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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ins Rollen gebracht.«
    »Unterschätzen Sie sich nicht, Laurie. Ohne Sie würde Moussa wahrscheinlich heute noch mit den Lieferanten herumpalavern und hätte sich obendrein vermutlich linken lassen. Außerdem fand ich es toll, wie Sie mit den chinesischen Delegierten verhandelt haben.«
    Bei dieser Erinnerung muss Laurie lächeln. Sie ist stolz darauf, wie geschickt sie es angestellt hat, die chinesische Delegation zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Die Chinesen kamen, um, wie von Schumacher angekündigt, ihren Anteil an der Investition einzufordern. Sie hatte schon öfter darüber nachgedacht, wie sie der Präsidentin gestehen sollte, dass das großzügige »Geschenk« von SOS-Europa in Wirklichkeit eine von den Chinesen finanzierte Möglichkeit war, in Burkina Faso einen Fuß in die Tür zu bekommen. Im Gegenzug für die Ausrüstung erwarteten sie entweder eine Beteiligung an der Wasserförderung oder einen Anteil an den dank des Wassers möglichen Kulturen - mit anderen Worten: eine komplett auf den Export ausgerichtete Produktion wie zum Beispiel Baumwolle. So arbeiteten sie nun einmal, und sie hatten sich auf diese Weise riesige Beteiligungen an der weltweiten Produktion unter den Nagel gerissen - nicht wie die Westler durch direkte Konfrontation, unloyale Konkurrenz, monopolistische Fusionen oder feindliche Übernahmen, sondern durch sanfte Unterwanderung, großzügige Geschenke, die Kunst, sich auf möglichst günstige Weise und im »gemeinsamen Interesse« unersetzlich zu machen, und durch eine Partnerschaft, die fast unmerklich zur völligen Übernahme des fremden Aktienpakets führt ... Einige Flaggschiffe der amerikanischen Wirtschaft, unter anderem Coca-Cola, Disney, IBM und General Motors, sind sowohl auf diesem Weg als auch über Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen längst in die Hände der Chinesen oder anderer asiatischer Zusammenschlüsse gelangt. Das gleiche System sollte bei dem unterirdischen Wasserfund in Kongoussi angewendet werden, so viel war bereits klar. Dabei verhielten die Chinesen sich genau gegensätzlich zu Fullers Klagemethode - wir schenken euch die Bohrausrüstung, dafür gebt ihr uns ein bisschen Wasser oder ein paar Köpfe Salat ab, nicht wahr? Sobald man den Chinesen jedoch den kleinen Finger reichte, würde mit Sicherheit binnen kürzester Zeit die gesamte Region in ihre Hand fallen. Sie würden lächeln, und niemand wüsste etwas dagegen zu sagen. In der Folge allerdings wäre Burkina Faso keinen Deut reicher als zuvor, und das Wasser würde dem Land ebenso wenig gehören, als wenn Fuller und seine Kumpane es mit Waffengewalt erobert hätten. Wie aber konnte man das verhindern? Laurie hatte den Außenminister Ousmane Kaboré kennengelernt, der so stark an Bilharziose erkrankt war, dass er mit niemandem, vor allem nicht mit den Chinesen, verhandeln konnte. Betroffen bereitete sie sich darauf vor, Fatimata zu gestehen, dass die Bohrausrüstung kein ganz uneigennütziges Geschenk gewesen war, und bat um eine Unterredung. Doch die Chinesen kamen ihr zuvor.
    In Yéri Diendérés Büro stolperte Laurie geradezu über sie. Es waren vier Männer und eine Frau, die in der glühenden Hitze geduldig darauf warteten, dass die Präsidentin sie empfangen würde. Lauries Herz begann zu pochen. In ihrem Gehirn brodelte es. Wie konnte sie Fatimata jetzt noch warnen? Unter welchem Vorwand könnte sie sich in die Zusammenkunft einmischen? Und plötzlich ertappte sie sich - sie, die sonst immer so ehrlich war! - bei einer faustdicken Lüge.
    »Meine Damen und Herren, ich bin die Sekretärin des Außenministers, der leider aus gesundheitlichen Gründen verhindert ist. Er hat mich aber über alles informiert und mir freie Hand gegeben, in seinem Namen mit Ihnen zu verhandeln.«
    »Es ist uns eine große Ehre«, erklärte einer der Chinesen und verbeugte sich, »allerdings sind wir mit der Präsidentin verabredet.«
    »Die Präsidentin ist sehr beschäftigt und hat mich beauftragt, mich der Sache anzunehmen. Wenn Sie mir bitte in mein Büro folgen möchten...«
    Unter den erstaunten und amüsierten Blicken von Yéri führte Laurie die Delegation in eines der zahlreichen unbenutzten Büros. Sie fühlte sich ziemlich kleinlaut, weil sie keine Ahnung hatte, was sie den mit allen Wassern gewaschenen Abgesandten des allmächtigen chinesischen Büros für Außenhandel sagen sollte. Während sie sich in dem mit feinstem Lateritstaub überpuderten Büro niederließen, fiel Laurie plötzlich ein, dass die

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