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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Gestalt der Schwester gab ihr zur Antwort:
    Dieses kann ich dir nicht genau verkünden, ob jener
    Tot sei oder noch lebe, und eitles Schwatzen ist unrecht.
    Also sprach die Gestalt und verschwand beim Schlosse der Pforte
    In sanftwehende Luft. Da fuhr Ikarios’ Tochter
    Schnell aus dem Schlummer empor und freute sich tief in der Seele,
    Daß ihr ein deutender Traum in der Morgendämmrung erschienen.
    Aber die Freier im Schiffe befuhren die flüssigen Pfade,
    Um den grausamen Mord Telemachos’ auszuführen.
    Mitten im Meere liegt ein kleines felsichtes Eiland,
    In dem Sunde, der Ithaka trennt und die bergichte Samos,
    Asteris wird es genannt, wo ein sicherer Hafen die Schiffe
    Mit zween Armen empfängt. Hier laurten auf ihn die Achaier.

V. Gesang
    Zeus befiehlt durch Hermes der Kalypso, den Odysseus zu entlassen. Ungern gehorchend, versorgt sie den Odysseus mit Gerät, einen Floß zu bauen, und mit Reisekost. Am achtzehnten Tage der Fahrt sendet Poseidon ihm Sturm, der den Floß zertrümmert. Leukothea sichert ihn durch ihren Schleier. Am dritten Tage erreicht er der Phaiaken Insel Scheria, rettet sich aus der Felsenbrandung in die Mündung des Stroms und ersteigt einen waldigen Hügel, wo er in abgefallenen Blättern schläft.
    Und die rosige Frühe entstieg des edlen Tithonos
    Lager und brachte das Licht den Göttern und sterblichen Menschen.
    Aber die Götter saßen zum Rate versammelt; mit ihnen
    Saß der Donnerer Zeus, der alle Dinge beherrschet.
    Und Athene gedachte der vielen Leiden Odysseus’,
    Welchen Kalypso hielt, und sprach zu der Götter Versammlung:
    Vater Zeus und ihr andern unsterblichen seligen Götter,
    Künftig befleißige sich keiner der zepterführenden Herrscher,
    Huldreich, mild und gnädig zu sein und die Rechte zu schützen,
    Sondern er wüte nur stets und frevle mit grausamer Seele!
    Niemand erinnert sich ja des göttergleichen Odysseus
    Von den Völkern, die er mit Vaterliebe beherrschte!
    Sondern er liegt in der Insel, mit großem Kummer belastet,
    In dem Hause der Nymphe Kalypso, die mit Gewalt ihn
    Hält, und wünschet umsonst, die Heimat wiederzusehen;
    Denn es gebricht ihm dort an Ruderschiffen und Männern,
    Über den breiten Rücken des Meeres ihn zu geleiten.
    Jetzo beschlossen sie gar des einzigen Sohnes Ermordung,
    Wann er zur Heimat kehrt; er forscht nach Kunde vom Vater
    In der göttlichen Pylos und Lakedaimon der großen.
    Ihr antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:
    Welche Rede, mein Kind, ist deinen Lippen entflohen?
    Hast du nicht selber den Rat in deinem Herzen ersonnen,
    Daß heimkehrend jenen Odysseus Rache vergelte?
    Aber Telemachos führe mit Sorgfalt, denn du vermagst es,
    Daß er ohne Gefahr sein heimisches Ufer erreiche
    Und die Freier im Schiffe vergebens wieder zurückziehn.
    Sprach’s und redete drauf zu seinem Sohne Hermeias:
    Hermes, meiner Gebote Verkündiger, melde der Nymphe
    Mit schönwallenden Locken der Götter heiligen Ratschluß
    Über den leidengeübten Odysseus! Er kehre von dannen
    Ohne der Götter Geleit und ohne der sterblichen Menschen!
    Einsam, im vielgebundenen Floß, von Schrecken umstürmet,
    Komm er am zwanzigsten Tage zu Scherias fruchtbaren Auen,
    In das glückliche Land der götternahen Phaiaken!
    Diese werden ihn hoch wie einen Unsterblichen ehren,
    Und ihn senden im Schiffe zur lieben heimischen Insel,
    Reichlich mit Erz und Golde beschenkt und prächtigen Kleidern,
    Mehr als jemals der Held von Ilion hätte geführet,
    Wär er auch ohne Schaden mit seiner Beute gekommen.
    Also gebeut ihm das Schicksal, die Freunde wiederzuschauen,
    Und den hohen Palast und seiner Väter Gefilde!
    Also sprach Kronion. Der rüstige Argosbesieger
    Eilte sofort und band sich unter die Füße die schönen
    Goldnen ambrosischen Sohlen, womit er über die Wasser
    Und das unendliche Land im Hauche des Windes einherschwebt.
    Hierauf nahm er den Stab, womit er die Augen der Menschen
    Zuschließt, welcher er will, und wieder vom Schlummer erwecket.
    Diesen hielt er und flog, der tapfere Argosbesieger,
    Stand auf Pieria still und senkte sich schnell aus dem Äther
    Nieder aufs Meer und schwebte dann über die Flut, wie die Möwe,
    Die um furchtbare Busen des ungebändigten Meeres
    Fische fängt und sich oft die flüchtigen Fittiche netzet:
    Also beschwebte Hermeias die weithinwallende Fläche.
    Als er die ferne Insel Ogygia jetzo erreichte,
    Stieg er aus dem Gewässer des dunklen Meeres ans Ufer,
    Wandelte fort, bis er kam zur weiten Grotte der

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