Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
Wagen,
Lenkten darauf aus dem Tore des Hofs und der tönenden Halle.
Ihnen zur Seite ging Menelaos der bräunlichgelockte;
Einen goldenen Becher voll herzerfreuenden Weines
Trug er in seiner Rechten, um noch vor der Reise zu opfern,
Stand vor den Rossen und trank, reicht’ ihnen den Becher und sagte:
Lebt, ihr Jünglinge, wohl und grüßt den Hirten der Völker
Nestor von mir; denn wahrlich, er liebte mich stets wie ein Vater,
Als wir Achaier noch die Stadt der Troer bekriegten!
Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
Gerne wollen wir ihm, du Göttlicher, wie du befiehlest,
Dieses alles verkünden, sobald wir kommen. O fänd ich,
Heim gegen Ithaka kehrend, auch meinen Vater zu Hause,
Daß ich ihm sagte, wie ich, von dir so gütig bewirtet,
Wiederkomm und so viel und köstliche Kleinode bringe!
Sprach’s, und zur Rechten flog ein heilweissagender Adler,
Welcher die ungeheure, im Hofe gemästete weiße
Gans in den Klauen trug; mit überlautem Geschreie
Folgten ihm Männer und Weiber; er kam in stürmendem Fluge
Rechtsher, nahe den Rossen der Jünglinge. Als sie ihn sahen,
Freuten sie sich, und allen durchglühete Wonne die Herzen.
Nestors blühender Sohn Peisistratos redete jetzo:
Denke nach, Menelaos, du göttlicher Führer der Völker,
Ob Gott uns dies Zeichen gesendet oder dir selber.
Also sprach er; da sann der kriegrische Held Menelaos
Hin und her, mit Verstand das Wunderzeichen zu deuten.
Aber Helena kam ihm zuvor; so sprach die Geschmückte:
Höret, ich will euch jetzt weissagen, wie es die Götter
Mir in die Seele gelegt und wie’s wahrscheinlich geschehn wird.
Gleichwie der Adler die Gans, die im Hause sich nährte, geraubt hat,
Kommend aus dem Gebirge, von seinem Nest und Geschlechte:
Also wird auch Odysseus nach vielen Leiden und Irren
Endlich zur Heimat kehren und strafen; oder er kehrte
Schon und rüstet sich nun zu aller Freier Verderben.
Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
Also vollend es Zeus, der donnernde Gatte der Here!
O dann werd ich auch dort wie eine Göttin dich anflehn!
Sprach’s und schwang auf die Rosse die Geißel; mit hurtiger Eile
Stürmten sie über die Gassen der Stadt in das freie Gefilde.
Also schüttelten sie bis zum Abend das Joch an den Nacken.
Und die Sonne sank und Dunkel umhüllte die Pfade.
Und sie kamen gen Pherai, zur Burg des edlen Diokles,
Welchen Alpheios’ Sohn Orsilochos hatte gezeuget,
Ruhten bei ihm die Nacht und wurden freundlich bewirtet.
Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,
Rüsteten sie ihr Gespann und bestiegen den zierlichen Wagen,
Lenkten darauf aus dem Tore des Hofs und der tönenden Halle.
Treibend schwang er die Geißel, und willig enteilten die Rosse.
Und sie erreichten bald die hochgebauete Pylos;
Und Telemachos sprach zu Nestors blühendem Sohne:
Kannst du mir, Nestors Sohn, wohl eine Bitte gewähren?
Siehe, wir rühmen uns ja von den Zeiten unserer Väter
Schon Gastfreunde zu sein und sind auch einerlei Alters;
Und noch inniger wird uns diese Reise verbinden.
Fahre mein Schiff nicht vorbei, du Göttlicher; laß mich hier bleiben!
Denn mich möchte der Greis aufhalten in seinem Palaste,
Um mir Gutes zu tun; und ich muß aufs eiligste reisen.
Also sprach er, und Nestors Sohn bedachte sich schweigend,
Wie er mit guter Art ihm seine Bitte gewährte.
Dieser Gedanke schien dem Zweifelnden endlich der beste:
An das Gestade des Meers zu dem Schiffe lenkt’ er die Rosse,
Legte dann hinten ins Schiff Telemachos’ schöne Geschenke,
Sein Gewand und das Gold, so ihm Menelaos verehret.
Und nun trieb er ihn an und sprach die geflügelten Worte:
Steige nun eilend ins Schiff und ermuntere deine Gefährten,
Eh ich zu Hause komm und dem Greise dieses verkünde!
Denn ich kenne zu gut in meinem Herzen des Vaters
Heftigen, starren Sinn; er würde dich nimmer entlassen,
Sondern selbst herkommen, dich einzuladen; und schwerlich
Ging’ er dann leer zurück, so sehr würd er zürnen und eifern!
Also sprach er und lenkte die Rosse mit wallenden Mähnen
Heim zu der Pylier Stadt, und bald erreicht’ er die Wohnung.
Aber Telemachos trieb und ermahnete seine Genossen:
Freunde, bringt die Geräte des schwarzen Schiffes in Ordnung
Und steigt selber hinein, damit wir die Reise vollenden!
Also sprach er; sie hörten ihn alle mit Fleiß und gehorchten,
Stiegen eilend ins Schiff und setzten sich hin auf die Bänke.
Also besorgt’ er dieses und opferte
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