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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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beständig
    Fordert er Speis und Trank, der Wüterich! Und ich vergesse
    Alles, was ich gelitten, bis ich den Hunger gesättigt.
    Aber eilet, ihr Fürsten, sobald der Morgen sich rötet,
    Mich unglücklichen Mann in meine Heimat zu senden!
    Denn soviel ich erlitten, ich stürbe sogar um den Anblick
    Meiner Güter und Knechte und meines hohen Palastes!
    Also sprach er; da lobten ihn alle Fürsten und rieten,
    Heimzusenden den Gast, weil seine Bitte gerecht war.
    Als sie des Trankes geopfert und nach Verlangen getrunken,
    Gingen sie alle heim, der süßen Ruhe zu pflegen.
    Aber im Saale blieb der göttergleiche Odysseus;
    Neben ihm saß der König und seine Gemahlin Arete.
    Und die Mägde räumten des Mahls Geräte von hinnen.
    Jetzo begann Arete, die lilienarmige Fürstin
    (Denn sie erkannte den Mantel und Rock, die schönen Gewande,
    Welche sie selber gewirkt mit ihren dienenden Jungfraun),
    Und sie redet’ ihn an und sprach die geflügelten Worte:
    Hierum muß ich dich, Fremdling, vor allen Dingen befragen:
    Wer und von wannen bist du? Wer gab dir diese Gewande?
    Sagtest du nicht, du kämest hieher vom Sturme verschlagen?
    Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Schwer, o Königin, ist es, dir alle Leiden von Anfang
    Herzunennen, die mir die himmlischen Götter gesendet.
    Dennoch will ich dir dieses, warum du mich fragest, erzählen.
    Fern auf dem Meere liegt Ogygia, eine der Inseln,
    Wo des Atlas’ Tochter, die listenreiche Kalypso,
    Wohnet, die schöngelockte, die furchtbare Göttin. Es pfleget
    Keiner der Götter mit ihr und keiner der Menschen Gemeinschaft.
    Mich Unglücklichen nur, mich führte zu ihrer Behausung
    Irgendein Dämon, nachdem mir der Gott hochrollender Donner
    Mitten im Meere mein Schiff mit dem dampfenden Strahle zerschmettert!
    Alle tapfern Gefährten versanken mir dort in den Abgrund,
    Aber ich, der den Kiel des zertrümmerten Schiffes umschlungen,
    Trieb neun Tage herum. In der zehnten der schrecklichen Nächte
    Führten die Himmlischen mich gen Ogygia, wo Kalypso
    Wohnet, die schöngelockte, die furchtbare Göttin. Sie nahm mich
    Freundlich und gastfrei auf und reichte mir Nahrung und sagte
    Mir Unsterblichkeit zu und nimmerverblühende Jugend.
    Dennoch vermochte sie nimmer mein standhaftes Herz zu bewegen.
    Sieben Jahre blieb ich bei ihr und netzte mit Tränen
    Stets die ambrosischen Kleider, die mir Kalypso geschenket.
    Als nun endlich das achte der rollenden Jahre gekommen,
    Da gebot sie mir selber die Heimfahrt, weil es Kronion
    Ordnete oder ihr Herz sich geändert hatte. Sie sandte
    Mich auf vielgebundenem Floß und schenkte mir reichlich
    Speise und süßen Wein und gab mir ambrosische Kleider;
    Ließ dann leise vor mir ein laues Lüftchen einherwehn.
    Siebzehn Tage befuhr ich die ungeheuren Gewässer.
    Am achtzehnten erblickt’ ich die hohen schattigen Berge
    Eures Landes von fern und freute mich herzlich des Anblicks.
    Ich Unglücklicher! Ach, noch viele schreckliche Trübsal
    Stand mir bevor vom Zorne des Erderschüttrers Poseidon!
    Plötzlich hemmt’ er die Fahrt mit reißenden Stürmen, und hochauf
    Schwoll das unendliche Meer; und die rollende Woge verbot mir,
    Daß ich länger im Floße mit bangem Seufzen dahinfuhr:
    Ihn zerschmetterte schnell die Gewalt der kommenden Windsbraut.
    Aber schwimmend durchkämpft ich die ungeheuren Gewässer,
    Bis mich der Sturm und die Wog’ an Euer Gestade hinanwarf.
    Allda hätte mich fast ergriffen die strudelnde Brandung
    Und an die drohenden Klippen, den Ort des Entsetzens, geschmettert,
    Aber ich eilte zurück und schwamm herum, bis ich endlich
    Kam an den Strom. Hier fand ich bequem zum Landen das Ufer,
    Niedrig und felsenleer und vor dem Winde gesichert.
    Und ich sank ohnmächtig ans Land. Die ambrosische Nacht kam.
    Und ich ging vom Gestade des göttlichen Stromes und legte
    Mich in ein dichtes Gebüsch und häufte verdorrete Blätter
    Um mich her; da sandte mir Gott unendlichen Schlummer.
    Unter den Blättern dort, mit tief bekümmerter Seele,
    Schlief ich die ganze Nacht bis zum andern Morgen und Mittag.
    Als die Sonne sich neigte, verließ mich der liebliche Schlummer,
    Und am Ufer des Meers erblickt ich die spielenden Jungfraun
    Deiner Tochter, mit ihnen sie selbst, den Unsterblichen ähnlich.
    Dieser fleht ich und fand ein Mädchen voll edler Gesinnung.
    Wahrlich sie handelte so, wie kaum ihr jugendlich Alter
    Hoffen ließ, denn selten sind jüngere Leute verständig.
    Speise reichte sie mir und funkelnden Wein zur

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