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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Bereitschaft - um nicht zu sagen: Selbstaufopferung -, diesen Auftrag auszuführen, und von der mentalen Unterstützung, mit der Abou und Hadé ihm helfen konnten. Sprachlos und erstaunt hörte Laurie ihm zu. Schließlich nickte sie, ohne ihren Zweifel zu verhehlen.
    »Wenn ich dich recht verstanden habe, habt ihr einen Kampf der Guten gegen das Böse vom Zaun gebrochen. Ihr kämpft gegen Satan oder den Antichrist, ihr wollt das Tier überwältigen, wie der Erzengel Michael den Drachen überwältigt hat. Das ist ja richtig mythologisch!«
    »Davon verstehe ich nichts, Laurie. Ich weiß nur, dass es schwierig wird. Und sicher auch gefährlich.«
    »Musst du es denn tun?«
    »Ich muss meinen Fehler wiedergutmachen.«
    Was sollte sie darauf antworten? Dem war nichts entgegenzusetzen. Sie stellte sich Abous Teilnahme an Rudys Kampf als eine Art mentale Konzentrationsübung vor, als Meditation oder höchstens so etwas wie Selbsthypnose, ganz ähnlich der psychologischen Konditionierung vor einer wichtigen Bewährungsprobe ... verbunden mit streng traditionellen Bräuchen, Zauber, Befragung von Kauri-Muscheln oder esoterischen Zeichen im Sand, vielleicht einem Maskentanz oder einer von Nadeln durchbohrten Puppe als Symbol der Bösen.
    Doch es ist ganz anders.
    Hadé geht zum Regal, nimmt eine Handvoll Kräuter aus einem Behältnis, ein wenig geriebenen Stein oder schwärzliche Kohle aus einem anderen und wirft beides in das merkwürdige muschelgeschmückte Tonbehältnis, aus dessen Öffnung ständig eine bläuliche, nach Weihrauch duftende Rauchfahne dringt. Sofort wird der Rauch dicht, bitter, braun und erstickend. Laurie kneift die Augen zusammen und beginnt zu husten.
    »Komm her, mein Sohn.«
    Abou steht auf und geht zu seiner Großmutter. Laurie sieht, dass er zittert und dass sein Blick trüb ist.
    »Muss ich hinausgehen?«, fragt sie.
    Laurie weiß, dass es bei afrikanischen Zauberern mehrere Anlernstufen gibt und dass einige in der Anwesenheit von Laien nicht durchgeführt werden können. Angesichts von Abous gequältem Gesichtsausdruck ahnt sie, dass ihm etwas sehr Schwieriges bevorsteht: Sie hat Angst um ihn und würde gern in seiner Nähe bleiben, um ihn mit ihrer Liebe zu unterstützen.
    »Bleiben Sie ruhig hier, Laurie. Abou könnte Ihren Beistand brauchen, denn er ist enger an Sie als an mich gebunden. Aber ich warne Sie: Es wird nicht sehr angenehm, doch Sie dürfen weder schreien noch mit ihm reden oder versuchen, ihn von dort, wo er ist, zurückzuholen. Versprechen Sie mir das?«
    »Ich verspreche es Ihnen, Madame«, nickt Laurie ernst.
    Dieses Mal muss Hadé Abou nicht mehr zwingen, den Kopf in den Rauch zu halten. Auf ein Zeichen von ihr steckt er ihn sofort in die Öffnung des Fetischs. Seine Großmutter steht über ihn gebeugt und atmet ebenfalls tief die bitteren, übel riechenden Dünste ein. Halluzinogene, denkt Laurie, die sich sehr beherrschen muss, um nicht zu husten. Obwohl sie sich bemüht, so wenig wie möglich von dem braunen Rauch einzuatmen, spürt sie, wie ihr Kopf sich dreht. Am Fetisch wechseln Hadé und Abou einige Worte in Moré, die Laurie zwar nicht versteht, doch von denen sie ahnt, dass sie mit großer Macht beladen sind. Hadé stimmt eine Art Beschwörungsformel an, Abous Antworten sind rau, erstickt und immer gleich.
    Plötzlich wirft er sich nach hinten. Seine Augen quellen aus den Höhlen, er krümmt sich, als hätte er einen Stromschlag erhalten, und stößt unartikulierte Laute aus.
    »Ich sehe ihn, Großmutter! Ich sehe ihn!«, ruft er schließlich.
    »Geh näher an ihn heran, Sohn. Näher!«
    Hadé wechselt ins Moré. Langsam beginnt Abou, sich um die eigene Achse zu drehen. Dabei bewegt er sich sehr merkwürdig, zieht die Knie hoch, breitet die Arme aus und schlägt mit ihnen wie mit Flügeln. Laurie muss einen ängstlichen Aufschrei unterdrücken, denn das Gesicht ihres Liebsten hat sich vollständig verändert. Seine Augen, die rund wie Kugeln hervorstehen, schimmern in einem rötlichen Glanz; ein grässliches, raubtierhaftes Grinsen zerrt seine Lippen empor und enthüllt die Zähne; sein aufgequollenes Gesicht zuckt so stark, dass sich selbst die Ohren mitbewegen. Immer schneller dreht er sich um Hadé, die selbst mit ausgebreiteten Armen herumwirbelt. Soweit Laurie es im dichten Qualm erkennen kann, hat sich ihr Gesicht nicht verändert. In der Hütte ist es dunkel. Draußen sind die letzten Strahlen der untergehenden Sonne erloschen. Ein blakendes Öllicht schafft es

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