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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ein Junkie auf Entzug anzubetteln. Stattdessen legte er wortlos auf.
    Aber Castoriadis hat recht. Fuller braucht wirklich Urlaub. Doch wie soll er das bewerkstelligen, wenn Resourcing in die roten Zahlen rutscht und seine Frau sich einer Sekte fanatischer Terroristen anschließt?
    Das Schlimmste an dem halben Entzug, den er sich selbst verordnet hat, sind die häufiger werdenden Halluzinationen. Ständig hört er seinen toten Sohn sprechen, sieht seine schlaksige Gestalt auf irgendwelchen Fluren, riecht seinen fauligen Atem oder spürt im Schlaf seine feuchten Hände um den Hals - was ihn unweigerlich mit wild pochendem Herzen aufschrecken lässt. Daraufhin verschwindet der Albtraum sofort - mal als Luftzug unter der Tür, mal als auf der Wand verblassender Schatten oder auch als schwindende Form, die mit den Reflexionen des großen Schrankspiegels verschmilzt. In einem solchen Fall kann er nicht umhin, ein Schlafmittel einzunehmen, denn sonst ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Die Folge ist natürlich eine gewisse Tranigkeit am nächsten Morgen, der er selbst mit Neuroprofen nur äußerst mühsam Herr wird. Wie aber soll er unter diesen Umständen das Schiff Resourcing einigermaßen anständig steuern?
    Fuller verbringt immer weniger Zeit zu Hause, denn hier treten die fürchterlichen Halluzinationen am häufigsten auf. Andererseits befürchtet er, mit seiner ständigen Abwesenheit Pamela und ihren Verrückten zu sehr freie Hand zu lassen. Was wäre, wenn sie ausgerechnet bei ihm zu Hause ihre nächsten Anschläge aushecken würden? Allein schon das herumliegende Propagandamaterial macht ihn ganz krank. Zwar hat er seinen Handgelenkcomputer an das Überwachungssystem der Villa angeschlossen, denkt allerdings nur selten daran, ihn auch zu benutzen. Außerdem hasst er es, hinter Pamela herzuspionieren, weil ihn ein solches Verhalten fatal an Bournemouth und seine Leidenschaft erinnert, sich an Anthonys Spielchen mit Tabitha zu ergötzen. Bisher hat er auch nicht viel zu sehen bekommen. Pamela, die in dem Plunder schmökerte, sich die abscheulichen Videos der Göttlichen Legion anschaute oder betete - sie betete ausgesprochen häufig - oder wie sie, und das war interessant, im Kontakt mit Tony Junior einen bisher nicht gekannten Respekt an den Tag legte. Einmal hat er sogar gesehen, wie sie sich mit gefalteten Händen vor ihn hinkniete! Leider konnte Anthony nicht verstehen, was sie dabei murmelte, obwohl er die Lautstärke bis zum Anschlag aufgedreht hatte. An einem anderen Tag empfing Pamela ihren Liebhaber - zumindest geht Anthony davon aus, obwohl nichts darauf hindeutete, dass die beiden miteinander schliefen. Sie nannte ihn Bruder Ezechiel und er sie Schwester Salome. Sie unterhielten sich hauptsächlich über den Besuch Moses Callaghans am kommenden Samstag - entsetzlich! Als das Thema Tony Junior angeschnitten wurde, entfernten sie sich aus seinem Sichtbereich, als ahnten sie, dass Anthony sie überwachte. Aber zumindest hat er jetzt ein einigermaßen klares Bild von dem jungen Dreckskerl. Sollte er wirklich Anwalt sein, kann er seine Karriere in den Wind schreiben.
    »Müssen Sie heute wirklich ins Büro, Sir?«, unterbricht der Hubschrauberpilot seinen Gedankengang.
    »Selbstverständlich. Ich habe ein paar wichtige Meetings. Wieso fragen Sie?«
    »Ich fürchte, die Landung könnte einigermaßen schwierig werden. Wenn Sie sich bitte selbst überzeugen möchten?«
    Der Pilot beschreibt eine Neunzig-Grad-Kurve, damit Fuller von seinem Sitz aus sehen kann, was unten los ist.
    Kansas City brennt.
    In der riesigen Stadt, die sich über eine große Ebene erstreckt, lodern mindestens zehn Feuersbrünste. Dichter, schwarzer Rauch hängt über den Dächern. Ab und zu stürzt ein Wohnhaus in einer sprühenden Funkengarbe in sich zusammen. Die Wolkenkratzer des Geschäftsviertels rund um die Staten Line überragen die Feuerhölle scheinbar intakt, doch ihre Spitzen sind vom Rauch verhüllt. Auf dem Highway K10, wo der sonst eher sporadische Verkehr normalerweise störungsfrei fließt, hat sich stadtauswärts ein kilometerlanger Stau gebildet, der offenbar von Outers angegriffen wird, denn Fuller hört Schüsse und sieht winzige Gestalten, die in alle Richtungen auseinanderstieben. Auf den stadteinwärts führenden Spuren kann er nur Militärfahrzeuge und Rettungswagen erkennen.
    Der Pilot nimmt rasch wieder seinen Kurs auf, denn am Himmel über der brennenden Stadt herrscht ein reger Flugverkehr.
    »Was, zum Teufel,

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