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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dass eine der heruntergeladenen Dateien die Fortbewegungskoordinaten von Mole-Eye enthielt.
    »Der Satellit kommt um 19 Uhr 32 genau 471 Kilometer über deinem Kopf vorbei«, hatte Steph ihm die Zahlenreihen übersetzt. »Mach bloß keinen Blödsinn! GeoWatch ist ein ziemlich großer Fisch und kann sicher ganz schön schmerzhaft zubeißen!«
    »Lass das mal meine Sorge sein! Schick mir lieber die Koordinaten rüber.«
    »Wenn du dich mit GeoWatch anlegst, habe ich dich nie gekannt. Ich hänge nämlich am Leben!«
    »Steph, du tauchst weder in meinem Rechner noch sonst wo auf, und dieses Gespräch hier hat nie stattgefunden. Aber lass die Daten rüberwachsen.«
    Wenn man für eine nicht staatliche Organisation wie SOS arbeitet, kann es recht nützlich sein, an die Backdoor eines so diskreten Unternehmens wie GeoWatch heranzukommen, selbst wenn es nur für kurze Zeit ist. Aber die winzige Chance beim Schopf zu packen und sich direkt in einen EcoSat einzuhacken - das muss das echte Nirwana sein! Jedenfalls hat Yann so lange gedrängt, bis Steph nachgegeben hat.
    Noch etwas mehr als eine Minute.
    Yann setzt die Cyglasses auf, drückt entschlossen den Knopf mit der Aufschrift Connect auf seiner Konsole und macht sich durch sein persönliches Wayout davon, einer einfachen Antigrav-Plattform, die durch die Zufallsverschwommenheit seiner Vorstellung driftet. Nur hier fühlt er sich wirklich sicher. Selbst die Cyberpolizisten von Net Survey wären nicht in der Lage, die vielen unterschiedlichen Verschlüsselungen zu entwirren, mit denen Yann sich geschützt hat. Zumindest würden sie verdammt lange dafür brauchen.
    Konzentriert wiederholt Yann die Einzelheiten seines Plans. Die Umlaufbahn des Mole-Eye befindet sich nur 470,8 Kilometer über ihm genau im Zenith. Bei einer Geschwindigkeit von 7,4 Kilometern pro Sekunde bleibt ein Zeitfenster von genau 24 Sekunden. Schon der kleinste Irrtum würde Yann nicht nur um eine einzigartige Chance bringen, sondern möglicherweise auch um den Verstand; die Wucht des Feedbacks wäre in der Lage, seinen Neuronen ebenso zuzusetzen wie eine Überdosis Zipzap.
    »Ich muss es schaffen«, murmelt er vor sich hin. »Und ich werde es schaffen!«, fügt er sofort hinzu, als wolle er sich Mut zusprechen.
    30 Sekunden.
    Durch das Sensornetz spürt er in seinem Körper die Vibrationen der sich ausrichtenden Parabolantenne.
    Yann greift nach seinem Werkzeug, startet den Automorph, atmet noch einmal tief durch und wirft sich in den sich öffnenden Feed.
    Die Hyperbeschleunigung des Elektronenstrahls entlockt ihm einen unwillkürlichen Schluckauf. Schon ist er vor der Firewall. Wie geplant geht er dank des Automorphs als niederfrequenter Schmarotzer durch, wie sie in dieser Höhe relativ häufig auftreten. Und jetzt heißt es alles oder nichts. Yann generiert eine dringende Inspektionsanweisung, in die er seine Amöbe einbaut, einen einfachen, polymorphen Trojaner, eingepackt in Tequila, einen fünfzig Jahre alten Virus, der längst als überaltert angesehen und von den Virenschutzprogrammen ignoriert wird.
    3 Sekunden. Yann schätzt, dass Tequila sich zu etwa 30 Prozent entpackt hat. Weitere 21 Prozent, und der Trojaner würde tätig werden.
    5 Sekunden. Yann ärgert sich, dass er keinen schnelleren Virus benutzt hat, doch es stimmt natürlich, dass ein solcher weniger diskret und damit erheblich gefährlicher wäre.
    5,6 Sekunden. Endlich ist der Trojaner aktiv geworden. Yann kann ihn als Hologramm in seinem Gesichtsfeld erkennen. Fieberhaft bemüht er sich, die Firewall zu überwinden. Gleichzeitig aktiviert er seinen Ariadnefaden, eine nette, kleine Utility, die im Raster unsichtbare Bezugspunkte anlegt, mit deren Hilfe er bei einem auftretenden Problem sofort den Rückzug antreten kann. Das Programm hat er einem Decyb bei MONET geklaut - man sollte sein Werkzeug eben nicht herumliegen lassen!
    8,1 Sekunden. Die Firewall ist ziemlich widerspenstig, doch irgendwann öffnet sich die Bresche und saugt ihn in ein von seinem Trojaner generiertes Unterprogramm ein. Yann frohlockt. Sein Plan funktioniert wunderbar! Vielleicht sogar ein bisschen zu gut. Tequila zeigt sich nämlich wirkungsvoller als vorhergesehen und beginnt, den Kernel zu attackieren. Yanns Nachforschungen gestalten sich schwieriger und vor allen Dingen riskanter. Schon drei Mal hat sich der virtuelle Boden unter seinen Füßen aufgelöst und ihn um Haaresbreite ins Nichts taumeln lassen.
    Ich sollte schnellstens die Platte putzen. Die

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