Ödland - Thriller

wenn die Eudora Rangers den Lawrence Jayhawkers eine Base abgewinnen. Pamela lässt das Messer los, das klirrend auf den Steinboden fällt. Erst jetzt wagt sie, die Augen zu öffnen. Callaghan hält die Edelstahlschüssel unter den Hals des langsam sterbenden Lamms und sammelt das in einem dicken Strahl hervorquellende Blut.
    »Tauch deine Hand in das Blut der Unschuld ein«, befiehlt der Prediger, »und kennzeichne dich mit dem Symbol unseres Herrn.«
    Pamela gehorcht. Sie vermeidet es, das in den letzten Zuckungen liegende Lamm anzusehen, dessen Augen der nahe Tod bereits getrübt hat. Sein Blut tropft von ihrer Kapuze und befleckt die weiße Robe.
    »Schwester Salome«, ruft Callaghan und hebt den blutigen Kelch hoch über ihren Kopf, »jetzt bist du eine Soldatin des Herrn und rechtmäßiges Mitglied der Göttlichen Legion. Du bist aufgenommen in die Herde der Auserwählten, die von Ewigkeit zu Ewigkeit auf Erden und im Himmel das Zepter führen. Geh jetzt bitte an deinen Platz zurück. Dein Mentor, Bruder Ezechiel, wird dir deine Rechte und Pflichten mitteilen. Ihr anderen Soldaten Gottes, kommt nun ebenfalls zum Altar, teilt die Freude eurer neu bei uns aufgenommenen Schwester und reinigt euch mit dem Blut der Unschuld.«
    Während das tote Lamm entfernt wird, kehrt Pamela schwankend in ihre Reihe zurück. Ihre Knie fühlen sich weich an. Unmittelbar vor Nelson bricht sie zusammen. Er kann sie gerade noch auffangen. Die Gläubigen stehen derweil diszipliniert auf, gehen in ordentlichen Reihen zum Altar, tauchen ihre rechte Hand in die Schale und bekreuzigen sich. Das Blut des Lamms befleckt ihre makellosen, weißen Roben.
    Pamela ist halb ohnmächtig. Wie durch einen wattigen Nebel hört sie Robert Nelson, der sie in den Armen hält und ein wenig fester als unbedingt nötig an sich presst.
    »Wir müssen ein ernstes Gespräch miteinander führen, Salome. Die Göttliche Legion toleriert selbstverständlich keine Scheidung.«
    Ein wenig leiser fährt er fort: »Soweit ich weiß, ist Ihr Ehemann sehr reich...«
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    Anthony Fuller lehnt die Stirn an die große Scheibe aus speziell gehärtetem Anti-Tornado-Glas. Er steht in seinem Büro im 27. Stockwerk des Resourcing Head Tower an der State Line Road mitten in Kansas City und beobachtet die Rauchwolken am Horizont, die den gelblichen Himmel mit grauen Schwaden überziehen und die Stadt in ein trübes, stickiges Licht tauchen. Seit fünf Tagen brennt die Prärie. Das Feuer hat bereits mehrere Dörfer zerstört und die Stadt Lawrence eingeschlossen. Auch die Enklave Eudora ist bedroht. Einige Familien haben schon ihre Habseligkeiten zusammengepackt und sind mit dem Auto oder per Hubschrauber geflüchtet. Fuller schert sich nicht darum. Fast wünscht er sich, dass alles in einem riesigen, reinigenden Feuer verglüht, dass man anschließend die rauchenden Ruinen abträgt und auf dem sauberen, sterilen, von menschlichen und anderen Parasiten befreiten Boden eine neue Welt errichtet. Als neuer Chef der Kansas Water Union hat er es abgelehnt, dass die Feuerwehrleute sich der ohnehin kümmerlichen Wasserreserven bedienen, um die sich immer weiter in die Landschaft fressende Glut zu löschen. Er verlässt sich lieber auf den Wetterbericht, der für die nächsten Tage sintflutartige Regenfälle angekündigt hat. Natürlich weiß er, dass sein Entschluss äußerst unpopulär ist, doch das kümmert ihn nicht weiter. Sein Wasser wird jedenfalls nicht dazu benutzt, Horden ausgehungerter Outers und sowieso zum Tode verurteilte Dörfer zu retten. Und was Felder und Herden angeht, so sind sie schon längst nur noch Erinnerung ... Das Einzige, was Fuller wirklich stört, sind die Tausende Tonnen Kohlenstoff, die von den Präriefeuern in die Atmosphäre geschleudert werden, denn eigentlich ist es eine der Aufgaben von Resourcing, mit ihren Töchtern AirPlus, Deep Forest und Carbon Traps gegen die Umweltverschmutzung anzukämpfen. Die Luft in der Stadt ist inzwischen so verraucht, dass