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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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hätte wohl Lust, den Bogen selbst zu versuchen.
    Denn wär ich’s, der ihn spannt und durch die Äxte hindurchschießt,
    Dann verließe mich Trauernden nicht die teuerste Mutter,
    Einem andern folgend, noch blieb ich einsam im Hause,
    Da ich schon tüchtig bin zu den edlen Kämpfen des Vaters!
    Also sprach er und warf von der Schulter den purpurnen Mantel,
    Seinem Sessel entspringend, und warf sein Schwert von der Schulter.
    Hierauf stellt’ er die Eisen im aufgegrabenen Estrich
    Alle zwölf nach der Reih und nach dem Maße der Richtschnur,
    Stampfte die Erde dann fest; und alle staunten dem Jüngling,
    Wie gerad er sie stellte, da er’s doch nimmer gesehen.
    Und er trat an die Schwelle des Saals und versuchte den Bogen,
    Dreimal erschüttert’ er ihn und strebt’ ihn aufzuspannen;
    Dreimal verließ ihn die Kraft. Noch immer hoffte der Jüngling,
    Selbst die Senne zu spannen und durch die Äxte zu treffen,
    Und er hätt es vollbracht, da der Starke zum viertenmal anzog;
    Aber ihm winkt’ Odysseus und hielt den strebenden Jüngling.
    Und zu den Freiern sprach Telemachos’ heilige Stärke:
    Götter, ich bleibe vielleicht auf immer weichlich und kraftlos,
    Oder ich bin noch zu jung und darf den Händen nicht trauen,
    Abzuwehren den Mann, der mich hohnsprechend beleidigt.
    Aber wohlan, ihr andern, die ihr viel stärker als ich seid,
    Kommt und versucht den Bogen und endiget hurtig den Wettkampf!
    Also sprach er und stellte den Bogen nieder zur Erden,
    Hingelehnt an die feste, mit Kunst gebildete Pforte,
    Lehnte den schnellen Pfeil an des Bogens zierliche Krümmung,
    Ging und setzte sich wieder auf seinen verlassenen Sessel.
    Aber Eupeithes’ Sohn Antinoos sprach zur Versammlung:
    Steht nach der Ordnung auf, von der Linken zur Rechten, o Freunde,
    An der Stelle beginnend, von wannen der Schenke herumgeht.
    Also sprach er; und allen gefiel Antinoos’ Rede.
    Und es erhub sich zuerst der Önopide Leiodes,
    Welcher, ihr Opferprophet, beständig am schimmernden Kelche
    Unten im Winkel saß: der einzige, dem die Verwüstung
    Nicht gefiel; er haßte die ganze Rotte der Freier.
    Dieser nahm den Bogen und schnellen Pfeil von der Erde,
    Stellte sich drauf an die Schwelle des Saals und versuchte den Bogen.
    Aber er spannt’ ihn nicht; die zarten Hände des Sehers
    Wurden im Aufziehn laß. Da sprach er zu der Versammlung:
    Freunde, ich spann ihn nicht; ihn nehm ein anderer jetzo!
    Viele der Edeln im Volk wird dieser Bogen des Atems
    Und der Seele berauben; denn das ist tausendmal besser:
    Sterben, als lebend den Zweck zu verfehlen, um den wir uns immer
    Hier im Hause versammeln und harren von Tage zu Tage!
    Jetzo hofft wohl mancher in seinem Herzen und wünscht sich
    Penelopeia zum Weib, Odysseus’ edle Gemahlin.
    Aber wird er einmal den Bogen prüfen und ansehn,
    O dann such er sich nur von Achaias lieblichen Töchtern
    Eine andre und werbe mit Brautgeschenken; doch diese
    Nehme den Mann, der das meiste geschenkt und dem sie bestimmt ward.
    Also sprach Leiodes und stellte den Bogen zur Erden,
    Hingelehnt an die feste, mit Kunst gebildete Pforte;
    Lehnte den schnellen Pfeil an des Bogens zierliche Krümmung,
    Ging und setzte sich wieder auf seinen verlassenen Sessel.
    Aber Antinoos schalt und sprach die geflügelten Worte:
    Welche Rede, Leiodes, ist deinen Lippen entflohen!
    Welche schreckliche Drohung! Ich ärgere mich, es zu hören!
    Viele der Edeln im Volk soll dieser Bogen des Atems
    Und der Seele berauben, weil du nicht vermagst ihn zu spannen?
    Dich gebar nun freilich die teure Mutter nicht dazu,
    Daß du mit Pfeil und Bogen dir Ruhm bei den Menschen erwürbest;
    Aber es sind, ihn zu spannen, noch andere mutige Freier!
    Also sprach er und rief dem Ziegenhirten Melantheus:
    Hurtig, Melanthios, eil und zünd hier Feuer im Saal an,
    Stelle davor den Sessel und breite Felle darüber,
    Hol aus der Kammer alsdann eine große Scheibe von Stierfett,
    Daß wir Jüngling’ am Feuer den Bogen wärmen und salben;
    Dann versuchen wir ihn und endigen hurtig den Wettkampf.
    Sprach’s und Melanthios zündet’ ein helles Feuer im Saal an,
    Stellte davor den Sessel und breitete Felle darüber,
    Holt’ aus der Kammer alsdann eine große Scheibe von Stierfett.
    Und die Jünglinge salbten und prüften den Bogen, doch keiner
    Konnt ihn spannen, zu sehr gebrach es den Händen an Stärke.
    Aber Antinoos selbst und Eurymachos saßen noch ruhig,
    Beide Häupter der Freier und ihre tapfersten Helden.
    Jetzo gingen zugleich aus der Türe

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