Ödland - Thriller
einfach«, befiehlt der junge Soldat. »Geben Sie mir Ihre Telefone.«
Er macht einem anderen Soldaten ein Zeichen, die Geräte an sich zu nehmen, während er Harry und Johnny mit seiner Uzi in Schach hält - einer auf kurze Entfernungen äußerst wirksamen Waffe. Anschließend lotst er sie hinaus in die Backofenglut. Auf der Straße wartet ein mit einer Plane abgedeckter Daewoo-Pick-up. Er ist rot vor Staub und hat seine besten Jahre schon lange hinter sich.
Die Amerikaner werden zur zentralen Polizeistation gebracht, einem gelb verputzten Gebäude unmittelbar neben dem Rathaus. Trotz massiver Militärpräsenz herrscht eine träge Atmosphäre. In einem Hinterzimmer werden sie mit kühlen Blicken von einem dicken Kerl mit ergrauenden Haaren und Stiernacken empfangen, der interessiert in einer Akte auf seinem Schreibtisch blättert. Vermutlich handelt es sich um den Polizeikommissar. Auch zwei Offiziere sind anwesend, ebenso eine Sekretärin, die an einem hochmodernen Computer mit Touchscreen sitzt, der deutlich aus dem überalterten Kolonialambiente hervorsticht - Schränke, Aktenschränke und Schreibtische sind aus Metall, die alten Stühle mit Skai bezogen, und der Ventilator versucht vergeblich, Fliegen zu vertreiben, die ganz wild auf feuchte Menschenhaut sind.
»Würden Sie uns jetzt bitte endlich sagen, was das alles zu bedeuten hat?«, schimpft Harry.
Der Kommissar wirft ihm unter schweren Lidern einen Blick zu und versenkt sich stumm wieder in seine Akte. Johnny macht Harry ein Zeichen, sich zu beruhigen. Er weiß, dass man in solchen Situationen umso länger wartet, je mehr man sich aufregt.
Schließlich betritt ein Mann unbestimmten Alters das Büro. Er geht gebeugt, hat einen kahlen Schädel und tiefe Stressfalten im Gesicht. Er nickt den Soldaten zu, begrüßt den Kommissar, spricht halblaut ein paar Sätze in der Landessprache mit ihm und mustert dann die beiden Amerikaner mit strengem Blick. Harry und Johnny vermuten, dass es sich um eine einflussreiche Persönlichkeit handelt.
»Ihre Beglaubigung von der Regierung«, fordert der Kommissar sie auf. »Ich hätte sie bitte gern.«
Harry und Johnny wechseln einen Blick. Beide haben den gleichen Gedanken: Ihre Deckung ist aufgeflogen.
Trotzdem weisen sie die Dokumente mit dem Briefkopf der Regierung vor, auf denen bescheinigt wird, dass sie als Geologen das Recht haben, sich auf dem künftigen Bohrgelände umzusehen und eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Sie reichen sie dem Kommissar, der sie umgehend an den hohen Herrn weitergibt. Dieser setzt eine Brille mit winzigen Gläsern auf und liest die Papiere genau durch.
»Sie sind falsch«, erklärt er schließlich. »Plumpe Kopien.«
Mit angeekeltem Gesichtsausdruck wirft er die Kopien auf den Schreibtisch.
»Was möchten Sie wissen, Monsieur Zebango?«, erkundigt sich der Kommissar.
»Für wen sie arbeiten. Was sie hier zu suchen haben. Wer ihr Kontaktmann in Burkina ist. Ich wünsche einen detaillierten Bericht des Verhörs, Ouattara.«
»Selbstverständlich, Herr Bürgermeister.«
Étienne Zebango verlässt das Büro gebeugt und sorgenvoll, ohne die beiden Amerikaner eines weiteren Blickes zu würdigen. Ouattara hingegen sieht ihnen gerade in die Augen.
»Jetzt hört mir mal gut zu, ihr beiden. Ihr seid des Diebstahls von offiziellen Dokumenten und der Spionage angeklagt. Außerdem habt ihr euch Fälschungen beschafft und sie benutzt. Wir können euch mit dieser Anklage bis vor das Kriegsgericht bringen.« Er wirft einem der Offiziere einen fragenden Blick zu, den er mit einem Kopfnicken bestätigt. »Ihr seid noch lange nicht aus dem Schneider, das kann ich euch versichern. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Entweder ihr schweigt zu den Vorwürfen, oder ihr nehmt euch einen Anwalt, oder aber ihr kooperiert. Natürlich hängt es vom Ausmaß eurer Zusammenarbeit ab, wie kurz und wie bequem euer Aufenthalt hier bei uns sein wird.«
»Schon gut«, brummt Harry, »die Leier kennen wir.«
»Und wir werden auf keinen Fall aussagen«, betont Johnny.
Harry dreht sich zu ihm um und sieht ihn mit gemischten Gefühlen an.
»Mag schon sein, dass du nicht aussagst, aber ich werde ihnen erzählen, was immer sie wissen wollen.«
»Na prima«, lächelt Kommissar Outtara.
Johnny reißt verblüfft die Augen auf.
»Ich lehne es ab, für diesen Psychopathen zu arbeiten. Und decken werde ich ihn schon gar nicht. Ich lehne es ab, für weiteres Blutvergießen verantwortlich zu sein, wenn auch nur auf
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