Ödland - Thriller
GIs zu bezahlen, die in hellen Scharen desertierten. Schließlich blies die amerikanische Armee zu einem alles andere als glorreichen Rückzug. Die Vereinigten Staaten versanken in Bitterkeit, Rezession und Isolationismus - mit Ausnahme von Kalifornien und Neumexiko, die sich der ASEAN anschlossen und denen es dadurch ein wenig besser erging. Auf diese Weise richtete sich das amerikanische Weltreich in weniger als drei Jahren selbst zugrunde. Seither gilt Amerika als eines der unsichersten Länder der Erde, dessen Bruttoinlandsprodukt unter dem von Korea rangiert und das so hoch verschuldet ist wie die afrikanischen Länder zu Beginn des Jahrhunderts.
Natürlich kennt Gary Jackson die traurige Geschichte in- und auswendig; in diplomatischen Kreisen zitiert man sie als Musterbeispiel für eine selbstmörderische Außenpolitik. Und natürlich ist sie auch dem derzeitigen Präsidenten bekannt, der mit Sicherheit keine Armee entsenden wird, um Coleman und Turturo zu befreien. Allerdings gibt es andere, sehr viel diskretere Möglichkeiten, bei deren Anwendung die Vereinigten Staaten eine lange Erfahrung vorweisen können. Fuller verfügt über Kontakte und die nötigen Mittel, Jackson kennt das Land und seine Einwohner. Ja, es wäre durchaus möglich, eine geheime Operation auf die Beine zu stellen. Und damit hätte er die ihm zustehenden zehn Prozent redlich verdient ...
»Nun, Exzellenz, Sie sagen nichts mehr? Habe ich Sie etwa überzeugen können?«
Gary Jackson erhebt sich mit einer heftigen Bewegung und bemüht sich, wütend zu wirken.
»Ganz und gar nicht, Frau Präsidentin. Ich nehme Ihre Weigerung bezüglich einer Kooperation zur Kenntnis, aber über dieses Thema haben wir nicht zum letzten Mal gesprochen, das versichere ich Ihnen.«
Er verlässt das Büro und knallt die Tür hinter sich zu. Schmunzelnd und kopfschüttelnd sieht Fatimata ihm hinterher. Dann steht sie auf und geht zu Yéri in deren brütend heißes Vorzimmer, wie sie es oft nach anstrengenden Gesprächen oder Meetings zu tun pflegt. Das gesunde Phlegma und die unwandelbare Heiterkeit ihrer jungen Sekretärin trösten sie fast immer.
»Jackson schien nicht gerade sehr zufrieden zu sein«, stellte Yéri fest.
»Kein Wunder. Er hat mir mit einer militärischen Intervention gedroht, falls ich die beiden Amerikaner nicht auf der Stelle aus dem Gefängnis entlasse.«
»Und? Werden Sie es tun?«
»Auf keinen Fall. Nie im Leben würde ich eine Errungenschaft aufs Spiel setzen, die uns so viel Mühe gekostet hat - unsere unabhängige Justiz. Aber Jackson blufft ohnehin. Sogar seine Wut war nicht echt.«
»Hüten Sie sich vor diesem Mann, Fatimata. Er ist eine Schlange.«
»Ach was! Er rechtfertigt sein Gehalt, indem er ein bisschen Dampf ablässt. Ich wüsste nicht, was er uns anhaben sollte.«
Ibliss
Eine wohltuende Gabe ist eine Gabe, die man nicht weit entfernt suchen muss. Eine Gabe, die über die Dinge hinausgeht, ist weder im Leben noch im Tod wohltuend für ihren Bewahrer; ein Mensch, der von seiner Gabe überschwemmt wird, ähnelt niemandem mehr, denn er gehört weder zu den Lebenden noch zu den Toten. Nur die Wolken sind seine Freunde.
Barkié Kaboré, Bangba (weiser Mann aus dem Stamm der Mossi), zitiert von Kabire Fidaali in Le Pouvoir du bangré (1987)
Dank seiner Leistung und vielleicht auch, weil er der Sohn der Präsidentin ist, genehmigt die oberste Heeresleitung Abou Diallo-Konaté einen vierundzwanzigstündigen Sonderurlaub. Auch seinem Freund Salah Tambura wird diese Vergünstigung zuteil. Tatsächlich ist es Abou zu verdanken, dass man Coleman und Turturo enttarnen konnte. Während seiner Wache am Eingang zum Wasserfundort kontrollierte er die beiden. Die Amerikaner legten ihm die Vollmachten der Regierung vor, woraufhin Abou sie sofort mit dem sehnlichst erwarteten Konvoi von SOS in Verbindung brachte. Aufgeregt informierte er seinen Hauptmann, der es seinerseits für gerechtfertigt hielt, mit dem Bürgermeister von Kongoussi über den Vorfall zu sprechen. Étienne Zebango zeigte sich überrascht, deutete aber an, nichts über einen Besuch von zwei Geologen zu wissen, denn normalerweise hält Fatimata Konaté ihn über alles auf dem Laufenden, was mit dem Wasserfund zu tun hat. Er rief im Präsidentenpalast an, wo Yéri Diendéré ihn informierte, dass keine Vollmachten für Geologen ausgestellt worden seien. Étienne begriff sofort. Als hätte er nicht ohnehin schon genug Ärger, musste er sich jetzt auch noch mit zwei
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