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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Nymphe
    Mit schönwallenden Locken und fand die Nymphe zu Hause.
    Vor ihr brannt auf dem Herd ein großes Feuer, und fernhin
    Wallte der liebliche Duft vom brennenden Holze der Zeder
    Und des Zitronenbaums. Sie sang mit melodischer Stimme,
    Emsig, ein schönes Gewebe mit goldener Spule zu wirken.
    Rings um die Grotte wuchs ein Hain voll grünender Bäume,
    Pappelweiden und Erlen und düftereicher Zypressen.
    Unter dem Laube wohnten die breitgefiederten Vögel,
    Eulen und Habichte und breitzüngichte Wasserkrähen,
    Welche die Küste des Meeres mit gierigem Blicke bestreifen.
    Um die gewölbete Grotte des Felsens breitet’ ein Weinstock
    Seine schattenden Ranken, behängt mit purpurnen Trauben.
    Und vier Quellen ergossen ihr silberblinkendes Wasser,
    Eine nahe der andern, und schlängelten hierhin und dorthin.
    Wiesen grünten umher, mit Klee bewachsen und Eppich.
    Selbst ein unsterblicher Gott verweilete, wann er vorbeiging,
    Voll Verwunderung dort und freute sich herzlich des Anblicks.
    Voll Verwunderung stand der rüstige Argosbesieger;
    Und nachdem er alles in seinem Herzen bewundert,
    Ging er eilend hinein in die schöngewölbete Grotte.
    Ihn erkannte sogleich die hehre Göttin Kalypso:
    Denn die unsterblichen Götter verkennen nimmer das Antlitz
    Eines anderen Gottes, und wohnt’ er auch ferne von dannen.
    Aber nicht Odysseus den herrlichen fand er zu Hause;
    Weinend saß er am Ufer des Meers. Dort saß er gewöhnlich
    Und zerquälte sein Herz mit Weinen und Seufzen und Jammern
    Und durchschaute mit Tränen die große Wüste des Meeres.
    Aber dem Kommenden setzte die hehre Göttin Kalypso
    Einen prächtigen Thron von strahlender Arbeit und fragte:
    Warum kamst du zu mir, du Gott mit goldenem Stabe,
    Hermes, geehrter, geliebter? Denn sonst besuchst du mich niemals.
    Sage, was du verlangst; ich will es gerne gewähren,
    Steht es in meiner Macht, und sind es mögliche Dinge.
    Aber komm doch näher, daß ich dich gastlich bewirte.
    Also sprach Kalypso und setzte dem Gotte die Tafel
    Voll Ambrosia vor und mischte rötlichen Nektar.
    Und nun aß er und trank, der rüstige Argosbesieger.
    Und nachdem er gegessen und seine Seele gelabet,
    Da begann er und sprach zur hehren Göttin Kalypso:
    Fragst du, warum ich komme, du Göttin den Gott? Ich will dir
    Dieses alles genau verkündigen, wie du befiehlest.
    Zeus gebot mir, hieher ohn meinen Willen zu wandern!
    Denn wer ginge wohl gern durch dieses salzigen Meeres
    Unermeßliche Flut? Ringsum ist keine der Städte,
    Wo man die Götter mit Opfern und Hekatomben begrüßet!
    Aber kein Himmlischer mag dem wetterleuchtenden Gotte
    Zeus entgegen sich stellen, noch seinen Willen vereiteln.
    Dieser sagt, es weile der Unglückseligste aller
    Männer bei dir, die Priamos’ Stadt neun Jahre bekämpften
    Und am zehnten darauf mit Ilions Beute zur Heimat
    Kehreten, aber Athene durch Missetaten erzürnten,
    Daß sie die Göttin mit Sturm und hohen Fluten verfolgte.
    Alle tapfern Gefährten versanken ihm dort in den Abgrund,
    Aber er selbst kam hier, von Sturm und Woge geschleudert.
    Jetzo gebeut dir der Gott, daß du ihn eilig entlassest.
    Denn ihm ward nicht bestimmt, hier fern von den Seinen zu sterben,
    Sondern sein Schicksal ist, die Freunde wiederzuschauen,
    Und sein prächtiges Haus und seiner Väter Gefilde.
    Als er es sprach, da erschrak die hehre Göttin Kalypso.
    Und sie redet’ ihn an und sprach die geflügelten Worte:
    Grausam seid ihr vor allen und neidischen Herzens, o Götter!
    Jeglicher Göttin verargt ihr die öffentliche Vermählung
    Mit dem sterblichen Manne, den sie zum Gatten erkoren.
    Als den schönen Orion die rosenarmige Eos
    Raubte, da zürnetet ihr so lang, ihr seligen Götter,
    Bis in Ortygia ihn die goldenthronende Jungfrau
    Artemis plötzlich erlegte mit ihrem sanften Geschosse.
    Als in Jasions Arm die schöngelockte Demeter,
    Ihrem Herzen gehorchend, auf dreimalgeackertem Saatfeld
    Seliger Liebe genoß, wie bald erfuhr die Umarmung
    Zeus und erschlug ihn im Zorne mit seinem flammenden Donner!
    Also verargt ihr auch mir des sterblichen Mannes Gemeinschaft,
    Den ich vom Tode gewann, als er auf zertrümmertem Kiele
    Einsam trieb; denn ihm hatte der Gott hochrollender Donner
    Mitten im Meere sein Schiff mit dem dampfenden Strahle zerschmettert.
    Alle tapfern Gefährten versanken ihm dort in den Abgrund,
    Aber er selbst kam hier, von Sturm und Woge geschleudert.
    Freundlich nahm ich ihn auf und reicht’ ihm Nahrung und sagte
    Ihm Unsterblichkeit zu und

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