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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und das auch noch vor einem Ungläubigen! Zu spät!
    »Was? Tony Junior? Was hat der damit zu tun? Du hast ihn doch nicht etwa ebenfalls aufnehmen lassen?«
    »Aber nein. Die Mitgliedschaft ist freiwillig.«
    »Also warum? Antworte, verdammt noch mal!«
    »Bitte, Anthony, nicht fluchen.«
    Anthony rennt um den Tisch herum und packt Pamela am hohen Kragen ihrer züchtigen Bluse. Er kann sich gerade noch bremsen, sie zu schlagen. Zornig faucht er sie an:
    »Wirst du mir jetzt wohl antworten? Warum will Callaghan Tony Junior kennenlernen?«
    Pamela sieht ihn aus großen, in Tränen schwimmenden Augen an. Lügen ist zwar eine Todsünde, doch ein Geheimnis auszuplaudern kann sich als ausgesprochen schädlich erweisen. Sie zieht sich mit einer Andeutung aus der Affäre.
    »Weil Tony unter der Gnade Gottes steht.«
    Anthony wendet sich seinem geklonten Sohn zu. Tony fixiert ihn mit seinen alles verschlingenden Augen. Ein breites Lächeln verzerrt die zerknitterten Züge.
    »Hi, hi, hi«, lacht er.
    Fuller lässt Pamela los, rennt ins Bad und schluckt drei Calmoxan auf einmal. Das Lachen Juniors verfolgt ihn und hallt in seinem Schädel wider wie das tödliche Lachen eines Dämons.
    Holocaust
Resourcing-Gruppe:
65,4
- 9,8
GeoWatch
53,2
- 20,9
Boeing
76,4
- 12,4
Universal Seed
103,5
0,0
BioGen Labs
121,6
+ 0,3
AirPlus
76,4
- 9,0
Flood
34,7
- 24,3
One World Consulting
21,8
- 7,6
Deep Forest
13,2
- 8,5
Green Links
87,7
- 5,6
    Eine Katastrophe! Ein Schiffbruch! Ein Erdrutsch! Ein Desaster! So etwas hat Fuller noch nie erlebt. Noch nie standen seine Aktien so schlecht. Im Hubschrauber, der ihn in sein Büro im Resourcing Head Tower nach Kansas City bringt, hat Anthony auf seinem Handgelenkcomputer von Nokia die Börsenkurse seiner Gesellschaften abgefragt. Das hätte er besser nicht getan. Abgesehen von Universal Seed, die sich hält, und BioGen Labs, die dank der Affäre mit dem genmanipulierten Anthrax ein wenig angezogen hat, sind alle Titel in den Keller gefallen. Natürlich herrscht derzeit an den Börsen ein Stimmungstief - sowohl der Dow Jones als auch der Nasdaq sind ordentlich abgesackt -, und es ist selbstverständlich, dass Resourcing der allgemeinen Rezession nicht entkommen kann. Der wirtschaftliche Abschwung ist zum großen Teil den blutigen Aufständen zu verdanken, die seit dem Anschlag der Göttlichen Legion auf die Schwarzen von New Orleans in allen größeren Städten aufflammen und Amerika in ein ausgesprochen schlechtes, den Geschäften sehr abträgliches Licht rücken. Man ist der Ansicht, dass das Land am Rand einer Implosion steht. Allerdings ist Resourcing obendrein ein Opfer seines Verliererstatus geworden. Alle Welt hat erfahren können, dass Fuller den Prozess gegen Burkina Faso nicht gewonnen hat und dass er vor einem kleinen afrikanischen Staat, der zudem zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, zu Kreuze kriechen musste. Jetzt fehlte wirklich nur noch, dass Pamelas Mitgliedschaft in der Göttlichen Legion publik würde! Das wäre der Gnadenstoß für das Konsortium. Allein der Gedanke daran lässt Anthonys Körpertemperatur in die Höhe schnellen. Trotzdem widersteht er dem fast übermächtigen Bedürfnis, eine Dexomyl oder eine Calmoxan einzunehmen. Castoriadis hat Fuller eindringlich darauf hingewiesen, dass entweder sein Herz, seine Nerven oder sein Gehirn über kurz oder lang schlappmachen würden, wenn er so weitermachte.
    »Was ist mit dem Urlaub, den ich Ihnen ans Herz gelegt habe? Haben Sie ihn genommen?«, erkundigte sich der Therapeut, während er mit seinem phallusförmigen Kugelschreiber herumspielte.
    Selbst im Bildschirm des Visiofons und hinter den getönten Brillengläsern wirkte der Blick des Arztes so durchdringend, dass Fuller sich nicht zu lügen traute.
    »Ich denke darüber nach, Doktor«, antwortete er kläglich. »Allerdings lassen meine Geschäfte mir...«
    »Ihr einzig wirklich wichtiges Geschäft ist es, am Leben zu bleiben«, schnitt Castoriadis ihm das Wort ab. »Und zwar möglichst im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte. Alles andere ist zweitrangig. Fahren Sie in Urlaub, Mr. Fuller! Ich verordne es Ihnen!«
    »In Ordnung, Doktor, ich sehe, was ich tun kann. Und meine Rezepte...«
    »Die Antwort ist nein!«
    »Bitte?«
    »Nein, Mr. Fuller. Ich werde Ihren Drogenkonsum nicht weiter unterstützen. Ich bin nicht bereit, zu Ihrem langsamen, aber sicheren Selbstmord beizutragen.«
    Anthony verfügte über die Geistesgegenwart - oder den Stolz -, seinen Therapeuten nicht wie

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