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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Übermacht nicht lange standhalten könnten. Von der Luftwaffe, denen Sie nichts als zwei altersschwache Rafales und zehn Hubschrauber entgegensetzen könnten, einmal ganz zu schweigen ... Oder irre ich mich etwa?«
    »Leider nein.« Kawongolo verzieht das Gesicht.
    Mr. Smith hat einen für ihn ganz besonders wichtigen Punkt angesprochen - das unangenehme Gefühl militärischer Unterlegenheit gegenüber den beiden Nachbarn Elfenbeinküste und Nigeria, deren angebliche Neutralität sich recht schnell in offene Feindseligkeit umkehren würde, sobald auch nur das geringste Interesse an dem vertrockneten, todgeweihten Buschland Burkina Faso entstünde. Die Entdeckung eines bedeutenden Wasservorkommens böte zum Beispiel einen wunderbaren Vorwand für einen Konflikt. Der Minister ist sich darüber im Klaren, dass er in einem solchen Fall kaum auf die beiden offiziellen Verbündeten Mali und Niger zählen könnte, die viel zu arm sind, um sich an einem langen und daher zwangsläufig kostspieligen Krieg zu beteiligen. Trotzdem ist jeder Mord, der von den Ivorern an einem Burkiner verübt wird, eine weitere Wunde im ohnehin blutenden Herzen des Generals, und die Beharrlichkeit der Präsidentin, diese Kränkungen als »Grenzzwischenfälle« herunterzuspielen, ist wie Salz auf seine Wunden. Ginge es allein nach Kawongolo, hätte er längst seine Truppen mobilisiert, denn in seiner Ausbildung hat er gelernt, dass ein ehrenvoller Untergang der Schmach und Erniedrigung vorzuziehen sei.
    »Überlegen Sie doch, Herr General - wenn Sie an der Macht wären, würde sich die Situation schlagartig verändern. Ihre Armee stünde endlich an dem Platz, der ihr innerhalb der Nationen zukommt, die Investoren kämen ins Land zurück, erfolgreiche Unternehmen würden die jetzt brachliegenden Ressourcen erschließen, und auch der Wohlstand würde nicht lange auf sich warten lassen. Das Pentagon hat ein halbamtliches, aber sehr wirksames Programm ins Leben gerufen, das sich ›Waffen für die Demokratie‹ nennt. Jedem Land, das sich freiwillig der Demokratie zuwendet, liefern wir die nötige Bewaffnung, um diese Demokratie zu garantieren und notfalls auch zu verteidigen. Zudem wird die Ausrüstung durch einen gewissen Prozentsatz auf die eingefahrenen Gewinne bezahlt, die nach der Handelsbilanz berechnet wird. Das bedeutet mit anderen Worten: keine finanziellen Defizite, keine kostspieligen Kredite und keine Knebelverträge.«
    »Ist das wahr? Ich wusste gar nichts von einem solchen Programm«, mischt sich Gary Jackson überrascht ein.
    Nummer 1 wirft ihm einen so mörderischen Blick zu, dass er sich rasch wieder seinem lauwarmen Pfefferminztee widmet. Mit angeekeltem Gesicht nippt er einen Schluck.
    »Aber wir leben längst in einer Demokratie«, wendet der General ein. »Unsere Präsidentin ist frei gewählt, und unsere Gesetze sind abgestimmt.«
    »Aber nicht in dem Sinn, in dem wir einen solchen Vorgang verstehen. Ihre Demokratie beruht auf einem Personenkult, den wir in den Vereinigten Staaten nicht gutheißen können. Sie liegt in den Händen eines Clans von Révolutionären, der sich mit Waffengewalt an die Macht geputscht hat. Solange dieser Clan regiert, haben Sie selbstverständlich keinen Anspruch auf Unterstützung. Wenn aber wieder Rechtsstaatlichkeit herrscht und die internationalen Gesetze anerkannt werden, fließen sofort Subventionen, und es wird auch wieder Investoren geben.«
    »Trotzdem verhält es sich so, dass Madame Konaté sehr viel Gutes für das Land getan hat. Ich werfe ihr lediglich vor, dass sie unsere Armee unterschätzt und ihr zu wenig zutraut.«
    »Sie hat Gutes getan? Sie brauchen doch nur die Augen zu öffnen und sich umzusehen. Dürre, Hungersnot und Unterernährung; Aids und Malaria auf dem Vormarsch, obwohl es inzwischen Impfungen gibt, die allerdings für die bettelarme Bevölkerung viel zu teuer sind; eine Wirtschaft, die dank chinesischer und nicht gerade uneigennütziger Intervention mit Ach und Krach über die Runden kommt, Bodenschätze, die nicht oder nur unzureichend erschlossen werden, weil es an der Infrastruktur fehlt - Sie müssen sich sogar Ihre Ausrüstung von einer Hilfsorganisation erbetteln! Und selbst Sie, Herr General, müssen Staatsgelder abzweigen, um Ihre Ehefrau in Europa behandeln zu lassen.«
    »Wo ... woher wissen Sie das denn?«, stammelt Kawongolo erschrocken.
    Die Gesetze von Burkina Faso ahnden Korruption und Veruntreuung als schwere Verbrechen, vor allem, wenn sie von

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