Ödland - Thriller
Selbstvernichtung sind im Zentrum der Menschheit am Werk. Sie verfügen über ausgeklügelte Mittel, die Infrastruktur mächtiger ww-Organisationen und gehen von Mal zu Mal dreister vor. Alles ist im Arsch? Dann macht es auch nichts, wenn wir alles kurz und klein schlagen! Gehen wir ruhmreich mit dem brennenden Babylon unter! Gott wird die Seinen schon erkennen! Nach uns die Sintflut! Wie kann man unter solchen Umständen die Hoffnung bewahren? Wie soll man noch daran glauben, dass ein Überleben möglich ist? Woher soll man die Energie und die Motivation nehmen, im Sand von Burkina Faso herumzubuddeln? Ist es nicht vergebliche Liebesmüh, sich so viel Arbeit zu machen, um ein unausweichliches Schicksal ein wenig hinauszuzögern?
Nein, es ist nicht vergeblich, sagte sich Laurie mitten in der stillen Nacht überzeugt. Zwar brennt der Wald, doch aus der Asche entstehen neue Knospen; ein Tornado reißt alles mit sich fort, aber in den Ruinen sonnen sich Eidechsen; die Wüste breitet sich aus, doch unter dem Sand schlafen Samenkörner. Das Leben erlischt nicht einfach; es ist hartnäckig. Und das gilt auch für das menschliche Leben. Wenn das Wasser des unterirdischen Sees auch nur einen einzigen Baum vor dem Verdursten bewahrt oder einem einzigen Kind das Leben rettet, wird Laurie nicht umsonst gearbeitet haben. Doch es ist nicht nur eine Frage der Hoffnung - auch wenn sie nicht umhin kann zu glauben, dass der Baum und das Kind trotz allem überleben werden -, sondern es ist auch ein Überlebensreflex, eine Art von vorbeugender Psychotherapie. Laurie ist nicht in der Lage, den zerstörerischen Kräften ohne Gegenwehr freien Lauf zu lassen; sie kann sich beim besten Willen nicht auf die Seite des Todes schlagen, auch wenn er ihrer spottet und sie dennoch fasziniert.
Ich lebe, dachte Laurie, als sie endlich einschlief. Und solange ich lebe, werde ich für das Leben kämpfen.
Am nächsten Morgen begrüßt Markus Schumacher Laurie und Rudy zwar nicht gerade mit einem Lächeln - Schumacher lächelt nie -, aber immerhin mit einer gewissen Herzlichkeit. Er hat sogar sein Telefon abgeschaltet und sämtliche Meetings abgesagt, um sich in aller Ruhe den Vorbereitungen der Mission widmen zu können. Er begleitet sie, als sie den Lkw in Augenschein nehmen, der hinter dem Gebäude des Europarats in der Allée Spach geparkt ist. Es ist ein alter, aber sehr solider Mercedes Turbo, der mit allen Biokraftstoffen gefahren werden kann - eine ökologisch nicht gerade sehr fortschrittliche Wahl, aber sinnvoll, weil es jenseits des Limes schwierig sein dürfte, Wasserstofftankstellen zu finden. Der Aufleger ist bis obenhin mit Röhren, Bohrgestänge, Bohrköpfen, Saugkörben, Pumpen, Seilwinden, Motoren, Werkbänken und ähnlichem Material vollgeladen. Schumacher erklärt, dass es sich bei der Ladung nur um den Grundstock für eine Tiefenbohrung handelt. Den Rest - Bohrturm, Klärbecken, Siebe, Schläuche, Kabel, Aufbewahrungsbecken und Generatoren - müsse an Ort und Stelle aufgetrieben und zusammengebaut werden, und zwar unter Mitwirkung eines qualifizierten Ingenieurs, den Laurie einstellen solle. Rudy fällt auf, dass das gesamte, relativ moderne Material aus China stammt. Immer diese Chinesen ...
»Was bekommen die Chinesen dafür von uns?«, erkundigt er sich auf Deutsch bei Schumacher. »Sie werden eine derart kostspielige Ausrüstung wohl kaum nur aus Mitleid mit den durstigen Menschen in Burkina Faso zur Verfügung stellen. Das würde mich doch sehr wundern!«
»Nun ja«, antwortet Markus hörbar verlegen auf Französisch, »soweit ich verstanden habe, wollen sie, sobald die Landwirtschaft wieder in Gang kommt, als privilegierte Partner einsteigen.«
»Was soll das heißen - ›privilegierte Partner‹?«, will Laurie wissen.
»Keine Ahnung. Saatgut verkaufen, die Produktion aufkaufen - etwas in der Art. Neue Märkte öffnen. Aber darum kümmert sich SOS nicht; das ist nicht unser Ziel.«
»Ihr Glücklichen.«
»Allerdings erwarte ich, dass du chinesischen Besuchern der Bohrstelle Kontakte vermittelst, Laurie.«
»Aha?« Sie sieht Schumacher spöttisch an. »Dann bekommen wir also chinesischen Besuch? Und ich soll ihnen alles vorkauen und mich für sie einsetzen? Ist es das, was du meinst, Markus?«
Er zuckt die Schultern und setzt eine fatalistische Miene auf.
»Heutzutage gibt es nichts umsonst, Laurie. Ich bin sicher, die Präsidentin von Burkina hat Verständnis dafür.«
»Mit anderen Worten, ich muss auch sie
Weitere Kostenlose Bücher