Ödland - Thriller
stehen. Es wäre unangebracht, um nicht zu sagen schädlich gewesen, wenn Sie eine Möglichkeit gefunden hätten, Sie über das zu informieren, was sich hier abspielt. Ich halte Sie für intelligent genug, um zu verstehen, worum es geht...«
Laurie nickt und merkt sich die Information, dass Fatimata nichts weiß.
»Schön«, lächelt Nummer 1. »Ihre Inhaftierung ist insofern keine Vergeltungsmaßnahme, denn es liegt nichts gegen Sie vor. Sie haben Ihre Arbeit erledigt, wir tun die unsere. Das bedeutet jedoch, dass wir Sie für einige Zeit ein wenig auf Abstand halten müssen. Ich hoffe, man behandelt Sie gut?«
»Meine Zelle ist entsetzlich.«
Nummer 1 wendet sich an den Gefängnisdirektor, der mit gerunzelter Stirn dem Gespräch zu folgen versucht.
»Herr Direktor«, radebrecht er in holperigem Französisch, »bitte geben Sie dieser jungen Dame eine bessere Zelle. Eine bequemere.«
»Ich sorge dafür«, nickt der Direktor.
»Nun gut«, fährt Nummer 1 an Laurie gewandt fort. »Sobald die Lage einigermaßen stabil ist, müssen Sie das Land verlassen. Sie werden ordnungsgemäß ausgewiesen. Als Entschädigung für den ... nennen wir es Schaden, den Sie erlitten haben, offerieren wir Ihnen das Flugticket nach Frankreich oder in ein Land Ihrer Wahl. Ist Ihnen damit gedient?«
»Nein. Ich möchte hierbleiben und Abou wiederfinden.«
»Wer ist Abou?«
»Abou Diallo-Konaté, der Sohn der Präsidentin. Er diente in der Garnison in Kongoussi, wo Ihre Männer ein Massaker veranstaltet haben.«
Das Lächeln von Nummer 1 erlischt.
»Erstens handelt es sich mitnichten um meine Männer, sondern um Soldaten, die dem neuen Präsidenten dieses Landes, General Kawongolo, unterstellt sind. Zweitens hat es kein Massaker gegeben; die diesbezüglichen Befehle waren klar und deutlich formuliert. Und falls es Tote zu beklagen gibt - so ist es nun einmal im Krieg. Was schließlich den Sohn der Präsidentin angeht - ich nehme an, es handelt sich um den jüngeren -, so werde ich in dieser Hinsicht gern Erkundigungen einholen; soweit mir jedoch bekannt ist, wird immer noch nach ihm gesucht. Jedenfalls haben wir unser Gewissen nicht mit seinem Ableben belastet, falls Sie das beruhigt.«
Laurie hält einen erleichterten Seufzer zurück und greift Nummer 1 sofort wieder an.
»Sie arbeiten für die NSA, nicht wahr? Für Anthony Fuller!«
Jetzt ist keine Spur von Lächeln mehr auf dem Gesicht von Nummer 1 zu sehen.
»Sie stellen Ihre Vermutungen aufgrund der angeblich von Ihrem Bruder übermittelten Nachricht an, nicht wahr? Nun, sie war getürkt. Im Insider-Jargon nennen wir so etwas einen Hoax.«
Laurie glaubt ihm kein Wort, stellt aber beunruhigt fest, dass Yanns Botschaft von der NSA abgefangen worden sein muss. Eine solche Organisation verfügt mit Sicherheit über erheblich mehr Möglichkeiten, eine Nachricht zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, als ein kleiner, in einem Pyrenäennest vergrabener Hacker hat, um sie zu verbergen.
»Woher wissen Sie überhaupt, dass ich einen Bruder habe? Und was wissen Sie über ihn?«
Sofort fällt ihr auf, dass die Fragen idiotisch sind. Die Cyberpolizisten von NetSurvey hatten sie in Saint-Malo des Langen und Breiten zu ihrem Bruder befragt, und NetSurvey ist bekanntlich eine Abteilung der NSA. Trotzdem überrascht sie die Antwort von Nummer 1:
»So ungefähr alles. Schließlich hat er für die NSA gearbeitet.«
» Was? Yann?«
»Aber ja ... Leider habe ich eine traurige Nachricht für Sie. Ihr Bruder ist bei einem Unfall ums Leben gekommen.«
Lauries Herz krampft sich zusammen.
»Wie ist es passiert?«, fragt sie mit tonloser Stimme.
»Sein Wagen ist auf der Autobahn zwischen Washington und Baltimore explodiert. Mein herzliches Beileid.« Er wendet sich auf Französisch an den Gefängnisdirektor: »Sie können die junge Dame jetzt in ihre Zelle zurückbringen.«
Während die Soldaten die niedergeschmetterte Laurie an den Armen packen, fügt Nummer 1 in ungezwungenem Tonfall hinzu:
»Ich gebe Ihnen einen guten Rat, Miss: Folgen Sie lieber nicht dem schlechten Beispiel Ihres Bruders. Je weniger Sie zu erfahren versuchen, desto ruhiger werden Sie leben.«
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