Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
Vom Netzwerk:
Freunde!
    Habt ihr euch dann mit Speise gestärkt, dann wollen wir fragen,
    Wer ihr seid. Denn wahrlich aus keinem versunknen Geschlechte
    Stammt ihr, sondern ihr stammt von edlen, zeptergeschmückten
    Königen her; denn gewiß Unedle zeugen nicht solche!
    Also sprach er und reichte den fetten gebratenen Rückgrat
    Von dem Rinde den Gästen, der ihm zur Ehre bestimmt war.
    Und sie erhoben die Hände zum lecker bereiteten Mahle.
    Und nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war,
    Neigte Telemachos sein Haupt zum Sohne des Nestor
    Und sprach leise zu ihm, damit es die andern nicht hörten:
    Schaue doch, Nestoride, du meines Herzens Geliebter,
    Schaue den Glanz des Erzes umher in der hallenden Wohnung,
    Und des Goldes und Ambras und Elfenbeines und Silbers!
    Also glänzt wohl von innen der Hof des olympischen Gottes!
    Welch ein unendlicher Schatz! Mit Staunen erfüllt mich der Anblick!
    Seine Rede vernahm Menelaos der bräunlichgelockte,
    Wandte sich gegen die Fremden und sprach die geflügelten Worte:
    Liebe Söhne, mit Zeus wetteifre der Sterblichen keiner;
    Ewig besteht des Unendlichen Burg und alles, was sein ist!
    Doch von den Menschen mag einer mit mir sich messen an Reichtum,
    Oder auch nicht. Denn, traun, nach vielen Leiden und Irren
    Bracht ich ihn in den Schiffen im achten Jahre zur Heimat;
    Ward nach Kypros vorher, nach Phönike gestürmt und Aigyptos,
    Sahe die Aithiopen, Sidonier dann und Erember,
    Libya selbst, wo schon den Lämmern Hörner entkeimen.
    Denn es gebären dreimal im Laufe des Jahres die Schafe.
    Nimmer gebricht es dort dem Eigner und nimmer dem Hirten,
    Weder an Käse noch Fleisch noch süßer Milch von der Herde,
    Welche das ganze Jahr mit vollen Eutern einhergeht.
    Also durchirrt ich die Länder und sammelte großes Vermögen.
    Aber indessen erschlug mir meinen Bruder ein andrer
    Heimlich, mit Meuchelmord, durch die List des heillosen Weibes,
    Daß ich gewiß nicht froh dies große Vermögen beherrsche!
    Doch dies habt ihr ja wohl von euren Vätern gehöret,
    Wer sie auch sei’n. Denn viel, sehr vieles hab ich erlitten
    Und mein prächtiges Haus voll köstlicher Güter zerrüttet!
    Könnt ich nur jetzo darin mit dem dritten Teile der Güter
    Wohnen, und lebten die Männer, die im Gefilde vor Troja
    Hingesunken sind, fern von der rossenährenden Argos!
    Aber dennoch, wie sehr ich sie alle klag und beweine
    (Oftmal hab ich hier so in meinem Hause gesessen
    Und mir jetzo mit Tränen das Herz erleichtert und jetzo
    Wieder geruht; denn bald ermüdet der starrende Kummer!),
    Dennoch, wie sehr ich traure, bewein ich alle nicht so sehr
    Als den einen, der mir den Schlaf und die Speise verleidet,
    Denk ich seiner! Denn das hat kein Achaier erduldet,
    Was Odysseus erduldet’ und trug! Ihm selber war Unglück
    Von dem Schicksal bestimmt und mir unendlicher Jammer,
    Seinethalben, des Langabwesenden, weil wir nicht wissen,
    Ob er leb’ oder tot sei. Vielleicht beweinen ihn jetzo
    Schon Laertes der Greis und die keusche Penelopeia
    Und Telemachos, den er als Kind im Hause zurückließ!
    Also sprach er und rührte Telemachos herzlich zu weinen.
    Seinen Wimpern entstürzte die Träne, als er vom Vater
    Hörte; da hüllt’ er sich schnell vor die Augen den purpurnen Mantel,
    Fassend mit beiden Händen; und Menelaos erkannt ihn.
    Dieser dachte darauf umher in zweifelnder Seele,
    Ob er ihn ruhig ließe an seinen Vater gedenken,
    Oder ob er zuerst ihn fragt’ und alles erforschte.
    Als er solche Gedanken in zweifelnder Seele bewegte,
    Wallte Helena her aus der hohen duftenden Kammer,
    Artemis gleich an Gestalt, der Göttin mit goldener Spindel.
    Dieser setzte sofort Adraste den zierlichen Sessel,
    Und Alkippe brachte den weichen wollichten Teppich.
    Phylo brachte den silbernen Korb, den ehmals Alkandre
    Ihr verehrte, die Gattin des Polybos, welcher in Thebai
    Wohnte, Aigyptos’ Stadt voll schätzereicher Paläste.
    Dieser gab Menelaos zwo Badewannen von Silber,
    Zween dreifüßige Kessel und zehn Talente des Goldes.
    Aber Helenen gab Alkandre schöne Geschenke,
    Eine goldene Spindel im länglichgeründeten Korbe,
    Der, aus Silber gebildet, mit goldenem Rande geschmückt war.
    Diesen setzte vor sie die fleißige Dienerin Phylo,
    Angefüllt mit geknäueltem Garn, und über dem Garne
    Lag die goldene Spindel mit violettener Wolle.
    Helena saß auf dem Sessel; ein Schemel stützte die Füße.
    Und sie fragte sogleich den Gemahl nach allem und sagte:
    Wissen wir schon, Menelaos, du göttlicher,

Weitere Kostenlose Bücher