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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nicht wahr? Aber dagegen kannst du etwas unternehmen: In Eudora gibt es nämlich eine ganze Menge Organisationen, über die du den armen Menschen wirklich helfen kannst.«
    »Nein, damit hat es nichts zu tun. Jemand hat mir den Weg zum Licht Gottes gewiesen. Und außerdem...«
    Sie wirft einen kurzen Blick auf Tony Junior, der zusammengesunken vor dem leise vor sich hin brabbelnden Fernseher sitzt, den er allerdings nicht anschaut. Stattdessen fixiert er seine Eltern mit den grauen Augen, die viel zu groß für sein verschrumpeltes Gesicht sind. Anthony folgt Pamelas Blick, begegnet dem seines Sohnes und wendet sich ab. Was hat Junior überhaupt hier zu suchen? Naja, soll er ihnen ruhig zuhören, wenn ihn das beschäftigt. Mit seinem Spatzenhirn versteht er ohnehin nichts!
    »Aha. Kenne ich diesen Jemand?«
    »Nein. Es ist mein Anwalt.«
    Bei diesen Worten flackern Pamelas Augen für einen Moment, was Anthony durchaus nicht entgeht. Er verspürt einen leichten, eifersüchtigen Stich - nicht etwa, weil seine Frau einen Geliebten hat, das ist ihm völlig egal, sondern weil er selbst keine Mätresse mehr sein Eigen nennt.
    »Ein Anwalt, der Mitglied der Göttlichen Legion ist? Wie heißt der Mann?«
    Pamela scheint die Hintergedanken ihres Mannes zu ahnen, denn sie verzieht das Gesicht.
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle«, weicht sie aus. »Du kennst ihn ohnehin nicht.«
    »Wo wir gerade von Anwälten sprechen - wie weit bist du mit deinem Scheidungsantrag? Ich nehme doch an, dass das der Grund ist, weshalb du dir einen Anwalt genommen hast.«
    »Ich lasse mich nicht scheiden.«
    »Wie bitte?«
    »Gott gestattet nicht, dass man den heiligen Bund der Ehe auflöst.«
    »Herr im Himmel...«
    »Du brauchst den Namen des Herrn gar nicht erst anzurufen. Er ist ohnehin auf meiner Seite.«
    Fuller vergräbt das Gesicht in den Händen und wünscht sich, dass das alles nur ein Albtraum wäre. Sobald er die Augen öffnen würde, würde nicht mehr Pamela, sondern Tabitha vor ihm stehen, splitterfasernackt, und ihm eine wollüstige Zunge herausstrecken.
    Er öffnet die Augen. Pamela ist immer noch da, kratzbürstig und verstockt. Anthony seufzt.
    »Auch gut. In diesem Fall reiche ich die Scheidung ein. Grabber wird sich freuen, mich vertreten zu dürfen.«
    »Das darfst du nicht. Die Göttliche Legion verbietet es.«
    Fuller spürt, wie seine Nerven mit ihm durchgehen. Mit Mühe und Not hält er sich zurück, das Buch Gott spricht zu mir zu packen, das auf dem Couchtisch herumliegt, und es Blatt für Blatt in den Mund seiner Frau zu stopfen, bis sie daran erstickt.
    »Pamela«, sagt er kalt, »ich bin nicht Mitglied dieser Scheißsekte. Mir ist verdammt noch mal egal, was sie verbietet. Und ich werde diese blöde Scheidung einreichen und sie auch bekommen, weil du nämlich inzwischen Mitglied einer terroristischen Vereinigung geworden bist, was dein Nachteil ist. Und wenn deine neuen Freunde damit nicht einverstanden sind und dich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, dann freut mich das sogar! Vielleicht öffnet es dir die Augen. Aber inzwischen will ich diese Schweinereien nicht mehr auf meinem Tisch sehen und in meinem Haus den Namen der Göttlichen Legion nicht mehr hören. Hast du das kapiert?«
    Pamela hat Tränen in den Augen, bleibt jedoch stolz und würdevoll auf ihrem Stuhl sitzen.
    »Oh, ich denke, du wirst davon hören, ob es dir passt oder nicht. Oder muss ich dich daran erinnern, dass dies hier unser Haus ist? Es gehört laut Ehevertrag uns beiden zu gleichen Teilen.«
    Fuller treten fast die Augen aus den Höhlen. Der Ehevertrag! So ein Mist! Er muss unbedingt mit Grabber sprechen, ob es eine Möglichkeit gibt, das Ding zu annullieren, einen Formfehler zu finden oder etwas Ähnliches. Himmel! So eine Kacke! Schnell, eine Calmoxan!
    »Übrigens wirst du spätestens kommenden Samstag wieder davon hören«, fährt Pamela mit einem kleinen bösen Lächeln im Mundwinkel fort.
    »Wieso am kommenden Samstag?«
    »Weil ich einige Brüder und Schwestern zu uns eingeladen habe. Unter anderem auch Reverend Moses höchstpersönlich.«
    »Was?« Fuller springt so hastig auf, dass er seinen Stuhl umwirft. »Das ist nicht wahr! Das hast du doch nicht wirklich getan?«
    »Aber sicher«, freut sich Pamela.
    »Aber ... wieso ... warum?«
    »Unser Meister wünscht, Tony Junior kennenzulernen.«
    Hastig schlägt sie sich die Hand vor den Mund. In der Freude über ihren Sieg hat sie eine geheime, interne Information ausgeplaudert,

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