Ödland - Thriller
die Menschen Masken mit Sauerstoffkartuschen tragen müssen (ein Produkt der AirPlus™). Die letzten grünen Oasen von Kansas City fallen der extremen Hitzeentwicklung zum Opfer, die überdies für den Tod vieler gesundheitlich weniger widerstandsfähiger Personen verantwortlich ist. Die Aschepartikel, die alles bedecken, sehen aus wie Schnee im Negativ. Natürlich könnte Clean Up (@ Resourcing) die Verschmutzungen beseitigen, doch wer würde dafür bezahlen?
Das Läuten des internen Telefons reißt ihn aus seinen Gedanken. Fuller dreht sich vorsichtig um - er hegt ständig die Befürchtung, es könne wieder einmal Wilbur sein - und knurrt ein barsches »Ja bitte?« in den Apparat. Der Bildschirm zeigt das hübsche, eurasische Gesicht seiner Sekretärin Amy - die er übrigens niemals angemacht hat, weil er Geschäft und Sex grundsätzlich voneinander trennt.
»Mr. Cromwell ist jetzt da. Soll ich ihn in Ihr Büro schicken?«
Cromwell? Ach ja, Cromwell, der Direktor der NSA! Fuller hat das Meeting völlig vergessen, obwohl er eigens aus diesem Grund nach Kansas City gekommen ist. Himmel, jetzt wirkt nicht einmal mehr das Neuroprofen! Sein Gedächtnis wird immer lückenhafter. Ob er es einmal mit Memoryl versuchen soll?
»Danke, Amy. Bringen Sie ihn rein.«
Cromwell erobert Fullers Büro im Sturmschritt. Er macht den Eindruck, als wolle er die Doppeltür einrennen, die sanft vor ihm aufgleitet. Er hat das Benehmen und die Statur eines ehemaligen Boxers, ein wenig verweichlicht zwar, aber immer noch fähig, einen ausgewachsenen Ochsen umzuwerfen.
»Ihre Sicherheitssysteme sind lächerlich und hoffnungslos veraltet«, verkündet er grußlos mit heiserer, aggressiver Stimme.
»Ich habe Sie nicht wegen eines neuen Sicherheitssystems für mein Büro kommen lassen«, gibt Fuller pikiert zurück. »Ich glaube außerdem nicht, dass das Sache der NSA ist, oder aber Sie sind tiefer gesunken, als ich befürchtet hatte.«
Anstatt angesichts dieser Spitze mit Verärgerung zu reagieren, hebt Cromwell die buschigen Augenbrauen und grinst Fuller breit an.
»Okay, Fuller. Der Punkt geht an Sie.«
Er reicht Anthony eine schaufelartige Pranke, die dieser unvorsichtigerweise ergreift. Als er anschließend seine zermalmten Finger wieder zurechtschüttelt, kann er seine schmerzverzerrte Miene nicht ganz beherrschen.
»Setzen Sie sich, Cromwell. Möchten Sie etwas trinken?«
»Nicht bei der Arbeit. Wo genau liegt Ihr Problem?«
»Ich will einen Staatsstreich anzetteln.«
Die Augenbrauen des NSA-Direktors werden zu einem düsteren Strich.
»Nicht mit uns! Da wenden Sie sich besser an die CIA.«
»Schon geschehen. Die Agenten haben sich hochnehmen lassen wie blutige Anfänger. Außerdem sind mir bezüglich ihrer Treue zu den Interessen der Vereinigten Staaten erhebliche Zweifel gekommen.«
»Das wundert mich nicht. Schließlich hat der Staat die Organisation schnöde verramscht, und im Gegensatz zu uns hat es bei der CIA mit der Privatisierung gehapert. Deren Angestellte haben doch weniger Geld in der Tasche als ein durchschnittlicher puerto-ricanischer Drogendealer. Was ist mit dem Pentagon? Haben Sie es dort schon probiert?«
»Ich habe mit dem Präsidenten höchstpersönlich gesprochen. Aber die Idee, außerhalb der Landesgrenzen einen Krieg anzuzetteln, gefällt ihm absolut nicht.«
»Was wollen Sie genau, Fuller? Einen Krieg oder einen Staatsstreich?«
»Ein Krieg käme vermutlich zu teuer.«
»Nicht unbedingt. Ein paar Männer und das entsprechende Material zu mobilisieren ginge ganz schnell. Ein Staatsstreich hingegen braucht möglicherweise eine lange Vorbereitung. Wir müssten Leute an den richtigen Stellen einschleusen und dicke Bestechungsgelder zahlen. Wo soll die Sache steigen?«
»In Burkina Faso.«
Cromwells Augenbrauen schieben sich nach oben.
»Was soll das sein?«
»Ein afrikanisches Land.«
»Sie wollen in Afrika einen Staatsstreich organisieren? Wozu, um alles in der Welt? Die Leute dort sterben doch ohnehin wie die Fliegen. Geht es um Bodenschätze?«
»Um Wasser.«
»Verstehe. Haben Sie schon versucht, die Regierung zu korrumpieren? Die werden beim Anblick von Dollars doch immer noch geil!«
»Unmöglich. Burkina trägt den Namenszusatz ›Land der Unbescholtenem, und die Präsidentin scheint absolut nicht korrupt zu sein.«
»Eine Frau? Aha. Die können ganz schön hinterhältig sein.«
»Das dürfen Sie laut sagen.«
»Haben Sie Kontaktleute im Land?«
»Den Botschafter der Vereinigten
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