Ödland - Thriller
kaum, die finsteren Rauchspiralen zu durchdringen. Laurie hustet - sie kann nicht anders. Doch das seltsame Ballett, das sich vor ihren Augen abspielt, scheint davon nicht gestört zu werden. Abou wirbelt so schnell herum, dass er kaum noch den Boden zu berühren scheint. Im Zentrum des von ihm beschriebenen Kreises dreht sich Hadé wie ein tanzender Derwisch. Ihr Boubou bauscht sich um sie. Auch der Rauch ringelt sich spiralförmig nach oben, und am Rand der Windungen glaubt Laurie plötzlich, Formen zu erkennen ... Sie blinzelt und reibt sich die Augen, doch die Formen bleiben, dunstig, aber eindeutig, mal Mensch, mal Tier, manchmal eine Mischung aus beidem und umso bedrohlicher, als man sie nicht genau erkennen kann. Augen glühen auf, rote und gelbe Punkte in der Finsternis ... Halluzinationen, nichts als Halluzinationen, versucht Laurie sich zu überzeugen, doch sie spürt die körperliche Anwesenheit der Kreaturen, fühlt ihren Atem, vielleicht sogar eine Art Murmeln und dann - eine Berührung! Sie zuckt zurück, kann einen Schrei nicht zurückhalten, schlägt sich die Hand vor den Mund: Auf keinen Fall schreien, hat Hadé gesagt. Mutig wagt sie, sich umzudrehen ... Etwas Großes, Schwarzes pulsiert in der Dunkelheit oder schlägt mit den Flügeln. In panischer Angst nähert Laurie sich Abou, der sie anrempelt, umreißt und selbst stürzt. Instinktiv greift Laurie nach seiner Hand. Er reißt sich los und beginnt, kriechend um sie herumzutanzen - vielleicht fliegt er auch unmittelbar über dem Boden. Hadé schlägt ebenso mit den Armen - mit den Flügeln? - und dreht sich schwerfällig im Kreis. Es ist eine Art Tanz, dessen Ziel es zu sein scheint, die Dämonen (handelt es sich um solche?) davon abzuhalten, sich auf sie zu stürzen.
Plötzlich hält Abou in seiner Bewegung inne. Er kauert sprungbereit wie ein Panther, der sich auf seine Beute stürzen will. Laurie kann sein Gesicht im Halbschatten erkennen. Es hat nichts Menschliches mehr. Er sieht aus wie eine der Masken, die an den Balken der Hütte hängen, mit gebleckten Zähnen, großen, kugeligen Augen und einer Tierschnauze. Selbst die kurzen krausen Haare sträuben sich wie eine explodierende Krone um seinen Kopf.
»Jetzt!«, ruft Hade.
Abou springt mit einem katzenartigen Satz in die Finsternis - und verschwindet.
Er kommt nicht ein Stück weiter auf die Füße, hält sich auch nicht an den Balken der Hütte fest oder durchdringt das Grasdach - er verschwindet ganz einfach. Das ist zu viel für Laurie. Ein entsetzlicher Schmerz durchfährt sie. Ihr Herz setzt einen Schlag aus. Sie versinkt in ein rotes, weiches Nichts.
Sie weiß nicht, ob sie nur einige Minuten oder viele Stunden ohnmächtig war. Als sie aufwacht, liegt Abou neben ihr. Sein Körper wird von so heftigen Zuckungen geschüttelt, dass er manchmal vom Boden abzuheben scheint. Sein Atem geht schwer und abgehackt, seine Gesichtszüge werden von schrecklichen Ticks verzerrt, seine Augen rollen in ihren Höhlen. Hadé ist mit hängenden Armen in ihrem Sessel zusammengesunken. Sie wirkt erschöpft. Die Dämonen sind geflohen oder haben sich in der Finsternis verkrochen. Der stinkende Rauch ist weniger dicht und nicht mehr so erstickend.
Laurie vergisst ihr Versprechen und greift nach Abous Hand, die wie ein elektrisierter Froschschenkel zuckt. Sie drückt sie ganz fest und überhäuft ihn mit all ihrer Liebe, ihrer Zärtlichkeit und ihrem Begehren. Innerlich beschwört sie ihn: Ich liebe dich, Abou. Halte durch. Halte durch. Komm wieder zurück. Ich brauche dich. Ich liebe dich, ich liebe dich ... Langsam wird Abou ruhiger. Seine Krämpfe lassen nach, die Gesichtszuckungen werden seltener, seine Augen rollen nicht mehr, und die Atmung wird regelmäßiger. Nur seine Beine galoppieren weiter, als marschiere er in irgendeinem unbekannten Land.
Lange bleibt Laurie an ihn geschmiegt liegen, hält seine Hand in ihrer und absorbiert seine Energie, die sich wie glühende Lava in ihrem Körper ausbreitet. Abou beruhigt sich, schläft vielleicht sogar ein ... Plötzlich reißt ihn ein unglaublicher Ausbruch vom Boden. Ohne Anlauf vollführt er einen kompletten Salto rückwärts über den Kopf, bleibt flach auf dem Bauch liegen, springt mit einem Satz auf die Beine, kniet hin, kreuzt die Arme über der Brust, lässt den Kopf auf die Oberschenkel fallen und stöhnt wie in höchster Qual.
»Abou! Liebling! Was ist los? Hast du Schmerzen?«, schreit Laurie auf.
Sie spürt seine Hand, die sie
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