Flügeln,
    Löste sie schnell vom Ringe den künstlichen Knoten des Riemens,
    Steckte den Schlüssel hinein und drängte die Riegel der Pforte,
    Scharf hinblickend, zurück: da krachten laut, wie ein Pflugstier
    Brüllt auf blumiger Au, so krachten die prächtigen Flügel,
    Von dem Schlüssel geöffnet, und breiteten sich auseinander.
    Und sie trat ins Gewölb und stieg auf die bretterne Bühne,
    Wo die Laden standen voll lieblichduftender Kleider,
    Langte von dort in die Höh und nahm vom Nagel den Bogen
    Samt der glänzenden Scheide, die ihn umhüllte, herunter.
    Und sie setzte sich, legt’ auf den Schoß den Bogen des Königs,
    Hub laut an zu weinen und zog ihn hervor aus der Scheide.
    Und nachdem sie ihr Herz mit vielen Tränen erleichtert,
    Ging sie hinauf in den Saal zu den übermütigen Freiern,
    Haltend in ihrer Hand den krummen Bogen Odysseus’
    Und den Köcher, gefüllt mit jammerbringenden Pfeilen.
    Hinter ihr trugen die Mägde die zierliche Kiste, mit Eisen
    Und mit Erze beschwert, den Kampfgeräten des Königs.
    Als das göttliche Weib die Freier jetzo erreichte,
    Stand sie still an der Schwelle des schönen gewölbeten Saales;
    Ihre Wangen umwallte der feine Schleier des Hauptes,
    Und an jeglichem Arm stand eine der stattlichen Jungfraun.
    Und sie sprach zur Versammlung der übermütigen Freier:
    Hört, ihr mutigen Freier, die ihr in diesem Palaste
    Scharenweise euch stets zum Essen und Trinken versammelt,
    Da mein Gemahl so lang entfernt ist, und die ihr keinen
    Einzigen Grund angebt zu dieser großen Verwüstung,
    Außer daß ihr mich liebt und zur Gemahlin begehret:
    Auf, ihr Freier, wohlan, denn jetzo erscheinet ein Wettkampf!
    Hier ist der große Bogen des göttergleichen Odysseus.
    Wessen Hand von euch den Bogen am leichtesten spannet
    Und mit der Senne den Pfeil durch alle zwölf Äxte hindurchschnellt,
    Seht, dem folg ich als Weib aus diesem werten Palaste
    Meines ersten Gemahls, dem prächtigen reichen Palaste,
    Dessen mein Herz sich vielleicht noch künftig in Träumen erinnert.
    Also sprach sie und winkte dem edlen Hirten Eumaios,
    Ihnen den Bogen zum Kampf und die blinkenden Äxte zu bringen.
    Weinend empfing sie Eumaios und legte sie nieder. Der Kuhhirt
    Weint’ auf der andern Seite, da er den Bogen des Herrn sah.
    Aber Antinoos schalt und sprach die geflügelten Worte:
    Alberne Hirten des Viehs, in den Tag hinträumende Toren,
    Unglückselige, sprecht, was vergießt ihr Tränen und reizet
    Unserer Königin Herz, noch mehr zu trauern, das so schon
    Tiefgebeugt den Verlust des lieben Gemahles bejammert?
    Sitzt geruhig am Tisch und schmauset; oder entfernt euch
    Hurtig und heult vor der Tür und laßt den Bogen uns Freiern,
    Daß wir den Kampf versuchen, den furchtbaren! Denn ich vermute,
    Daß es so leicht nicht sei, den geglätteten Bogen zu spannen.
    Denn ein solcher Mann ist nicht in der ganzen Versammlung,
    Als Odysseus war! Ich hab ihn selber gesehen
    Und entsinne mich wohl: ich war noch ein stammelnder Knabe.
    Also sprach er; allein in seinem Herzen gedacht er,
    Selbst die Senne zu spannen und durch die Äxte zu treffen.
    Aber er sollte zuerst den Pfeil aus den Händen Odysseus’
    Kosten, weil er vordem den Herrlichen, in dem Palaste
    Sitzend, hatte geschmäht und die übrigen Freier gereizet.
    Unter ihnen begann Telemachos’ heilige Stärke:
    Wahrlich, Zeus Kronion beraubte mich allen Verstandes!
    Meine Mutter verheißet anitzt (wie gut sie auch denket!),
    Einem andern zu folgen und dieses Haus zu verlassen;
    Und ich freue mich noch und lache, ich törichter Jüngling!
    Aber wohlan, ihr Freier! denn jetzo erscheinet der Wettkampf
    Um ein Weib, wie keines im ganzen achaiischen Lande,
    Nicht in der heiligen Pylos, in Argos oder Mykene,
    Selbst in Ithaka nicht und nicht auf der fruchtbaren Feste!
    Aber das wißt ihr selber, was brauch ich die Mutter zu loben!
    Auf denn! verzögert ihn nicht durch lange Zweifel und spannet
    Ohne Geschwätz den Bogen, damit wir den Sieger erkennen!
    Und ich

Weitere Kostenlose Bücher