Ödland - Thriller
Clubs, wo man angesichts eines herrlich weißen Sandstrands speist, hat er teilgenommen. Es gefällt ihm, fernab des Lärms und der Vergnügungen von Atlantis mit vornehmen Menschen zusammenzusitzen und über Dinge zu reden, die niemand anderen etwas angehen. Was die anderen Veranstaltungen anbelangt, so lässt Anthony mitteilen, dass er unpässlich ist.
Tatsächlich aber vergnügt er sich im Meer, im Pool, beim Tennis und im Fitnessraum des Hotels, um wieder ganz gesund zu werden. Seine Medikamente rührt er kaum noch an, es sei denn anlässlich einer außergewöhnlichen Verhandlung. Nach Monaten hastig und ohne Appetit heruntergeschlungener Mahlzeiten genießt er die hervorragende Hotelküche, ausgiebige Frühstücke am Meer und Diners bei Kerzenschein, die sich endlos in die milden Abende ausdehnen. Und nach vielen Wochen erzwungener sexueller Enthaltsamkeit findet er mit Samantha, einem vom Hotel zur Verfügung gestellten Callgirl, auch ohne Erectyl wieder zu seiner besten Form. Samantha ist eine bildhübsche, fröhliche, junge Karibin, die zu allem bereit ist und mit der man sich auch bei Veranstaltungen durchaus blicken lassen kann. Nachdem er viele Monate lang unter Schlaflosigkeit und Albträumen gelitten hat, schläft er hier tief und fest wie ein Baby und wacht ausgeruht und voller Vorfreude auf den bevorstehenden Tag auf. Castoriadis hatte recht: Anthony brauchte wirklich einmal Ferien; er war schon sehr auf dem absteigenden Ast. Jetzt aber fühlt er sich so wohl, dass er darüber nachdenkt, seinen Aufenthalt über die Dauer des Forums hinaus zu verlängern. Seine Geschäfte kann er auch von hier aus erledigen. (Ja, aber da sind noch Pamela und die Scheidung, Junior, der untergebracht werden muss, und, nicht zu vergessen, die Göttliche Legion ... Nein, Anthony, hör auf, an diese ganze Scheiße zu denken. Du hast Ferien! Genieße wenigstens jetzt einmal die Gegenwart!)
Die einzig dunkle Wolke am blauen Himmel ist diese Präsidentin von Burkina Faso, die das Forum in Begleitung einer Art Wikinger mit wildem Schnurrbart - vermutlich ihrem Leibwächter - nach ihm absucht. Das hat er nur diesem Arschloch von Cromwell zu verdanken! Eine blöde Idee, die Frau nach Nassau einzuladen! Klar, er musste sie irgendwie außer Landes bringen, um den Putsch nicht zu gefährden - im Jargon der NSA die Phase 2 der Operation Aqua™ -, aber, mein Gott, hätte er sie nicht woanders hinschicken können? Zum Beispiel zu ihren chinesischen Freunden. In China gibt es doch jede Menge Symposien, die sich mit dem Schicksal der ärmsten Länder der Welt beschäftigen. Welche Schnapsidee, sie ausgerechnet nach Paradise Island einzuladen! Hätte Cromwell Fuller einen üblen Streich spielen wollen, hätte er nichts anderes tun brauchen. »Willst du deinen Feind wirksam bekämpfen, lerne ihn zunächst kennen«, hat Sun Tzu einmal gesagt. Das mag richtig sein, allerdings bezweifelt Anthony, dass Cromwell je von Sun Tzu gehört hat; er benimmt sich wie ein Trampeltier und ist ungefähr so kultiviert wie ein Kohlkopf.
Wie dem auch sei: Fuller hat nicht die geringste Lust, Fatimata Konaté kennenzulernen, zumal sie ohnehin der Vergangenheit angehört. Cromwell hat Anthony mitteilen lassen, dass Phase 2 erfolgreich war und die NSA über einen Strohmann die Macht im Land übernommen hat. In einigen Tagen könnte Fuller mit Phase 3 beginnen und seine Bohrteams nach Burkina Faso schicken. Was sollte ihm ein Treffen mit der Expräsidentin also bringen? Nichts als Ärger. Entweder weiß sie, was bei ihr zu Hause vorgeht, und überhäuft ihn mit Vorwürfen, oder sie hat keine Ahnung und will sich an ihrem kleinen Sieg vor dem IHG berauschen. In beiden Fällen würde Anthony den Hampelmann abgeben. Schon jetzt hört er ab und zu Witzeleien hinter seinem Rücken: »Einmal hat sie Fuller schon an den Hammelbeinen gehabt. Es scheint ihr gefallen zu haben; jetzt möchte sie es sicher ein zweites Mal versuchen.« - »Weg mit dem Elend - es klebt wie Bärendreck.« - »Jetzt will sie ihm auch noch die Kansas Water Union streitig machen.« - »Fuller vögelt zwar die Frau des Gouverneurs, aber vor einer schwarzen Mami kuscht er.« ... Und so weiter. Auch aus diesem Grund vermeidet er es, sich im Forum zu zeigen. Diese dumme Gans im Boubou vergiftet allein durch ihre Anwesenheit sein Leben und hindert ihn daran, seine Ferien voll und ganz zu genießen.
Allerdings gibt es einen offiziellen Anlass, den Fuller nicht auslassen darf, denn er ist mehr oder
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