Ödland - Thriller
Chinesen erklärten der völlig verblüfften Präsidentin, wie entzückt sie waren, mit ihrer »ehren- und bemerkenswerten Mitarbeiterin« sprechen zu dürfen, und dass sie sicher seien, dass sich die »zukünftigen geschäftlichen Beziehungen zwischen China und Burkina Faso unter dem Siegel der Qualität und der gegenseitigen Achtung abspielen würden«. Fatimata stimmte ihnen zu, wollte aber, sobald die Delegierten gegangen waren, von Laurie genau wissen, was sie den Chinesen versprochen hatte. Laurie legte ein volles Geständnis ab; da jedoch inzwischen alles in trockenen Tüchern war, rutschte die bittere Pille deutlich leichter.
»Hätte ich um Ihre Begabung gewusst«, lachte Fatimata, »dann hätte ich Sie gebeten, gleich auch über die Stundung unserer Schulden bei ihnen zu verhandeln.«
Lauries Geniestreich musste der Präsidentin sehr imponiert haben - es sei denn, ihr Außenminister wäre ganz besonders unfähig -, denn warum sollte sie sonst wenige Tage später vorschlagen, Laurie als Beraterin einzustellen?
»Natürlich verlange ich nicht von Ihnen, dass Sie sich sofort entscheiden«, fährt Fatimata lächelnd fort. »Denken Sie darüber nach und besprechen Sie sich mit Rudy, den Sie auch zu Ihrem Stellvertreter ernennen können, wenn Sie möchten. Seine Art, direkt zu handeln, missfällt mir ganz und gar nicht; ein wenig Kanalisation könnte allerdings nicht schaden. Und was Ihre Sorge angeht, meine Gastfreundschaft auszunutzen, so können Sie ohne Weiteres ein ganzes Jahr hier im Palast wohnen, ohne dass Sie mich störten.«
Aus dem Quantum Physics ertönen plötzlich ein paar Takte Marimbamusik, und eine weibliche Stimme, die Laurie überrascht als die von Yéri Diendéré erkennt, erklärt: »Fatimata, Sie haben eine neue E-Mail.«
»Ja«, lächelt die Präsidentin, »ich habe den Computer angewiesen, mir die Stimme meiner Sekretärin zu sampeln. Sie ist mir vertraut, und ich finde sie äußerst angenehm. Die Kehrseite der Medaille ist, dass ich manchmal mit ihm spreche, als ob er Yéri wäre. Allerdings verfügt er weder über ihre Lebhaftigkeit, noch ist er so schlagfertig wie sie.« Während sie den Touchscreen berührt, fügt sie hinzu: »Wahrscheinlich eine Nachricht von Moussa. Er schreibt mir jeden Tag, um mich über die Arbeiten auf dem Laufenden zu halten.«
Laurie erhebt sich von dem geschnitzten, mit stilisierten Figuren versehenen Holzstuhl. Bereits bei dieser geringen Bewegung bricht ihr der Schweiß aus.
»Ich lasse Sie allein, Madame...«
»Was soll das denn sein?«, platzt Fatimata heraus. Sie beugt sich über ihren Bildschirm. »Laurie, können Sie vielleicht etwas damit anfangen?«
»Was denn?«
»Diese Mail hier. Wie es aussieht, ist sie an uns beide adressiert. Kommen Sie und sehen Sie sich das an.«
Laurie tritt an den Schreibtisch und beugt sich ebenfalls über den Bildschirm.
Frage an Fatimata Konaté: Wie lautet das Geburtsdatum Ihrer Mutter?
Antwort:
Frage an Laurie Prigent: Wie lautet der Name der von Ihrem Bruder bevorzugten Musikgruppe?
Antwort:
Senden
»Was soll das sein? Ist das ein Spiel?«
»Ich glaube, das ist mein Bruder«, vermutet Laurie, die ebenso überrascht ist.
»Ihr Bruder?«
»Antworten Sie, dann werden wir es erfahren.«
Fatimata gibt 06/12/1959 in das erste Kästchen ein, und auf Lauries Anweisung schreibt sie Kill Them All in das zweite. Dann klickt sie das Wort Senden an. Eine neue Seite präsentiert das dreidimensionale Bild einer Bombe auf einem flackernden Flammenteppich.
»Himmel! Ein Virus! Mein Computer ist im Eimer!«
»Nein, warten Sie. Berühren Sie die Bombe. Dort!«
Die Präsidentin wirft Laurie einen misstrauischen Blick zu, gehorcht aber. Zwischen den Flammen erscheint ein Text.
Überprüfung des Fingerabdrucks. Lassen Sie Ihren Finger, wo er ist.
Sie sehen einen Balken, der den Fortschritt des Downloads anzeigt. Schließlich blinkt ein »O.K.« auf, und die Bombe verwandelt sich in eine Nachricht:
Ihr Computer wird überwacht
Die NSA hat Sie im Visier
In Burkina findet eine Operation statt
Hüten Sie sich vor Fremden
Truth
Die Nachricht und der Hintergrund verlöschen und werden durch die normale Nachrichtenseite ersetzt.
»Soll das ein Scherz sein?«, fragt Fatimata besorgt.
»Nein, ich glaube nicht. Truth war eines der Hacker-Pseudonyme meines Bruders. Anscheinend hat er irgendetwas herausgefunden.«
»Jetzt, wo Sie es sagen ... Ich erinnere
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