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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sein!«
    Verhandlungen
    Die Welt erobern und behandeln wollen,
    ich habe erlebt, dass das misslingt.
    Die Welt ist ein geistiges Ding,
    das man nicht behandeln darf.
    Wer sie behandelt, verdirbt sie,
    wer sie festhalten will, verliert sie.
Laotse, Tao te King Vers 29 (Auszug)
    »Sind Sie wirklich sicher, dass Sie nach Frankreich zurückkehren wollen, Laurie?«
    Laurie nickt langsam und beißt sich dabei auf die Unterlippe. Sicher wirkt sie ganz und gar nicht. Sie sieht Fatimata, die an ihrem Schreibtisch an ihrem Quantum Physics sitzt, mit einem mitleiderregend unentschlossenen Blick an.
    »Wir haben Ihre Gastfreundschaft schon lange genug in Anspruch genommen«, argumentiert sie trotz allem. »Wir haben das Material angeliefert, die Baustelle ist in guten Händen, und weder Rudy noch ich haben die geringste Ahnung von Tiefenbohrung. Unser Auftrag ist also beendet ...«
    »Nun mal halblang«, lächelt die Präsidentin. »In Frankreich erwartet Sie nichts und niemand; es widerstrebt Ihnen, nach Saint-Malo zurückzukehren, das Ihnen, wie Sie selbst gesagt haben, düster erscheint. Das Klima in der Bretagne und die Mentalität der Europäer deprimieren Sie - ich wiederhole lediglich Ihre eigenen Worte.«
    »Ja, aber ...«
    »Jetzt erklären Sie mir nicht, Sie hätten Heimweh, das glaube ich Ihnen nämlich nicht. Ich habe Sie hier sehr glücklich erlebt, Laurie. Fröhlich und entspannt, trotz aller Unbequemlichkeit, der Fliegen und der Hitze. Kann es sein, dass es Rudy ist, der nach Hause zurückkehren will, und Sie wagen nicht, es ihm abzuschlagen? Wollen Sie mit ihm gehen? Ist es das?«
    »Absolut nicht«, wehrt Laurie ab. »Rudy kann tun und lassen, was er will, und er kann gehen, wohin er will. Wir sind in keiner Weise voneinander abhängig.«
    Im Übrigen zeigt Rudy keinerlei Anwandlung, nach Europa zurückkehren zu wollen. Er fühlt sich in Ouaga so wohl wie ein Fisch im Wasser - oder besser: ein Fennek im Wüstensand. Er verbringt den lieben, langen Tag damit, durch die Straßen zu streifen, sich umzusehen, Bekanntschaften zu machen, Kleinigkeiten zu kaufen, kranken, in Not geratenen oder verzweifelten Menschen zu helfen, indem er sich ohne Scham der Vorzüge bedient, die ihnen der Präsidentenpalast bietet, wo er und Laurie untergebracht sind. Häufig kehrt er erst spätabends zurück, erschöpft, schmutzig und zufrieden. Laurie und er haben nur ein einziges Mal die Frage ihrer Rückkehr in den Schoß der Familie erörtert, und bei dieser Gelegenheit zeigte sich Rudy wenig begeistert und ausgesprochen ausweichend.
    »Welche Familie? Und wie sollten wir es anstellen? Mit dem Flugzeug? Können wir uns nicht leisten! Mit dem Bus? In den Norden fahren keine Busse!«
    »Was ist mit dem Mercedes? Ich nehme doch an, dass wir ihn zurückbringen müssen. Zumindest hat mir Schumacher nichts davon gesagt, dass wir ihn dem Staat Burkina Faso zum Geschenk machen sollen.«
    »Ehrlich gesagt habe ich nicht die geringste Lust, den ganzen Weg noch einmal zu fahren. Und außerdem ist dein Schumacher ein elender Knauser. Ein Lkw, der mit verschiedenen Kraftstoffen betrieben werden kann, ist genau das Richtige für dieses Land. Dass die hier herumfahrenden Schrottschleudern überhaupt funktionieren, grenzt meiner Ansicht nach fast an ein Wunder! Manche fahren sogar noch mit Diesel! Und das bei den Preisen!«
    Rudy schweifte zur Unsicherheit des Transportgewerbes in Burkina Faso ab, erklärte, dass er Amadou Dôh, den Minister, der mit diesen Dingen betraut sei, für unfähig halte, und dass er darüber mit der Präsidentin sprechen wolle, doch die Frage nach der Rückkehr blieb unbeantwortet.
    »Was ist nun?«, bohrt Fatimata nach. »Was hält Sie davon ab, hierzubleiben? Im humanitären Bereich gibt es mehr als genug zu tun. Zum Beispiel brauche ich gerade eine Beraterin auf diesem Gebiet, eine unparteiische Frau, die die Dinge von einem unabhängigen Standpunkt beurteilt und die von keinem Clan, keiner Familie und keiner ethnischen Gruppierung abhängig ist.«
    Laurie reißt verblüfft die Augen auf. Wollte die Präsidentin sie etwa einstellen?
    »Ich habe Sie bei der Arbeit beobachtet«, fährt Fatimata fort. »Ich habe Ihr Talent bei Verhandlungen und bei der Organisation bewundert, und zwar in Kongoussi, wo Sie ein ebenso einfaches wie erfolgreiches Einstellungsprozedere eingeführt und sich dafür eingesetzt haben, dass die fehlende Ausrüstung schnell kam...«
    »Ich habe lediglich ein bisschen herumtelefoniert und die Sache

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