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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Zuschauer bleibt im Saal und lässt sich vom Klangterrorismus faszinieren und Ohren und Hirn mit 180 bpm zuhämmern. Für dieses verbliebene Viertel spuckt Kill Them All Feuer, dreht Hühnern den Hals um, zerlegt Maschinen, zerstückelt Puppen mit den Gesichtern einflussreicher Machthaber, schneidet sich die Pulsadern durch (nicht echt) und kotzt in die vorderen Reihen (echt).
    Fuller hat es nicht ausgehalten. Gleich bei den ersten Missklängen und Schlächterszenen ist er geflüchtet und hat nicht nur den großen Ballsaal, sondern gleich auch die Cocktailparty verlassen, um nur ja nicht auf Mami Konaté, ihren Boubou und ihren Wachhund zu treffen.
    Die wenigen Hundert Meter Fußweg zwischen den Royal Towers des Atlantis und dem Ocean Club gleichen einer surrealistischen Erfahrung: Ihm ist, als bewege er sich im Innern einer IMAX-Kuppel, auf die ein dreidimensionaler Orkan in Originalgröße projiziert wird. Er sieht, wie sich gigantische Wellen mit haushoher Gischt an der Kuppel brechen, wie sich Wolkengebirge immer höher auftürmen, wie die unterschiedlichsten Dinge gegen die Wand aus Altuglass geschmettert werden, deren bebende Vibration er bis tief in seinem Bauch spüren kann, und er hört das Brüllen des entfesselten Sturms. Unter der Kuppel jedoch ist alles ruhig, Lichter brennen und spiegeln sich in den Pools, die Lagunen kräuseln sich ein wenig, die Neon- und Holoreklamen tanzen und flimmern wie üblich, und Passanten spazieren herum, als ob nichts wäre. Ein merkwürdiger Eindruck.
    An der Rezeption seines Hotels trifft Fuller auf Franklin Rothschild, einige seiner Mitarbeiter und Ramón Ramirez, den Preisträger. Alle sind im Abendanzug.
    »Wir wollen im Dune dinieren«, sagt Ramirez. »Hätten Sie Lust, sich anzuschließen?«
    »Gern, ich muss mich nur schnell noch umziehen. Zimmer 156«, wendet er sich an die Empfangsdame, die ihm seine Karte aushändigt.
    Ganz von Rothschild und seinem Gefolge in Anspruch genommen, hat Fuller nicht den Mann gesehen, der in der Halle in einem Sessel sitzt und aufmerksam einen Hotelprospekt studiert.
    Kaum ist er in seinem Zimmer angekommen und hat Jackett und Hemd ausgezogen, um sich rasch ein wenig frisch zu machen, als es an seiner Tür klopft.
    »Wer ist da?«
    »Der Room Service, Sir. Hier ist ein Geschenk, das die Rezeptionistin vergessen hat, Ihnen zu überreichen.«
    »Ein Geschenk? Von wem?«
    »Äh ... von Franklin Rothschild, Sir.«
    »Eine Sekunde.«
    Hastig und ein wenig erstaunt zieht sich Anthony wieder an. Ein Geschenk von Rothschild? Also, so etwas! Mehr aufgeregt als neugierig öffnet er die Tür. Vor ihm steht der Wikinger, der Leibwächter von Fatimata Konaté, und setzt einen Fuß zwischen Tür und Rahmen.
    »Sie?«, sagt Fuller erschrocken. »Was wollen Sie?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich habe ein Geschenk für Sie. Darf ich eintreten?«
    »Ich will Ihr Geschenk nicht. Und ich habe Ihrer Chefin auch nichts zu sagen.«
    »Hören Sie, Mr. Fuller«, schmeichelt Rudy liebenswürdig, »sollten wir nicht dieses Misstrauen und Versteckspiel endlich sein lassen? Meine Chefin, wie Sie sie nennen, möchte nichts anderes, als endlich Frieden mit Ihnen zu machen. Das Geschenk ist ein Zeichen ihres guten Willens.«
    Er zeigt Fuller ein ziemlich großes, in Seidenpapier gewickeltes und mit einem Goldband verschnürtes Paket.
    »Was soll das sein? Eine Bombe?«
    Rudy schaut ihn mitleidig an.
    »Glauben Sie ernsthaft, Mr. Fuller, dass ich hier mit einer Bombe aufkreuzen könnte? Es gibt auch wohlmeinende Menschen, wissen Sie! Und zu ihnen gehört Madame Konaté, die sehr darauf hofft, Sie endlich kennenlernen zu dürfen.« Rudy schlängelt sich immer weiter durch die halb geöffnete Tür. »Sehen Sie es sich wenigstens einmal an. Wenn es Ihnen nicht gefällt, geben Sie es mir zurück, und wir belassen es dabei. Einverstanden?«
    »Gut, aber beeilen Sie sich. Ich bin verabredet.«
    Widerwillig gibt Fuller den Weg frei. Rudy legt das Geschenk und einen dicken Strauß exotisch duftender Blumen auf den Tisch und tritt beiseite.
    Anthony wirft ihm einen misstrauischen Blick zu, findet aber kein Gegenargument. Er knüpft die Schleife auf und zerreißt das Seidenpapier. Es sind mehrere Schichten ...
    Die Hyänenmaske fixiert ihn mit leeren, irren Augen.
    Ein merkwürdiges Unbehagen beschleicht Fuller. In seinem Bauch klumpt sich ein Kloß aus Angst zusammen, als stünde er am Rand eines schwindelerregenden Abgrundes. Gleichzeitig hört er klar und

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