Ödland - Thriller
indirektem Weg. Ich habe die Nase gestrichen voll von diesem Zirkus und möchte endlich wieder zurück nach Idaho und meine Eier abkühlen. Also werde ich den Herren alles mitteilen, was sie wissen möchten, damit wir hier endlich rauskommen.«
»Harry«, presst Johnny mit erstickter Stimme hervor, »wenn du das tust, bist du ein toter Mann.«
Proteste
Der Donnerstag
Die Zeitung, die Klartext redet
----
Unterirdischer Wasserfund von Kongoussi (Bam)
Zwei amerikanische Spione verhaftet
Harry Coleman und John Turturo, beide als Agenten für die CIA tätig, wurden am gestrigen Nachmittag von einer Abteilung des 4. Infanterieregiments, das derzeit seinen Dienst an der künftigen Bohrstelle versieht, in ihrem Hotelzimmer verhaftet.
Die beiden Spione, die zurzeit in Diensten eines amerikanischen Privatmannes stehen, waren aufgefallen, weil sie sich seit mehreren Tagen immer wieder auf dem Gebiet des ehemaligen Bamsees aufhielten und versuchten, Erkundigungen einzuholen.
Weiter auf Seite 4
Botschafter Gary Jackson hat gehofft, mit seinem Auftritt im Büro der Präsidentin möglichst viel Staub aufzuwirbeln. Am liebsten wäre er in eine wichtige Debatte geplatzt und hätte einen wahren Skandal vom Zaun gebrochen. Sein Plan wurde durch die unerschütterliche Yéri Diendéré zunichte gemacht, die ihm mit einer Hand auf dem Telefon drohte, ihn notfalls vom Militär hinauswerfen zu lassen, falls es ihm einfiele, in das Büro der Präsidentin einzudringen, ohne dass er dazu aufgefordert worden wäre. Und so muss Gary Jackson seine Wut zügeln und im Vorzimmer warten. Nur die Sekretärin leistet ihm Gesellschaft. Sie interessiert sich allerdings weniger für ihn als für eine Grünpflanze, die sie sorgfältig, aber sparsam gießt.
Endlich öffnet sich die Tür der Präsidentin und entlässt die trockene Claire Kando, Ministerin für Wasserversorgung und Ressourcenverwaltung, den dicken Amadou Dôh, Minister für Verkehr und Infrastruktur, sowie einen chinesischen Geschäftsmann. Sie beglückwünschen sich gegenseitig, bis Fatimata Konaté schließlich geruht, den Botschafter der Vereinigten Staaten zu bemerken.
»Mr. Jackson! Ich bin gleich bei Ihnen.«
Nach schier endlos scheinenden Verabschiedungen hat die Präsidentin endlich Zeit für ihn und bittet ihn herein. Er betritt das Büro im Erobererschritt, wobei er versucht, wieder den indignierten Gesichtsausdruck hinzubekommen, den er sich beim Betreten des Präsidentenpalastes zurechtgelegt hat, und baut sich vor Fatimata auf. Die Präsidentin verbirgt ihr halbes Lächeln nicht.
»Madame, im Namen der Vereinigten Staaten und des amerikanischen Volkes protestiere ich auf das Schärfste gegen die willkürliche Verhaftung zweier Landsleute, deren sofortige und bedingungslose Entlassung ich hiermit fordere.«
»Hören Sie schon auf mit dem Theater, Jackson. Bei einer derartigen Hitze tut es nicht gut, sich übermäßig aufzuregen.«
»Haben Sie mir nicht zugehört, Madame Konaté?«, trompetet der Botschafter mit hochrotem Gesicht. »Befehlen Sie die umgehende Freilassung von Coleman und Turturo, sonst ...«
»Sonst was?«
»Sonst nehmen wir ihre Befreiung selbst in die Hand. Aber dabei werden Sie Federn lassen, das verspreche ich Ihnen.«
»Muss ich Ihre letzte Äußerung als offizielle Androhung einer militärischen Intervention auffassen, Exzellenz?«
»Bezeichnen wir es für den Augenblick als halbamtliche Verwarnung, die allerdings sehr schnell einen offiziellen Charakter annehmen könnte. Hier geht es nicht mehr nur darum, wer Eigentümer von ein paar Litern Wasser ist - hier geht es um Leben und Freiheit zweier unrechtmäßig in Haft sitzender amerikanischer Bürger. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist in dieser Hinsicht äußerst sensibel, ganz zu schweigen von der öffentlichen Meinung.«
»Nun setzen Sie sich endlich. Sie machen mich ganz nervös mit Ihrer Unruhe.«
Fatimata lässt sich umständlich hinter ihrem Schreibtisch nieder, stützt die Ellbogen auf und legt ihr Kinn in die Handflächen. Trotz geschlossener Fensterläden und einem dünnen Strahl kühler Luft, den die Klimaanlage sich abringt, ist es im Raum mindestens 45 Grad warm.
»Ich meine es bitterernst, Madame«, warnt Gary Jackson, während er sich auf der Kante eines in traditioneller Machart hergestellten, niedrigen Stuhls niederlässt. »Im Übrigen wird Präsident Bones Sie heute noch anrufen und meine Forderung bekräftigen.«
»Mr. Jackson, als Botschafter sollten Sie
Weitere Kostenlose Bücher