Ödland - Thriller
dass durch den Tod meines Mitarbeiters zusätzliche Kosten auf Sie zukommen.«
»Was? Himmel noch mal, Cromwell, Sie sind doch wohl versichert, oder? So etwas ist immerhin ein Berufsrisiko, wie Sie vorhin selbst so schön gesagt haben.«
»Das ist auch so. Allerdings gehen die Kosten für die Überführung des Leichnams zu Ihren Lasten. Schauen Sie im Vertrag nach, mein Bester: Paragraf zwölf, Abschnitt D, das Kleingedruckte unten auf der Seite.«
Fuller begann zu kochen. Er beleidigte Cromwell, bezeichnete ihn als Gauner und unfähigen Menschen und fing noch einmal von dem leidigen Vorfall mit den Mikrokameras an, die anlässlich des Besuchs von Moses Callaghan in seinem Haus installiert worden waren - für nichts und wieder nichts, denn alle DVDs waren leer. Daraufhin hatte Cromwell die dumme Idee, Fuller an die noch unbezahlte Rechnung für den Auftrag zu erinnern, und behauptete, es habe nicht an seinem Material gelegen, sondern die Göttliche Legion hätte wahrscheinlich irgendwelche elektronischen Störfrequenzen geschaltet, die dazu führten, dass die Hardware unbrauchbar wurde. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Fuller riss das Visiofon vom Schreibtisch und schmetterte es gegen die Wand. Bleich, mit Schaum vor dem Mund, zittrigen Fingern und rasendem Herzen suchte er sämtliche Taschen und Schubladen nach seinen Pillen ab, ehe ihm einfiel, dass er ja dem Rat seines Therapeuten folgte und sie nicht mehr mit ins Büro nahm. Aber das jetzt war einfach zu viel gewesen. Er musste sich unbedingt beruhigen, denn sonst ...
Sonst wäre der Herzinfarkt vorprogrammiert. Den bekam er dann zu Hause in seinem Bad. Nach einem blind vor Zorn zurückgelegten Heimweg traf er ausgerechnet auf Pamela. Ihr Geständnis, dass sie Juniors Medikamente weggeworfen hätte, gab ihm den Rest. Als er wieder zu sich kam, lag er intubiert und inmitten von piepsenden und blinkenden Geräten auf der kardiologischen Abteilung des Krankenhauses von Lawrence. Man sagte ihm, dass er von der Feuerwehr eingeliefert worden sei. Feuerwehr! Scheiße! Pamela hätte bloß das Telefon nehmen und mit Doktor Kevorkian sprechen müssen, der ohnehin gerade in der Leitung hing. Kevorkian hätte ihn sofort in seiner Privatklinik aufgenommen und so behandelt, wie es Fuller als seinem besten Kunden zukam. Aber nein, dieses verrückte Schaf musste ja, dämlich, wie sie war, die Feuerwehr rufen!
Dämlich? Oder vielleicht doch nicht?, überlegt Fuller. Er starrt die Decke an und lässt den Fernseher in seiner Ecke brabbeln. Immerhin versucht sie mit allen Mitteln, mich aus dem Haus fernzuhalten. Aufgrund der fehlenden Aufzeichnungen - verfluchter Cromwell! - hat Anthony keine Ahnung, was sich während des Besuchs des Obergurus der Göttlichen Legion abgespielt hat; seither weiß er nicht mehr, woran er bei Pamela ist. Sie scheint irgendetwas mit Junior im Schilde zu führen - bestimmt nichts Vernünftiges. Und ausgerechnet sie, die nach dem Zwischenfall mit Consuela unbedingt die Scheidung wollte, lehnt eine solche jetzt ab, und zwar mit der blödsinnigen Ausrede, dass die Göttliche Legion so etwas verbietet! Einmal hat er sie dabei überrascht, wie sie in seinem Arbeitszimmer in seinen Papieren wühlte. Weil sie unfähig ist zu lügen, hat sie ihm gleich ins Gesicht gesagt, dass sie sich dafür interessiere, wie viel die verschiedenen Tochterunternehmen von Resourcing in etwa einbrachten.
»Was geht dich das an?«, brüllte Anthony sie an. »Hast du nicht genug Knete?«
»Darf sich eine Ehefrau etwa nicht für die Geschäfte ihres Mannes interessieren? Das ist doch wohl völlig normal.«
O nein, normal ist das nicht! Pamela hat sich noch nie auch nur ein Jota für Anthonys Geschäfte interessiert, ebenso wenig wie für Geld: Solange es im Haus an nichts fehlt und sie sich die Dinge leisten kann, die sie sich wünscht, ist alles in Ordnung. Im Übrigen hat sie höchstens eine sehr vage Vorstellung vom Wert des Geldes. Seit sie und Anthony getrennte Konten haben, ist sie ständig im Minus, obwohl er ihr die Dividenden seiner Börsentransaktionen überweist - eine Summe, mit der man ohne Probleme eine Großfamilie ernähren könnte.
Kurz und gut, er vermutet, dass sich die Göttliche Legion mithilfe von Pamela ein Bild von seinem Vermögen und seinen Unternehmen machen will. Angesichts der Tatsache, dass diese leichtgläubige Gans tatsächlich so blöd sein könnte, ihnen alles zu erzählen, wird es immer wichtiger, sich so schnell wie möglich scheiden
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