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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Pallas Athenen
    Flehend hinten am Schiff. Und siehe, ein eilender Fremdling
    Nahte sich ihm, der aus Argos entfloh, wo er jemand getötet.
    Dieser war ein Prophet und stammte vom alten Melampus,
    Welcher vor langer Zeit in der schafegebärenden Pylos
    Wohnete, mächtig im Volk, und prächtige Häuser beherrschte.
    Aber sein Vaterland verließ er und floh in die Fremde
    Vor dem gewaltigen Neleus, dem Stolzesten aller, die lebten,
    Welcher ein ganzes Jahr mit Gewalt sein großes Vermögen
    Vorenthielt; indes lag jener in Phylakos’ Wohnung,
    Hartgefesselt mit Banden und schwere Leiden erduldend,
    Wegen der Tochter Neleus’ und seines rasenden Wahnsinns,
    Welchen ihm die Erinnys, die schreckliche Göttin, gesendet.
    Dennoch entfloh er dem Tod und trieb aus Phylakes Auen
    Heim die brüllenden Rinder gen Pylos, strafte den Hochmut
    Neleus’, des göttergleichen, und führte dem Bruder zur Gattin
    Seine Tochter ins Haus. Er aber zog in die ferne,
    Rossenährende Argos; denn dort bestimmte das Schicksal
    Ihm forthin zu wohnen, ein Herrscher vieler Argeier.
    Allda nahm er ein Weib und baute die prächtige Wohnung,
    Zeugte Antiphates dann und Mantios, tapfere Söhne!
    Aber Antiphates zeugte den großgesinnten Oikles,
    Und Oikles den Völkererhalter Amphiaraos.
    Diesen liebte der Donnerer Zeus und Phöbos Apollon
    Mit allwaltender Huld; doch erreicht’ er die Schwelle des Alters
    Nicht; er starb vor Thebai, durch seines Weibes Geschenke.
    Seine Söhne waren Amphilochos und Alkmaion.
    Aber Mantios zeugte den Polypheides und Kleitos.
    Diesen Kleitos entführte die goldenthronende Eos
    Seiner Schönheit halber zum Sitz der unsterblichen Götter.
    Aber auf Polypheides, dem hocherleuchteten, ruhte
    Phöbos’ prophetischer Geist nach dem Tode des Amphiaraos.
    Zürnend dem Vater, zog er gen Hyperesia, wohnte
    Und weissagete dort den Sterblichen allen ihr Schicksal.
    Dessen Sohn, genannt Theoklymenos, nahte sich jetzo,
    Trat zu Telemachos hin, der dort vor Pallas Athene
    Heiligen Wein ausgoß und betete, neben dem Schiffe;
    Und er redet’ ihn an und sprach die geflügelten Worte:
    Lieber, weil ich allhier beim heiligen Opfer dich finde,
    Siehe, so fleh ich dich an, beim Opfer und bei der Gottheit,
    Deinem eigenen Heil und der Freunde, welche dir folgen:
    Sage mir Fragendem treulich und unverhohlen die Wahrheit!
    Wer, wes Volkes bist du? Und wo ist deine Geburtsstadt?
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    Dieses will ich dir, Fremdling, und nach der Wahrheit verkünden.
    Ich bin aus Ithaka her; mein Vater heißet Odysseus,
    Wenn er noch lebt; allein er starb des traurigsten Todes.
    Darum nahm ich jetzo dies Schiff und diese Gefährten,
    Kundschaft mir zu erforschen vom langabwesenden Vater.
    Und der göttliche Mann Theoklymenos gab ihm zur Antwort:
    Ich bin auch aus der Heimat entflohn! Denn ich tötete jemand,
    Einen Bürger der Stadt; und viele Brüder und Vettern
    Hat er, gewaltig im Volke der rossennährenden Argos!
    Diesen bin ich entronnen, den Tod und das schwarze Verhängnis
    Fliehend! Von nun an ist mein Schicksal, die Welt zu durchirren!
    Aber nimm mich ins Schiff, den Flüchtling, welcher dich anfleht,
    Daß sie mich nicht umbringen; denn sicher verfolgen mich jene!
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    Freund, ich werde dich nicht von unserem Schiffe verstoßen.
    Folg uns; wir wollen dich dort bewirten, so gut wir es haben.
    Also sprach er und nahm Theoklymenos’ eherne Lanze,
    Legte sie auf das Verdeck des gleichgeruderten Schiffes,
    Stieg dann über den Bord des meerdurchwallenden Schiffes,
    Setzte sich hinten am Steuer, und neben dem Jünglinge setzte
    Theoklymenos sich. Die andern lösten die Seile.
    Aber Telemachos trieb und ermahnte die lieben Gefährten,
    Schnell die Geräte zu ordnen. Sie folgeten seinem Befehle:
    Stellten den fichtenen Mast in die mittlere Höhe des Bodens,
    Richteten hoch ihn empor und banden ihn fest mit den Seilen,
    Spannten die weißen Segel mit starkgeflochtenen Riemen.
    Einen günstigen Wind sandt ihnen Pallas Athene;
    Stürmend saust’ er vom Äther daher in die Segel des Schiffes,
    Und mit geflügelter Eile durchlief es die salzige Woge,
    Segelte Krunö vorüber und Chalkis’ liebliche Mündung.
    Und die Sonne sank und Dunkel umhüllte die Pfade.
    Und er steurte gen Pherai, vom Winde Gottes erfreuet,
    Und zu der göttlichen Elis, die von den Epeiern beherrscht wird.
    Aber von dannen lenkt’ er das Schiff zu den spitzigen Inseln,
    Sorgend,

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