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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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die Uhr. In Kongoussi muss es mitten in der Nacht sein. »Du musst bitte ganz dringend zu Abou gehen ... Ja, ich weiß, dass er Ausgangssperre hat. Mach es irgendwie möglich. Die Sache ist sehr ernst und unglaublich wichtig! ... Nein, ich kann es dir nicht erklären. Aber er wird sich darum kümmern, wenn du darauf bestehst ... Morgen früh? Ja, das geht. Er soll mich zurückrufen. Schreibst du dir die Nummer auf? ... Ja klar, ich rufe sofort zurück ... Nein, das ist schon in Ordnung. Ich habe hier Kredit. Gute Nacht, Laurie. Und entschuldige bitte, dass ich dich geweckt habe.«
    Das Tier überwältigen
    Wir jedoch, wir haben die Möglichkeit, die Augen auch in der Nacht zu öffnen - im ndimsi. Im ndimsi ist es, als befänden wir uns im Licht. [.] Du kannst bis nach Europa sehen, bis dorthin und noch weiter, obwohl du zu Hause bist. Mit dem ndimsi verhält es sich so: Du siehst das Schlechte und das Gute.
Din (Heiler aus dem Volk der Douala, Kamerun)
    »Großmutter, ich brauche deine Hilfe!«
    »Ich weiß, mein Sohn. Rudy ist in Gefahr, nicht wahr?«
    Hadés Antwort verblüfft Laurie ungemein. Sie und Abou sind gerade erst angekommen und in die Hütte gebeten worden; sie wüsste nicht, wann Abou seine Großmutter hätte informieren können, zumal sie kein Telefon besitzt. Es ist wohl tatsächlich so, dass Hadé über bestimmte »Begabungen« verfügt; das hat Abou ihr immer wieder klarzumachen versucht. Bei ihrem ersten Besuch hat sie diese Begabungen allerdings nicht erkennen können. Sie hat lediglich eine korpulente alte Dame erlebt, die sehr wütend auf ihren Enkel war, sich ihr gegenüber aber ausgesprochen nett verhielt. Nur die Fetische, Masken und Amulette in der Hütte könnten darauf hinweisen, dass Hadé mit den Geistern in Verbindung steht ... oder mit Menschen, die daran glauben. Doch soeben hat sie einen Beweis ihrer Hellsichtigkeit geliefert - oder ihrer perfekten Kenntnis der Kungelei zwischen Rudy und Abou.
    Laurie hat erst im Auto erfahren, was eigentlich los ist. Natürlich hatte sie schon vorher gewisse Vermutungen, denn Rudy ist nicht der Typ, der als Begleitung von Saibatou Kawongolo mal eben kurz in die Vereinigten Staaten fliegt. Der besorgte Anruf mitten in der Nacht bestärkte Lauries Verdacht. Dennoch folgte sie seiner Bitte und fuhr gleich früh am nächsten Morgen ins Militärlager, ging zu Hauptmann Yaméogo und fragte ihn, ob Abou einen dringenden Anruf tätigen dürfe - es ginge um seine Großmutter und seine »Behandlung«. Der Hauptmann gab ihrer Bitte gutmütig wie immer nach. Abou durfte Rudy vom Diensttelefon der Armee aus anrufen. Im Anschluss an das Gespräch bat er um Sonderurlaub, weil er Hadé besuchen müsse.
    »Sergeant Diallo, Sie missbrauchen Ihre Privilegien!«, brüllte Yaméogo, beruhigte sich dann aber wieder. »Gut, wenn Ihre Großmutter Sie braucht, gestatte ich Ihnen, nach Ihrem Dienst hinzufahren. Unter einer Bedingung: Sie sind morgen früh rechtzeitig auf Ihrem Posten.«
    »Zu Befehl, Herr Hauptmann.«
    »Rühren.«
    Daraufhin zwinkerte Yaméogo Laurie zu. Sein Blick war eindeutig anzüglich. Er war mit Sicherheit der Meinung, dass es sich bei dieser Großmuttergeschichte um einen Vorwand handele, dass Laurie einfach nur Sehnsucht nach Abou hatte und dass die beiden die Nacht mit wildem Sex verbringen würden. Um ehrlich zu sein, hatte sie selbst auch schon an etwas Ähnliches gedacht. Doch es war wirklich so, dass Abou unverzüglich zu Hadé fahren musste; er hatte es Rudy am Telefon versprochen.
    »Ich werde gegen acht Uhr abends dort sein. Geht das? Wie groß ist der Zeitunterschied? Sechs Stunden? Das wäre doch in Ordnung für dich, oder? ... Okay. Gute Nacht, Rudy.«
    Den ganzen Tag musste Laurie ihre Ungeduld zügeln. Was heckten die beiden da wieder aus? Und was sollte das Versteckspiel? Wenn Abou jetzt schon Dinge vor ihr verheimlichte, würde ihre Beziehung sicher nicht sehr lange halten. Bei Dienstende um halb sieben holte sie ihn mit dem Auto ab und machte ihrem Unmut sofort Luft.
    »Abou, diese Dummheiten mit Rudy reichen jetzt allmählich. Ich denke, du solltest mir endlich alles erklären. Ich behalte mir übrigens das Recht vor, dich zu hindern, wenn ich der Meinung bin, dass du dich da in etwas hineinreitest.«
    Zerknirscht erzählte er ihr alles: vom Grund für Hadés Zorn, vom stärker werdenden, verhängnisvollen Einfluss des Feindes und seiner Verbindung mit der Göttlichen Legion, von der Notwendigkeit seiner Vernichtung, von Rudys

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