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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Herzens Verwirrung
    Oftmals ehrt und den besseren ungeehret hinwegschickt.
    Ihm erwiderte drauf die verständige Eurykleia:
    Sohn, beschuldige nicht die ganz unschuldige Mutter!
    Denn er saß da und trank, solang er wollte, des Weines;
    Speise, sagte er selbst, verlangt’ er nicht mehr; denn sie fragt’ ihn.
    Und als endlich die Stunde des süßen Schlafes herankam,
    Da befahl sie den Mägden, ein Lager ihm zu bereiten.
    Aber er, als ein ganz unglücklicher Leidengeübter,
    Weigerte sich, im Bette auf weichen Polstern zu schlafen;
    Auf Schafsfellen allein und der unbereiteten Stierhaut
    Wollt er im Vorsaal ruhn; wir deckten ihn noch mit dem Mantel.
    Also sprach sie. Da ging, den Speer in der Rechten, der Jüngling
    Aus dem Palast; es begleiteten ihn schnellfüßige Hunde.
    Und er ging zur Versammlung der schöngeharnischten Griechen.
    Aber den Mägden befahl die Edelste unter den Weibern,
    Eurykleia, die Tochter Ops’, des Sohnes Peisenors:
    Hurtig, ihr Mägde! Kehrt mir den Saal geschwinde mit Besen,
    Aber sprengt ihn zuvor; die purpurnen Teppiche legt dann
    Auf die zierlichen Sessel! Ihr andern scheuert die Tische
    Alle mit Schwämmen rein; dann spült die künstlichgegoßnen
    Doppelbecher und Kelche mir aus! Ihr übrigen aber
    Holet Wasser vom Quell; doch daß ihr nur eilig zurückkommt!
    Heute zögern gewiß die Freier nicht lange, sie werden
    Frühe sich hier versammeln; denn heut ist der heilige Neumond!
    Also sprach sie; ihr hörten die Mägde mit Fleiß und gehorchten.
    Zwanzig eileten schnell zum Wasser der schattichten Quelle,
    Und die andern im Saale vollendeten klüglich die Arbeit.
    Jetzo kamen ins Haus der Freier mutige Diener,
    Welche das Holz geschickt zerspalteten; und von der Quelle
    Kamen die Weiber zurück. Auch kam der treffliche Sauhirt,
    Der drei Schweine, die besten der ganzen Herde, hereintrieb.
    Diese ließ er weidend im schönen Hofe herumgehn,
    Trat dann selbst zu Odysseus und sprach die freundlichen Worte:
    Fremdling, hast du anitzt mehr Ansehn vor den Achaiern?
    Oder verschmähen sie dich wie vormals hier im Palaste?
    Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Ach, Eumaios, bestraften doch einst die Götter den Frevel
    Dieser verruchten Empörer, die hier im fremden Palaste
    Schändliche Greuel verüben und Scham und Ehre verachten!
    Also besprachen diese sich jetzo untereinander.
    Und es nahte sich ihnen der Ziegenhirte Melantheus,
    Welcher die trefflichsten Ziegen der ganzen Herde den Freiern
    Brachte zum Schmaus; es begleiteten ihn zween andere Hirten.
    Diese banden sie fest dort unter der tönenden Halle.
    Aber Melanthios sprach zu Odysseus die schmähenden Worte:
    Fremdling, du willst noch jetzo in diesem Hause die Männer
    Durch dein Betteln beschweren? Und nie zur Türe hinausgehn?
    Nun, wir werden uns wohl nicht wieder trennen, bevor du
    Diese Fäuste gekostet! Es ist ganz wider die Ordnung,
    Solch ein Betteln! Es gibt ja noch andere Schmäuse der Griechen!
    Also sprach er; und nichts antwortete jenem Odysseus,
    Sondern schüttelte schweigend sein Haupt und sann auf Verderben.
    Auch der Männerbeherrscher Philötios brachte den Freiern
    Eine gemästete Kuh und fette Ziegen zum Schmause.
    Diese kamen vom festen Land in der Fähre der Schiffer,
    Die auch andere fahren, wenn jemand solches begehret.
    Und er knüpfte sein Vieh auch unter der tönenden Halle
    Fest; dann trat er näher und fragte den edlen Eumaios:
    Hüter der Schweine, wer ist der neulich gekommene Fremdling
    Hier in unserem Hause? Von welchen rühmlichen Eltern
    Stammt er ab? Wo ist sein Geschlecht und väterlich Erbe?
    Armer! Wahrlich, er trägt der herrschenden Könige Bildung!
    Aber die Götter verdunkeln das Ansehn irrender Menschen,
    Auch wenn Königen selbst ein solcher Jammer zuteil wird.
    Also sprach er und kam und reichte dem edlen Odysseus
    Freundlich die rechte Hand und sprach die geflügelten Worte:
    Freue dich, fremder Vater! Es müsse dir wenigstens künftig
    Wohl ergehn! Denn jetzo umringt dich mancherlei Trübsal!
    Vater Zeus, du bist doch vor allen Unsterblichen grausam!
    Du erbarmest dich nicht der Menschen, die du gezeugt hast,
    Sondern verdammst sie alle zu Not und schrecklichem Jammer!
    Heißer und kalter Schweiß umströmte mich, als ich dich sahe,
    Und mir tränten die Augen; ich dachte gleich an Odysseus,
    Der wohl auch so zerlumpt bei fremden Leuten umherirrt,
    Wo er anders noch lebt und das Licht der Sonne noch schauet!
    Ist er aber schon tot und in der Schatten Behausung,
    Weh

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