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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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noch internationale Nachrichten ausstrahlt. Er sieht den riesenhaften Eisberg, der im grauen Wasser des Nordatlantiks treibt, er sieht, wie die enormen, durch sein Abbrechen ausgelösten Flutwellen über die Britischen Inseln hereinbrechen, Zerstörung und Verwüstung zurücklassen, Häfen und ganze Dörfer einfach wegfegen, um sich schließlich landeinwärts an Bergen zu brechen - mit sprühenden Fontänen, die so hoch sind wie Wolkenkratzer. Er sieht Schotten und Norweger in panischer Angst vor dem angekündigten Tsunami flüchten, in einem wilden Durcheinander und völlig umsonst, denn die Wellen werden sie ohnehin verschlingen. Er sieht eine Gasplattform unter einer gigantischen Brandungswelle kippen und Feuer fangen; Flammen schlagen wie eine hohe Fackel aus dem aufgewühlten Meer. Er sieht es ... und seufzt. Nicht, dass er sich etwa über die neuerlich über Europa hereinbrechende Katastrophe freuen würde, doch er hat auch kein Mitgefühl mit den Hunderttausenden von Opfern, die sie fordern wird. Er seufzt, weil er beim Zappen hat feststellen müssen, dass schon jetzt sechs ww-Konzerne, die sich mit der Erschließung von Wasservorkommen beschäftigen - unter anderem auch American Springwater -, um den Eisberg kreisen wie die Fliegen um den Käse und nur darauf warten, dass er die Territorialgewässer von Island verlässt, damit sie als Erste den Fuß darauf setzen und ihn so in Besitz nehmen können. Ein herrliches Geplänkel steht in Aussicht, von dem die Kansas Water Union, das letzte von Resourcing erworbene Unternehmen, leider ausgeschlossen ist. Wäre Fuller jünger, kämpferischer und gesünder, würde er sich ebenfalls für dieses von der Vorsehung geschenkte Manna in den Ring begeben. Er würde telefonieren, bis die Drähte glühen, und sein Netzwerk gnadenlos überlasten, um so schnell wie möglich seine rücksichtslosesten Agenten vor Ort zu bringen. Aber so ist es nun einmal: Erstens hält man ihn in diesem Scheißkrankenhaus fest - warum, zum Teufel, liegt er eigentlich nicht in Kevorkians Privatklinik? -, und zweitens ist er immer noch dabei, sich um sein eigenes Manna zu kümmern, diese verdammte unterirdische Wasserblase in Afrika, die ihm weniger leicht zufällt, als er gedacht hat ...
    Dieses Wasser war auch der Grund, weshalb er es so eilig hatte, nach Hause zu kommen - gestern? Vorgestern? Er kann sich nicht mehr erinnern. Er musste unbedingt eine Calmoxan nehmen - oder doch eine Dexomyl? Er weiß es nicht mehr -, nachdem Cromwell ihm mitgeteilt hatte, dass einer seiner Agenten während des Einsatzes offenbar durch ein Kommando ums Leben gekommen war, und zwar, als die Gruppe den Sohn der Präsidentin entführt hatte.
    »Keine Sorge«, fügte der NSA-Chef scherzhaft hinzu, »die Mission wird dadurch in keiner Weise infrage gestellt. Es war ein Arbeitsunfall, Berufsrisiko sozusagen. Phase zwei ist schon in vollem Gang...«
    »Was bitte schön bedeutet Phase zwei?«, erkundigte sich Anthony, den die Erwähnung eines »Arbeitsunfalls« ziemlich stutzig machte; würde die NSA die Sache ebenfalls so gnadenlos in den Sand setzen wie die CIA? Lag es etwa an diesem Scheißland?
    »Hören Sie, Fuller, darüber werde ich mich wohl kaum am Telefon ausbreiten! Allerdings darf ich Ihnen mitteilen, dass Sie in Nassau die Präsidentin von Burkina Faso kennenlernen werden. Ich nehme doch an, dass Sie sich darüber freuen, oder?«
    »Und wie!«, knurrte Anthony. »Was soll ich ihr denn sagen? Was ist das überhaupt für ein dämlicher Plan?«
    »Ein wichtiger Bestandteil von Phase zwei. Erzählen Sie ihr, was Sie wollen. Versprechen Sie ihr das Paradies auf Erden oder drohen Sie ihr mit dem Höllenfeuer, ganz egal. Aber seien Sie vorsichtig. Es wäre gut, wenn Sie der Dame ihre Zweifel nehmen könnten, wenn sie Ihnen nicht mehr misstrauen und Sie für ungefährlich halten würde. Es ist wie beim Schach, wissen Sie: Man opfert einen Bauern, um hinten in aller Ruhe die wichtigen Figuren in Stellung zu bringen.«
    »Soll ich etwa das Bauernopfer sein?« Allmählich wurde Fuller nervös. »Ich mag es nicht, wie Sie mich in Ihre Mauscheleien hineinziehen, Cromwell. Schließlich habe ich Sie engagiert, um nichts damit zu tun zu haben. Ich zahle Ihnen weiß Gott genug, dass ich mich ruhig zurücklehnen dürfte, und jetzt kommen Sie mir mit Ihrer Scheißpräsidentin!«
    Cromwells Stiergesicht im Visiofon wurde dunkelrot.
    »Weil Sie gerade von Bezahlung sprechen, Fuller - ich mache Sie vorsorglich darauf aufmerksam,

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